Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Gebietsbetreuung vor Ort

Ein LBV-Erfolg, der am Ammersee seinen Anfang nahm

In den 1990er Jahren, also zwanzig Jahre nach dem Beitritt Deutschlands zur Ramsar-Konvention im Jahr 1976 erkannte man, dass zur Umsetzung der Schutzverpflichtungen wenig geschehen war. Um das endlich zu ändern, forderte der LBV Starnberg eine angemessene und staatlich finanzierte, professionelle Betreuung der Ramsar-Gebiete. 

Alles begann am Ammersee

Im April 1996 stellte die "Schutzgemeinschaft Ampermoos" – eine Arbeitsgemeinschaft der LBV- und BN-Kreisgruppen Landsberg, Fürstenfeldbruck und Starnberg sowie aus engagierten Einzelpersonen bestehend – den Antrag, ein "Pilotprojekt Gebietsbetreuung Naturraum Ammersee" einzurichten.

 

Im Oktober 1997 wurde dieser Traum wahr: Der erste Gebietsbetreuer Bayerns nahm in Trägerschaft des LBV seine Arbeit auf.  Auch heute noch, fast ein Vierteljahrhundert später, ist der damals eingestellte Diplom-Geograph Christian Niederbichler, mit Herz und Seele für das Ramsar-Gebiet Ammersee im Einsatz – als Bayerns dienstältester Gebietsbetreuer.

 

Das Konzept funktionierte so gut, dass am Ende des Pilotprojekts auch politische Entscheidungsträger überzeugt waren: Das war der Startschuss für hauptamtliche Gebietsbetreuerstellen unter freier Trägerschaft. Bereits in 2002 bekam Christian Niederbichler Unterstützung bei seinen vielfältigen Aufgaben. Mit dem Jahr 2003 startete der Bayerische Naturschutzfonds die Förderung einer großräumigen Gebietsbetreuung in Bayern und noch im selben Jahr erhielt auch der Starnberger See eine eigene Gebietsbetreuung. Die Zahl der betreuten Gebiete und Betreuer stieg seitdem stetig. 

Das Pilotprojekt Gebietsbetreuung am Ammersee © Vogelschutz 1997
Das Pilotprojekt Gebietsbetreuung am Ammersee © Vogelschutz 1997

Oberbayerische Gebietsbetreuer mit dem Amtschef des Bayerischen Umweltministeriums Dr. Christian Barth (dritter von links) und dem Vorstand des Bayerischen Naturschutzfonds Georg Schlapp (fünfter von links) © Bayer. StMUV
Oberbayerische Gebietsbetreuer mit dem Amtschef des Bayerischen Umweltministeriums Dr. Christian Barth (dritter von links) und dem Vorstand des Bayerischen Naturschutzfonds Georg Schlapp (fünfter von links) © Bayer. StMUV

Ausgezeichnete Arbeit

Vorläufiger Höhepunkt war die Auszeichnung der Bayerischen Gebietsbetreuung als „UN-Dekade Biologische Vielfalt“  im Jahr 2017.

 

Diese Auszeichnung erhalten Projekte, die sich dem Schutz und Erhalt der Biodiversität verschrieben haben. Die Gebietsbetreuung in Bayern wurde für ihr vorbildliches Engagement zum Erhalt der biologischen Vielfalt sowie die Stärkung des gesellschaftlichen Bewusstseins durch  Naturschutzaufklärung und Überzeugungsarbeit vor Ort gewürdigt.

 

Der Amtschef des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz, Dr. Christian Barth, betonte bei der Auszeichnung im Ampermoos: "Das Engagement der 42 Gebietsbetreuer in Bayern ist ein unverzichtbarer Pfeiler im Naturschutz, sie sind unsere Anwälte der Natur!“  

 

Der LBV Starnberg ist stolz darauf, zu den Wegbereitern der Gebietsbetreuung in Bayern zu gehö­ren. Wir schätzen deren Arbeit, insbesondere die „unserer“ Gebietsbetreuer ganz außerordentlich. Wir unter­stützen uns gegenseitig nach Kräften und engagieren uns intensiv dafür, dass die Stellen dauer­haft erhalten und gestärkt werden.


Forderungen für die Zukunft

Der LBV fordert eine dem Aufgabenumfang und dem Besucherandrang entsprechend angemessene personelle Ausstattung. Davon kann derzeit nicht gesprochen werden. Die einst bewilligten Personalstellen – eine am Starnberger See und eineinhalb Stellen am Ammersee (mit seinen fast 1.500 ha Niedermoor und Streuwiesen)   wurden leider im Vergleich zum Start gekürzt, obwohl die Aufgaben nicht weniger geworden sind. Auch eine Entfristung der Gebietsbetreuung, zumindest eine mindestens 5-jährige Projektperspektive werden gefordert. Darüber hinaus hält der LBV es für unbedingt erforderlich, hauptamtliche Naturschutzwächter – vergleichbar mit den Rangern in Naturparken – auch in den Ramsar-Gebieten einzusetzen.

 

Unverzichtbar für die wertvollen Naturräume an unseren Seen

Sowohl Starnberger See als auch Ammersee zählen als „Feuchtgebiete von internationaler Bedeutung“ (Ramsar-Gebiet) und wurden deshalb auch als „Europäisches Vogelschutzgebiete“ nach der EU-Vogelschutzrichtlinie sowie als FFH-Gebiete in das Netz „Natura 2000“  aufgenommen. Zur individuellen Betreuung dieser und anderer ökologisch sensibler Gebiete startete der Bayerische Naturschutzfonds in 2003 die Förderung "Gebietsbetreuer in Bayern". 

 

Insgesamt kümmern sich heute 68 Gebietsbetreuer*innen in 56 wertvollen Gebieten Bayerns um deren Natur­schutz. Sie bringen Bürgern die Schönheit, den Wert sowie die Gefährdung dieser Gebiete nahe und beraten Behörden bei notwendigen besucherlenkenden Maßnahmen wie Ruhezonen oder Wege­ge­boten. Durch regelmäßige Untersuchungen aktualisieren sie kontinuierlich das Wissen über die in ihren Gebieten vorkommende Fauna und Flora. So können Lücken im Kenntnisstand geschlossen und die Pflege von Biotopen stetig verbessert werden. Mehr dazu hier

 

Bei Führungen leisten die Gebietsbetreuer*innen wichtige Öffentlichkeitsarbeit © Andrea Gehrold
Bei Führungen leisten die Gebietsbetreuer*innen wichtige Öffentlichkeitsarbeit © Andrea Gehrold

Unsere Gebietsbetreuer am Ammersee und am Starnbergersee, haben sich zudem längst als unentbehrliche Partner und Vermittler etwa zwischen Landwirten und Natur­nutzern wie Seglern, Ruderern oder Stand-Up-Paddlern, aber auch als anerkannte und oft befragte Berater von Behörden und Presse erwiesen.

Die strukturellen Vorzüge der Gebietsbetreuung

Es gibt viele Gründe, warum die Gebietsbetreuung unersetzlich geworden ist. Anders als beispielsweise die Unteren Naturschutzbehörden sind die Gebietsbetreuer*innen unabhängig. Das hat folgende Vorteile:

  • Gebietsbetreuer*innen können über die Landkreisgrenzen hinweg aktiv sein. Das Ramsar-Gebiet Ammersee umfasst beispielsweise gleich vier Landkreise: Weilheim, Landsberg, Fürstenfeldbruck und Starnberg.
  • Sie sind unabhängig von Behörden und Verbänden, auch vom Träger ihrer Stelle. Daher werden sie als fachkundige, aber auch lernbereite neutrale Berater akzeptiert.
  • Sie haben sich durch ihre langjährige Tätigkeit Akzeptanz und Vertrauen erworben. Damit sind sie glaubhaft in der Öffentlichkeit und gesuchte und geschätzte Partner für die Presse.

 

Die immer nur auf drei Jahre befristeten Stellen und die Beschränkungen des Stellenumfangs sind dagegen eine fortwährende Belastungsprobe  – sowohl für die Gebietsbetreuer selbst, als auch für ihre Arbeit vor Ort.

 

(Text: Horst Guckelsberger) 

Gebietsbetreuung Starnberger See

Wasservögel am Starnberger See @ Anette Saitner
Wasservögel am Starnberger See @ Anette Saitner

Der Vogelschutz, insbesondere der Schutz von Wasservögeln, steht im Zentrum der Arbeit der Gebietsbetreuerin Dr. Andrea Gehrold.   Weiterlesen

Gebietsbetreuung Ammersee

Vielfältiger Lebensraum Ammersee Süd @ C. Niederbichler
Vielfältiger Lebensraum Ammersee Süd @ C. Niederbichler

Das Aufgabenfeld des Gebietsbetreuers Christian Niederbichler ist so vielfältig wie sein Gebiet. Es umfasst nicht nur den Ammersee, sondern auch die umliegenden Feuchtgebiete. Weiterlesen