Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Vogelbestimmungskurs 2015

Der Einführungsabend

Zum „Grundkurs Vogelbestimmung“, den der LBV Starnberg zusammen mit der Volkshochschule Starnberger See anbietet, haben sich 19 Teilnehmer angemeldet. Der Eröffnungsabend fand am 12. März 2015 statt. Franz Wimmer, Geschäftsstellenleiter des LBV Starnberg begrüßte die Teilnehmer und stellte kurz die Inhalte des Kurses vor. Darauf folgte eine kurze Vorstellungsrunde der Teilnehmer. Die meisten der Teilnehmer interessierten sich ganz allgemein für die Vogelwelt und wollten endlich mal wissen, was denn da so am See oder im Garten rumfliegt. Einige wenige Teilnehmer hatten schon vogelkundliche Vorkenntnisse und wollten diese mit dem Kurs vertiefen.

 

Thomas Hafen gestaltete anschließend mit einem knapp zweistündigen Vortrag den Eröffnungsabend. Dabei wurde auf das nötige Handwerkszeug (optische Ausrüstung, Bestimmungsbücher, etc.) eingegangen sowie in die Grundlagen der Bestimmung eingeführt. Welche Faktoren spielen bei der Bestimmung eines Vogels eine Rolle? Der Lebensraum, die Größe eines Vogels (so groß wie ein Spatz, eine Amsel oder eine Ente), die Gestalt, die Färbung, das Verhalten (Flug, Nahrungssuche, etc.) und vor allem bei den Singvögeln die Stimme. Dann wurden gut 30 Vogelarten mit Fotos und Stimme vorgestellt, von einfachen Arten wie Buchfink und Amsel über die  Zwillingsarten Zilpzalp und Fitis bis hin zu etwas schwieriger zu bestimmenden Arten wie z.B. der Heckenbraunelle. Abschließend stellte Thomas Hafen – wegen der Nähe zum Starnberger See – noch die wichtigsten Wasservögel vor. Nach knapp zwei Stunden hatten die Teilnehmer eine Fülle an Informationen über die heimische Vogelwelt, die nun bei den Exkursionen in der Praxis angewendet werden sollten.

Exkursion in den Lennépark

Reiherentenerpel (Foto: Wolfgang Höll)
Reiherentenerpel (Foto: Wolfgang Höll)

Die erste Exkursion fand am Sonntag, den 22. März 2015 statt. Pit Brützel und Patrick Fantou führten die Teilnehmer durch den Lennépark bei Feldafing an der Roseninsel entlang. Für die erste Exkursion standen Wasservögel und die ersten Singvögel auf dem Programm. Leider ließ das Wetter zu wünschen übrig, es war ziemlich kalt und nieselte ein wenig. Trotzdem machten sich ca. 15 Teilnehmer guten Mutes auf den Weg. Fast jeder hatte ein Fernglas dabei, mit Leihferngläsern und –spektiven des LBV Starnberg wurden die Ausrüstungslücken aufgefüllt.

 

An Wasservögeln waren die üblichen Arten zu sehen, besonders schön waren die Kolbenenten zu beobachten, die ganz nahe am Ufer schwammen.  Lachmöwen und eine Mittelmeermöwe saßen nebeneinander auf dem Steg, sodass die Größenunterschiede der beiden Arten gut erkannt werden konnten. Die Kormorane saßen noch auf ihren Schlafbäumen und weit draußen im See konnte man einen großen Trupp Blässhühner beobachten. Drei verschiedene Lappentaucherarten konnten beobachtet werden, mehrere Trupps von Schwarzhalstauchern, balzende Haubentaucher und zum Schluss noch ein Zwergtaucher.

 

Da das Wetter nicht allzu gut war, hielten sich die Singvögel mit dem Gesang etwas zurück. Für die erste Exkursion war das aber ganz gut, sodass die Teilnehmer die häufigsten Arten noch gut heraushören konnten. Buchfink, Kohlmeise, Singdrossel, Kleiber, Rotkehlchen und Zilpzalp konnten gut gehört werden. Ein großer Trupp Bergfinken (ca. 150 Individuen) zog vorbei, ein Ringeltaubenpaar baute sein Nest in einen Efeu. Nach zweieinhalb Stunden wurde es dann empfindlich kalt, und die Gruppe trat den Rückweg zum Parkplatz an. Beim genaueren Hinsehen wurden dann noch in einem Trupp Reiherenten vier männliche Bergenten entdeckt. Mit dieser Beobachtung hatten auch die beiden Exkursionsleiter nicht gerechnet, da die Bergente normalerweise nur in geringen Zahlen am Süd- bzw. Ostufer des Starnberger Sees vorkommt. Etwas unterkühlt, aber voller neuer Eindrücke war die Gruppe mit dem Erlebten sehr zufrieden. Hoffentlich ist bei der nächsten Exkursion des Wetter besser. Am Ende der Exkursion umfasste die Artenliste circa 30 Arten.

Exkursion ins Mühltal bei Gauting

Die zweite Exkursion fand am Samstag, den 18. April 2015 statt. Nach starken Regenfällen am Vortag herrschte dieses Mal gutes Wetter und die Teilnehmer konnten einen schönen Frühlingsvormittag an der Würm verbringen. Thomas Hafen und Pit Brützel übernahmen die Leitung der Exkursion. Der ursprüngliche Plan einer Rundwanderung konnte nicht verwirklicht werden, da die Waldwege durch die Auswirkungen des Orkans Niklas noch sehr schlecht begehbar waren. So führte der Weg von der Brücke am Wanderparkplatz ca. zwei Kilometer würmabwärts.

 

Es hatten sich 13 Teilnehmer eingefunden, die versuchten, die Vogelstimmen zu identifizieren und die Vögel im Geäst und Gestrüpp zu finden. Beides war nicht ganz einfach – die Vogelstimmen waren in dem Stimmenkonzert oftmals schwer herauszuhören und das Suchen und Finden der Singvögel mit dem Fernglas in den glücklicherweise noch unbelaubten Bäumen war für viele Teilnehmer noch gewöhnungsbedürftig. Es ließen sich die für die Jahreszeit typischen Singvogelarten hören – Buchfink, Mönchsgrasmücke,  Rotkehlchen, Zilpzalp und Zaunkönig waren die auffälligsten Sänger. Daneben noch Kohlmeise, Blaumeise und Tannenmeise als Vertreter der Meisen. An Spechten war neben dem Buntspecht auch der Grauspecht zu hören und zu sehen.

 

In der Würm konnten die Wasseramseln beobachtet werden – nach anfänglichen Schwierigkeiten mit dem Finden der Wasseramsel kamen  die Vögel doch sehr nahe und konnten auf den im Wasser liegenden Baumstämmen gut beobachtet werden. Insgesamt waren 5 Wasseramseln zu sehen – in dem Flußabschnitt kann also von mindestens 3 Revieren der Wasseramsel ausgegangen werden. Eine Gebirgsstelze konnte beim Nestbau beobachtet werden, ein Gänsesägerpärchen schwamm auf der Würm und es wurde ein Nest einer Kanadagans gefunden.  

 

Trauerschnäpper und Kernbeißer vervollständigten die Artenliste, die auch dieses Mal ca. 30 Vogelarten umfasste. Erstaunlicherweise konnten keine Baumläufer, keine Goldhähnchen  und auch kein Fitis entdeckt werde – damit bleiben für die letzte Exkursion noch einige Arten übrig, die neu entdeckt werden können. Nach gut 3 Stunden waren die Teilnehmer wieder am Parkplatz zurück und einige Teilnehmer sind schon entschlossen, sich ein besseres Fernglas zuzulegen.

Exkursion ins Leutstettener Moos

Am Samstag, 09.05.2015, führte die letzte der insgesamt drei Exkursionen des LBV-Vogelbestimmungskurses die Teilnehmer zum Naturschutzgebiet Leutstettener Moos nördlich von Starnberg. Fachlich wurde die Führung von der Gebietsbetreuung Starnberger See (Andrea Gehrold) und dem LBV Starnberg (Franz Wimmer, Patrick Fantou) betreut. Dabei konnten die charakteristischen Vogelarten dreier verschiedener Lebensraumtypen beobachtet werden.

 

Im Lebensraum „Feuchtgebiet“ konnten wir stetig dem Ruf des Kuckucks und dem Gesang mehrerer Feldschwirle lauschen. Außerdem zeigte sich kurz ein Rohrweihen-Männchen, das über dem nahegelegenen Schilfgürtel auf Nahrungssuche war. Und ein Baumpieper machte sich aus den verbuschten Bereichen des Mooses bemerkbar. Im Lebensraum „Wald“ machten u. a. Zaunkönig, Buchfink und Mönchsgrasmücke auf sich aufmerksam. Bei einem Totholz-Stamm mit Spechthöhlen konnte ein Star (als Nachmieter der Spechte) bei der Versorgung der Brut beobachtet werden. Im Lebensraum „Siedlung“ sangen fleißig die Hausrotschwänze, Amseln, Rotkehlchen, Kohl- und Blaumeisen. Als Highlight konnten wir außerdem ein lauthals rufendes Bluthänflings-Paar verzeichnen, Feldsperlinge beim Nestbau in einem Dachgiebel beobachten und einen der ersten zugezogenen Mauersegler sichten.Insgesamt konnten wieder circa 30 Arten beobachtet werden.

 

(Text: Andrea Gehrold)

Der Abschlussabend

Am 21. Mai 2015  fand der Abschlussabend  des Vogelbestimmungskurses in den Räumen der Volkshochschule Starnberg statt. Knapp die Hälfte der Kursteilnehmer war am letzten Abend noch anwesend – wie so oft bei solchen Veranstaltungen nimmt die Resonanz gegen Ende des Veranstaltungszyklus leider ab.

 

Pit Brützel stellte im Abschlussvortrag anhand der Artenlisten der 3 Exkursionen noch einmal die wichtigsten Arten vor, die während des Kurses gesehen bzw. gehört worden waren.  Dabei wurden in einer Art Quiz die Stimmen der Vögel abgespielt, die Kursteilnehmer sollten dann die Arten bestimmen. Bei einfachen Arten wie Buchfink, Amsel und Singdrossel ging das schon sehr gut, bei etwas schwierigeren Arten gab es noch manchmal ratlose Gesichter und einiges an Aufklärungsbedarf.  Die Stimmen wurden mehrfach wiederholt, die Bilder und die feldornithologischen Erkennungsmerkmale wurden anhand der Folien des Eröffnungsabends noch einmal vorgestellt. Bei den 3 Exkursionen durch unterschiedliche Lebensräume wurden jeweils ca. 30 Arten beobachtet – am Ende des Kurses hatten die Teilnehmer insgesamt  ca. 60 Arten gesehen bzw. gehört.

 

Zum Abschluss wurden noch ein paar außergewöhnliche Beobachtungen der letzten Monate aus dem Landkreis Starnberg gezeigt. Die Kursteilnehmer waren doch recht erstaunt, dass man bei uns auch besondere Arten wie Flamingo, Kranich, Stelzenläufer oder Schwarzstorch beobachten kann.

 

In einem Fragebogen wurde die Resonanz der Teilnehmer abgefragt. Alle Teilnehmer äußerten sich vorbehaltlos positiv und vergaben die Note 1 für den Kurs; sie werden den Kurs an interessierte Freunde weiterempfehlen und selbst weiter an Exkursionen teilnehmen. Der schönste Kommentar  kam von der jüngsten Teilnehmerin, die auf die Frage „Werden Sie das Thema Vogelbeobachtung intensivieren? Wenn ja, wie?“ antwortete: „Ich will Ornithologe werden“.

 

(Text: Pit Brützel; Fotos: Franz Wimmer / Pit Brützel)