Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Der Teufelsabbiss (Succisa pratensis)

Teufelsabbiss (Foto: Peter Witzan)
Teufelsabbiss (Foto: Peter Witzan)

 

 

 

Teufelsabbiss – ein merkwürdiger Name für eine Blume. Er bezieht sich darauf, dass diese Pflanze eine Pfahlwurzel hat, von welcher alljährlich der untere Teil abstirbt, so dass der Rest wie abgebissen aussieht. Dass das der Teufel gewesen sein soll, dazu gibt es die Legende, dass dieser mit der Pflanze viel bösen Zauber getrieben haben soll, bis die die Muttergottes eine Heilpflanze daraus gemacht hat; der Teufel hat sie dann aus Ärger darüber abgebissen. Als Heilpflanze wurde sie gegen verschie­dene Leiden verwendet, auch gegen die Pest. Viel scheint es nicht geholfen zu haben, denn bereits um die Mitte des 18. Jahr­hunderts spielte der Teufelsabbiss in der Medizin kaum mehr eine Rolle.

 

Teufelsabbiss (Foto: Peter Witzan)
Teufelsabbiss (Foto: Peter Witzan)

 

Man findet ihn bei uns fast überall, wo es noch Streuwiesen gibt, also magere, feuchte Wiesen, die traditionell zur Gewinnung von Einstreu für die Ställe genutzt wurden; damit gehört er zu den Arten, deren Erhalt sich der LBV zum Anliegen macht, indem er solche Flächen durch jährliche Mahd in ihrem bisherigen, artenreichen Zustand erhält. Beispiele für solche Flächen sind unter anderem die Zeitler-Wiesen, das Ettenhofer Moos die Lange Wiese und das Hirschgrabenmoos.

 

Dort, wo es diesen Biotop-Typ noch gibt, erfreut uns der Teufelsabbiss in der Zeit von Juli bis September meist recht zahlreich durch seine violett-blauen, in seltenen Fällen auch weißen, Blütenköpfe. Der Teufelsabbiss dient der Gammaeule sowie den stark gefährdeten Tagfalterarten Abbiss-Scheckenfalter und Goldener Scheckenfalter als Raupen­pflanze.

 

Viele weitere Schmetterlinge sowie Bienen, Hummeln und Schwebfliegen besuchen die nektarführenden Blüten.  

 

Teufelsabbiss (Foto: Rudi Netzsch)
Teufelsabbiss (Foto: Rudi Netzsch)

 

 

Gewöhnlich sitzen drei oder mehr Blütenköpfchen auf einem Stängel. Die Köpfchen setzen sich aus 50 bis 80 Einzelblüten zusammen und sind von Hüllblättern umgeben. Man könnte also meinen, einen Vertre­ter der Korbblütler (Asteraceae) vor sich haben. Betrachten wir jedoch die einzelnen Blüten, aus welchen das Köpfchen zusammengesetzt ist, näher, so fällt auf, dass die Staubbeutel nicht wie bei den Korbblütlern zu einer Röhre verwachsen sind, sondern voneinander getrennt sind. Da hat also die Evolution zweimal unabhängig voneinander den gleichen Weg eingeschlagen. Das eine Mal führte es zur Familie der Korbblütler, das andere Mal zur Familie der Kardengewächse (Dipsacaceae).

 

Bei uns im Bayerischen Oberland sind heimische Vertreter der Kardengewächse neben dem Teufels­ab­biss die Karden, die Skabiosen und die Witwenblumen. Die Karden werden oft für Disteln, die jedoch zu den Korb­blütlern gehören, gehalten. Skabiosen und Witwenblumen haben – ebenfalls eine bemer­ken­s­werte Parallele zu den Korbblütlern – vergrößerte Randblüten, was als Unterschei­dungs­merkmal dienen kann, denn der Teufelsabbiss hat keine vergrößerten Randblüten; außerdem sind seine Köpf­chen fast kugelförmig, im Unterschied zu den flachen Köpfchen der Skabiosen und Wit­wen­blumen.

 

Teufelsabbiss (Foto: Rudi Netzsch)
Teufelsabbiss (Foto: Rudi Netzsch)

 

 

 

Die Blütezeit eines Köpfchens vollzieht sich in zwei Phasen: erst werden die Staubblätter reif; im Anschluss daran fallen die Staubbeutel ab und die Narben werden reif. Dadurch wird Fremdbestäu­bung gefördert. Darüber hinaus gibt es neben zwittrigen Pflanzen auch solche, deren Staubgefäße von vornherein zurückgebildet sind.

 

 

Das natürliche Verbreitungsgebiet des Teufelsabbisses umfasst ganz Europa, Nordafrika, Westasien und Sibirien. Im östlichen Nordamerika ist er ein Neophyt. 

 

(Text: Rudi Netzsch)

 

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