Gemeinsam Bayerns Natur schützen

FFH-Gebiet 7833-371: „Moore und Buchenwälder zwischen Etterschlag und Fürstenfeldbruck“

 

Lage:


Das FFH-Gebiet mit 796 ha Fläche liegt zu 39% (310 ha) am Westrand des Lkr. Starnberg, der größere,  nördliche Teil im Lkr. Fürstenfeldbruck östlich der Amper. Es liegt im würmeiszeitlichen Endmoränen­bereich des ehemaligen Ammersee-Gletschers und ist stark modelliert als Eiszerfalls­landschaft.

Das FFH-Gebiet ist zu 94% mit Wald bedeckt, etwa die Hälfte davon ist Staatswald. Im Norden, nahe dem Kloster Fürstenfeld, schließt sich ein kleiner Hangwald als 7833-371-01  an, der hier nicht auf der Karte des LfU dargestellt ist.

 

Toteis-Kesselmoor (Foto: Horst Guckelsberger)
Toteis-Kesselmoor (Foto: Horst Guckelsberger)

Charakteristik:
DAS FFH-Gebiet ist eingebettet in umfangreichen Fichtenwald, sodass der Charakter als „Buchen­wald“ nicht überall augenscheinlich ist. Dort finden sich, der geologischen Geschichte ent­sprechend, mehr oder weniger große Toteiskessel, die trocken, wasserführend oder aber auch vermoort vorkommen.

Beim Waldanteil dominiert „Waldmeister-Buchenwald“ (44%), ergänzt um etliche Moorwald-Lebensräume  (Waldkiefern-, Fichten- und Birkenmoorwald, als „prioritäre Lebensraumtypen“ der FFH-RL hervorgehoben)  (5 %).  Besondere Bedeutung haben die beiden als Naturschutzgebiete ausgewiesenen Moore: Das west­lich gelegene NSG „Wild­moos“ (45 ha) sowie das NSG „Görbel­moos“ (15 ha). Nur  3 % sind Offenland, also sehr wenige Kalkmager­rasen, Streuwiesen, aber auch teilweise noch offe­ne (Übergangs-)Moore mit Hochmoor-Resten. Das Mosaik von nährstoffarmen Kalk-Trocken­rasen, Borstgras- und Pfeifengraswiesen, wie sie u. a. um den Birkenbuckel und auf den Pfarr­wiesen zu finden sind, mit Nieder- und Übergangsmoorresten wird besonders hervorgehoben. Die  Borst­grasrasen sind ebenfalls be­sonders schützens­werte „prioritäre Lebensraumtypen“ nach der FFH-RL.

Daneben gilt das besondere Augenmerk dem Wasserhaushalt der Moore, insbesondere dem  Lebens­raumtypus 7120 „noch renaturierungsfähige de­pri­vierte Hochmoore“, wie sie in Wild- und Görbel­moos noch erfasst wurden.

Managementplan:

 

Das Gebiet ist FFH-Gebiet seit 2000, der Managementplan von 2010 ist einsehbar auf der Website des Bayerischen Landesamtes für Umwelt LfU:
Teil I: Maßnahmen
Teil II: Fachgrundlagen

Gelbbauchunke (Fot: Peter Witzan)
Gelbbauchunke (Fot: Peter Witzan)

Arten:

 

Zu den besonderen („Anhang II“-) Arten der FFH-RL gehören u. a. die Gelbbauchunke (Bombina variegata) und der Kammmolch (Triturus cristatus) sowie Eiszeitreliktarten wie die Strauchbirke (Betula humilis), das Moor-Reitgras (Calamagrostis stricta), die Labkraut-Wiesenraute (Thalictrum simplex ssp galloides) und die Traubige Graslilie (Antherium liliago).

 

Als vorrangige Mannahmen werden im Managementplan genannt:

  • Erhalt der Toteiskessellandschaft und der Kesselmoore
  • Verbesserung des Wasserhaushalts
  • Maßnahmen für die Anhang II-Arten und die besonderen Lebensraumtypen
Arnikawiese - Borstgrasrasen (Foto: Horst Guckelsberger)
Arnikawiese - Borstgrasrasen (Foto: Horst Guckelsberger)

Aktivitäten des LBV Starnberg:

  • Seit den frühen 1990ern werden der Birkenbuckel (Kalk-Trockenrasen, basisch) und die ihn um­ge­benden, ebenfalls mageren (aber basenarmen) Borst- und Pfeifengraswiesen gemäht und ab­geheut. Besonderes Augenmerk richten wir dabei u. a. auf den Erhalt des Regensburger Geißklees (Chamaecytisus ratsisbonensis), einer Zwergginsterart, der Arnika und der verschiedenen Enzianarten. Mit ihrem lichten Birken­bestand sind sie zu­gleich von besonderem landschaftsästhetischen Reiz. Seit etwa 2010 dehnen wir die Aktivität auf westlich wie auch östlich angrenzende  ehemaliges Torfstiche (z.B. "Schraml") , aber auch auf das südlich benachbarte Übergangsmoor („Hackenmoos“)  aus (Entbuschen, z.T. künftige Mahd), Damit sollen Nieder- und Übergangsmoorflächen erhalten werden.
  • Weiter nördlich werden die beiden „Pfarrwiesen“ gemäht und abgeheut. Nur mit geschultem Auge kann auch das dortige Wuchsgebiet der Strauchbirke (Betula humilis) durch gezieltes Ent­buschen erhalten werden.
Niedermoor "Hackenwiese" vom Birkenbuckel aus (Foto: Horst Guckelsberger)
Niedermoor "Hackenwiese" vom Birkenbuckel aus (Foto: Horst Guckelsberger)
  • Im NSG Görbelmoos wurde unsere bisherige Landschaftspflege am „Kalten Magerrasen“ (Mahd, Entbuschen) von einem Landwirt übernommen. Dort hatten wir ein besonderes Augenmerk auf den Keulen-Bärlapp (Lycopodium clavatum) gelegt. Das Entbuschen im Zentrum des Über­gangs­­moores durfte leider nicht weitergeführt werden, Fichten und Birken dringen nun vor.
  • Auf lokalpolitische Ebene forderte und fordert der LBV Starnberg - eines der Hauptziele - seit spätestens 2008 die über­fällige Revitali­sierung / Wiedervernässung des Wildmooses. Die schleichende Entwässerung durch einen zen­tralen Graben samt den ihn speisenden Schlitzgräben wurde 2010 als eine „vorrangige Maß­nahme“ im Managementplan (s. o.) formuliert und 2013 im Landratsamt offiziell als Aufgabe aufge­nommen. Neun Jahre und erheb­liche Widerstände später wurden die ersten 30 Schlitz­gräben ver­schlos­sen, 2023 weitere 80. Neben dem Erhalt der bio­lo­ gischen Vielfalt und dem Hoch­wasserschutz ist nun auch der „Klimaschutz durch Moor­erhalt“ ein Argu­ment geworden.

Anmerkung: Wir beim LBV Starnberg freuen uns, dass unsere jahrelange Pflege des „Mosaiks“ um Birkenbuckel und die Pfarrwiesen zu einer positiven Bewertung im Managementplan geführt hat: „… durch Herbstmahd optimal ge­pflegt...“ (Teil II, S. 17) oder „Der Erhaltungszustand dieser vorbildlich gemähten Flächen ist hervorragend“ (Teil II, S. 20).

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