Gemeinsam Bayerns Natur schützen

SPA-Gebiet 8133-401 „Starnberger See“

Starnberger See (Foto: Franz Wimmer)
Starnberger See (Foto: Franz Wimmer)

Vorbemerkung:

 

SPA: special Protection Area, Besonderes Schutzgebiet für Vögel nach der EU-Vogelschutz-Richtlinie von 1979.

 

Diese SPAs bilden, zusammen mit der FFH-Richtlinie, das europa­weite Schutzgebietsnetz Natura 2000. Auch für SPAs sind Managementpläne vorgesehen. Für die SPA Starnberger See liegt derzeit (01/2024) noch kein Management­plan vor. Hier wird versucht, auf der Basis bekannter Unterlagen – etwa dem Ge­wäs­ser­entwicklungsplan GEP von 2005, dem bereits vorliegenden FFH-Managementplan und eigenen Unterlagen – die mög­lichen Grundlinien eines SPA-Management­planes zu skizzierenr

Lage

Ca. 35 km südlich München und etwa 60 km nördlich der Zugbarriere der Alpen entfernter eiszeitlicher Zungenbeckensee, der einem beträchtlichen Druck von Freizeit und Erholung ausgesetzt ist.

Charakteristik

Wasservögel in der Roseninselbucht (Foto: Horst Guckelsberger)
Wasservögel in der Roseninselbucht (Foto: Horst Guckelsberger)

 

Mit einer Wasserfläche von 5.636 ha (56 qkm) ist er Bayerns zweitgrößter See, hat aber mit einem Wasservolumen von 3.000 Mio. m3 das größte Wasservolumen. Damit verbunden ist ein großes Wärmespeichervermögen, sodass er seltener als die anderen großen Seen (Chiemsee, Ammersee) zufriert. Mit nur wenigen kleinen Bächen ist sein oberirdisches Wassereinzugsgebiet mit 312 qkm dreimal kleiner als das des Ammersees. Damit gelangen weniger Nähr- und Schadstoffe, aber auch nur sehr wenige Schwebstoffe in den See. Dies ergibt nicht nur eine große Tiefe (128 m tiefste Stelle), sondern auch eine sehr großen Sichttiefe (15 m im Winter). Zusammen mit seinem Fischreichtum ist er damit besonders ge­eignet als Rast- und Über­win­te­rungs­gebiet für Wasservögel – insbe­son­dere für Tauchenten, aber auch für (fischfressende) See- und Lappentaucher - , die bis aus dem hohen Norden, dem Balti­kum und sogar aus Sibirien hierher kommen.

Schutzstatus

See: Ramsargebiet (seit 1976), Besonderes Europäisches Vogelschutzgebiet SPA. FFH-Gebiet „Starnberger See“

Teilflächen: NSG Karpfenwinkel; NSG „Am Ostufer des Starnberger Sees“; Geschützter Landschaftsbestandteil „Vogelschutzgebiet Bucht bei St. Heinrich“.

Managementplan

noch nicht ershienen (01/2024)

Lebensraumtypen

Der See weist einige Flachwasserzonen (Bucht bei der Roseninsel, Karpfenwinkel südlich Tutzing, Seeseiten) und nur schmale Kiesufer auf. Das aquatische Schilf hat seit Mitte der 1960er Jahre z. T. stark abgenommen. Die Röhrichtufer liegen vor allem zwischen Bernried und Seeshaupt. Charakteristisch ist der Tief- und Freiwasserbereich, bedeutsam sind auch die o. g. abiotischen Eigenschaften.

Als ursprünglich kalk-oligotrophes Gewässer liegt der See nunmehr „im Übergangsbereich zwischen mesotroph (mäßig nährstoffbelastet) und oligotroph (geringe Nährstoffbelastung)".

Dies zeigt sich in der Unterwasserflora: „Von 35 untersuchten Wasserpflanzenarten (Makrophyten) gehören 17 der Roten Liste von Bayern oder Deutschland an.“ Als Indikator für nährstoffarme Gewässer gelten u. a. Armleuchteralgen  (Characeen). „Chara aspera besiedelt inzwischen wieder fast die gesamte Uferlänge“. Characeen gelten als bevorzugte Nahrungsquelle vor allem für Kolbenenten.

Arten Fauna (Avifauna)

Während in den Sommermonaten kaum 2000 Wasservögel (Stockente, Höckerschwan, Grau- und Kanadagans, Blessralle, Haubentaucher) zu finden sind, werden in den Monaten von November bis Februar bis zu 25.000, im Durchschnitt 17.000 Wasservögel gezählt. Das sind die „Wintergäste“. Für sie sind die o. g., auch abiotischen, Eigenschaften des Starnberger Sees entscheidend.

Eine ausführliche Darstellung zu den Wasservögeln am Starnberger See mit den Ergebnissen der seit über 50 Jahren stattfindenden Wasservogelzählung findet man auf dieser Seite.

Gefährdung und vordringliche Maßnahmen

Störung der Wasservögel (Foto: W. Fritsch)
Störung der Wasservögel (Foto: W. Fritsch)

 

 

 

  • Sicherung der ökologischen Qualität des Sees, der Ufer und der Zuflüss
  • Reduktion der Störungen durch Freizeitbetrieb durch Einrichtung von Schutz- und (saisonalen) Ruhezonen
  • Information der Öffentlichkeit, insbesondere der Seenutzer über die Schutz- und Ruhezonen,auch durch amtliche Kennzeichnung dieser Zonen durch Informationstafeln und Bojen.
  • Sicherung der Stelle der professionellen Gebietsbetreuung

 

Aktivitäten des LBV

  • Seit Mitte der 1960er Jahren finden regelmäßig die internationalen Wasservogelzählungen mit ehrenamtlichen Beobachtern, die meisten davon vom LBV und der ASO, statt. Spezielle Zählungen gelten u. a. den Kormoranen an deren Schlafplatz.
  • Der LBV Starnberg pflegt seit Jahrzehnten mit Erfolg den Wuchsort des „Bodensee-Vergissmeinnichts, einer große Rarität der bayerischen Flora“.
    Diese Eiszeit-Reliktart ist auf ein von Hangwasser durchsickertes, gehölzarmes, Wellenschlag-Kiesufer angewiesen.
  • In der als „Landschaftsbestandteil Vogelschutzgebiet Bucht von St. Heinrich “ vor Befahren und Betreten geschützten Flachwasserbucht betreut der LBV seit 1987 ein Brutfloss für die Flussseeschwalbe.
  • Der LBV engagiert sich seit den frühen 1990er Jahren u. a. energisch dafür, dass ausreichende Ruhezonen für die (bis zu 25.000) rastenden oder überwinternden Wasservögel eingerichtet, juristisch gesichert und öffentlich bekannt gemacht und respektiert werden.
  • Der LBV Starnberg hatte wesentlichen Anteil daran, dass seit 1997 „Freiwillige Vereinbarungen zum Schutz der Wasservögel“ mit dem Bayerischen Seglerverband, dem Bayerischen Ruderverband, den Yachthafen-Eignern und den Bundeswehr-Pionieren geschlossen werden
    konnten, denen sich in einer eigenen Erklärung die Berufsfischer der „Fischereigenossenschaft Würmsee“ angeschlossen haben. Entsprechende Vereinbarungen hat die LBV-Gebietsbetreuerin Dr. Andrea Gehrold mit den Schulen und Betreibern von Surfbrett- und Stand-up-Verleihern getroffen.
  • Die Wasservogeljagd vom Boot aus wurde auf langwieriges intensives Betreiben des LBV weitestgehend eingestellt, die Jagd bis auf sehr wenige kleine Reviere und mit starker zeitlicher Einschränkung reduziert.
  • Der LBV veranstaltet regelmäßig in der Mitte der Monate Oktober, November und Dezember öffentliche Wasservogel-Beobachtungen mit Spektiven an der Flachwasserzone bei der Roseninsel. Dabei sollen die Besucher nicht nur die Wasservögel – dort vor allem Tauchenten,
    aber auch Zwerg-, Hauben und Schwarzhalstaucher kennen lernen, sie erfahren auch über deren Brutgebiete und ihre Zugrouten. Zugleich
    werden sie auf die Folgen von Störungen und die Bedeutung der Ruhezonen hingewiesen.
  • Der LBV hat seit 1993 nachdrücklich für eine professionelle Betreuung der Ramasargebiete, insbesondere für den Starnberger und den Ammersee, engagiert und setzt sich weiterhin für deren dauerhaften Erhalt ein.

(Text: Horst Guckelsberger 01/24)