Gemeinsam Bayerns Natur schützen

FFH-Gebiet 8133-371 (STA) „Starnberger See“

Lage

Starnberger See - Roseninselbucht (Foto: Peter Brützel)
Starnberger See - Roseninselbucht (Foto: Peter Brützel)

Das FFH-Gebiet umfasst eine Fläche von 5.689 ha (57 qkm), davon entfallen 5.636 ha (99%) auf die Seefläche. Der See ist gemeindefreies Gebiet, zuständig ist das Landratsamt Starnberg.

Zum See kommen vier ufernahe Gebietsteile (53 ha) hinzu, die eng mit dem See und seinen wechselnden Wasserständen verbunden sind:

 

  1. „Am Ostufer bis Allmannshausen und Ammerland“ (einschließlich des NSG „Ostufer des Starnberger Sees“) (Lkr. TÖL-WOR)
  2.  „Südost- und Südufer zwischen Buchscharn und Seeshaupt“ (Lkr. WM-SOG) (mit Vogelschutz­ gebiet „Bucht bei St. Heinrich“)
  3.  „Südwestufer um Seeseiten zwischen Seeshaupt und Bernrieder Wald“ (Lkr. WM-SOG) (mit den Geschützten Landschaftsbestandteilen (LB) „Niedermoorverlandung um Seeseiten“ und „Afra-Wiese“)
  4. NSG „Karpfenwinkel“: Höhenrieder Horn bis Unterzeismering mit Seeriedzone (Lkr. WM-SOG und STA)

 

Der Starnberger See hat darüber hinaus internationale Bedeutung als Rast- und Über­win­te­rungs­gebiet für Wasservögel und ist daher auch als Ramsargebiet und – im Rahmen von Natura 2000 - als Euro­pä­i­sches Vogelschutzgebiet SPA 8133-401 ausgewiesen. Der zugehörige SPA-Managementplan ist der­zeit (2023/12) noch nicht veröffentlicht.

Der FFH-Managementplan vom 25.11.2013 ist hier veröffentlicht.

 

Das Gebiet steht in enger Verbindung mit dem südlich anschließenden FFH-Gebiet 8233-301 Osterseen, aber auch zum FFH-Gebiet 8133-302 Eberfinger Drumlinfeld und Magnetsrieder Hardt und Bernrieder Filz“ und zum FFH-Gebiet 8033-371 „Moränenlandschaft zwischen Ammersee und Starnberger See“. 

 

Chrakteristik

 „Großflächiger mesotropher Voralpensee in Jungmoränen­landschaft mit ausgedehnten Niedermoor­zonen, wasserreichstes Gewässer Bayerns (zweitgrößter See)." (aus der FFH-Meldeliste des BfN von 2013).

„Die enge Verzahnung des Sees und seiner natürlichen Kiesufer mit Sickerfluren, Schneidried-Sümp­fen, kalkreichen Niedermooren, artenreichen Pfeifengraswiesen sowie naturnahen Weich­holz­au­wäldern ist ein Juwel im europäischen Biotopnetz NATURA 2000 im bayerischen Alpenvorland“. (aus dem Manage­mentplan)

Lebensraumtypen

Der See ist „Deutschlands größtes“ oligo- bis mesotrophes (nährstoffarmes bis mäßig-nähr­ stoff­­­reiches), kalkhaltiges Stillgewässer mit Armleuch­ter­-Algen und natürlichen Kiesufern mit Lavendelweiden.

Auf den Landteilen sind hervorzuheben

  • kalkreiche Sümpfe mit Schneidried sowie
  • Kalkreiche Niedermoore, Pfeifengraswiesen und
  • Buchen- wie auch Schwarzerlen-Auenwald.

Für den

  • Wasserkörper des Sees, die Ufer und die zufließenden (Klein-)Gewässer sowie Maßnahmen zum Schutz der hier (bis zu 25.000) überwinternden Wasservögel gibt es einen eigenen Gewässerent­wicklungsplan GEP von 2005.

Zu den besonderen Arten im See gehören u. a.

  • die Mairenke (Alburnus chalcoides), ein Karpfenfisch, der nur noch in wenigen baye­rischen Seen vorkommt. (Nicht zu verwechseln mit der bekannten Renke (Gattung Coregonus aus der Ordnung der Lachsartigen)
  • die Groppe (Mühlkoppe) (Cottus gobio), ebenfalls eine seltene Fischart, die auf nährstoffarme Stillgewässer angewiesen ist.
  • Armleuchteralgen (Characeae), die davon zeugen, dass der See nur sehr wenig mit Nähr­stoffen belastet ist.

In den ufernahen Anteilen wertgebende (und Rote-Liste-) Arten:

  • Die Bauchige und die Schmale Windelschnecke (Vertigo moulinsiana, V. angustior)
  • die Bachmuschel (Unio crassus)
  • den Skabiosen-Scheckenfalter (Euphyrias aurinia)
  • den Dunklen und den Hellen Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Glaucopsyche nausithous, G. teleius)

sowie die Pflanzenarten

  • Glanzstendel (Liparis loeseli)
  • Sommerdrehwurz (Spiranthes aestivalis)
  • Bodensee-Vergissmeinnicht (Myosotis resteineri), einem Endemiten.

Beeinträchtigungen/Gefährdungen u. a. durch

  • Freizeitnutzung natürlicher Kiesufer und Belastung des aquatischen Schilfes
  • Wilde Boots(bzw. Surfbrett)-Ablagerungen
  • Entwässerungsgräben (bestehende und seit 2022 sogar neue, d. Verf.) in den Kopfbinsen­ riedern

 

Die Störungen der Wasservögel, die hier rasten oder überwintern, die aber auch hier im Röhricht brüten, stellen eine erhebliche Beeinträchtigung dar, die jedoch in der Systematik eines FFH-Managementplanes nicht vorkommt. Diese Störungen sind den (insbesondere nicht orga­nisierten) Wassersportlern geschuldet, also Surfern, Kitern, Stand-up-Paddlern, Boots- und Kajakfahrern, welche Schutzzonen nicht respektieren. Dies zu thematisieren ist dem (noch nicht erschienenen) Managementplan für das Vogelschutz­gebiet SPA 8133-401 Starnberger See vorbe­halten, wird aber auch im Gewässer­ent­wicklungsplan GEP hervorgehoben.  

Vorrangige Ziele des Managementplans u. a.

  • Erhalt des Sees als oligo- bis mesotrophes, kalkhaltiges Stillgewässer mit Armleuchteralgen also „der Erhalt des natürlichen Nährstoff- und Mineral­stoff­haushalts des Sees“ samt den
  • natürlichen oder naturnahen Verlandungszonen (u. a. mit aquatischem Schilf, Kalk- Quellmoor­bil­dungen und quellig beeinflussten Kiesufern).
  • Erhalt der röhicht-geprägten Uferabschnitte, der Schneidried-Bestände, der Lavendel- und Lor­beer­weiden-Gebüsche und der
  • Kopfbinsenriede, kalkreichen Niedermoore und Pfeifengras-Streuwiesen. Dabei liegt natürlich besonderes Augenmerk an den o.g. besonderen wertgebenden Arten und deren erforderlichem Schutz und Pflege.

Aktivitäten des LBV

  • Der LBV Starnberg pflegt seit Jahrzehnten mit Erfolg den Wuchsort des Bodensee-Vergiss­mein­nichts, einer große Rarität der bayerischen Flora“. Diese Eiszeit-Reliktart ist auf ein von Hangwasser durch­strömtes, gehölzarmes, dem Wellenschlag ausgesetztes Kiesufer angewiesen.
  • Die als „Land­schaftsbestandteil Vogelschutzgebiet Bucht von St. Heinrich“ vor Befahren und Betreten geschützte Bucht wird landseitig von Streuwiesen, Röhrichtzonen und Bruchwald abgeschirmt. Dort betreut der LBV seit 1989 ein Brutfloss für die Flusssee­schwalbe.
  • Der LBV hatte sich nachdrücklich für eine professionelle Betreuung der Ramasargebiete, insbesondere für den Starnberger und den Ammersee engagiert.

LBV-Gebietsbetreuung

Für den „Starnberger See und Umgebung“ (See, FFH-Gebiet und Leutstettener Moos) wurde 2003 eine Gebietsbetreuung (halbe Stelle) in Trägerschaft des LBV (kofinanziert vom Bayerischen Naturschutzfonds, dem Bezirkstag von Oberbayern und den Landkreisen STA, TÖL-WOR und WM-SOG) eingerichtet. 

Bildergalerie

(Text und Fotos, soweit nicht anders angegeben: Horst Guckelsberger)

weitere Natura 2000 - Gebiete