Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Über 30 Jahre Nistfloß am Starnberger See für die Flussseeschwalbe

Flussseeschwalbe (Foto: Thomas Hafen - www.natur-fotografieren.de)
Flussseeschwalbe (Foto: Thomas Hafen - www.natur-fotografieren.de)

Ihre Brutheimat – die vegetationslosen Kiesinseln frei fließender, wild mäandernder Voralpenflüsse wie es einst Isar und Lech waren - teilt sie mit dem Flussregenpfeifer: die Flussseeschwalbe. Auf den Schotter­bänken baute sie ein dürftiges Nest, gefährdet vom Hochwasser der Schneeschmelze. An diese Gefahr hatte sie sich angepasst, nicht aber an die „Regulierung“ der Flüsse, an die Staudämme, die die Umlage­rung der Kiesbänke und damit das Aufkommen von Vegetation wie Weiden verhindern. Und nicht an­passen konnte sie sich an den Freizeitbetrieb mit anlandenden Paddlern, Raftern, Grillern, Badenden, die zu permanenten Störungen und zum Zertrampeln der gut getarnten Gelege führen – selbst in Natur­schutz­gebieten wie der Pupplinger Au. Seit den 1980er Jahren ist die Flussseeschwalbe (Sterna hirundo) vom Aussterben bedroht. Mit nur noch 37 Brutpaaren war der bayerische Brutbestand der Flussseeschwalbe 1980 auf einem Minimum angelangt.

 

Die Flussseeschwalbe ist ein Weltbürger. Gerade einmal vier Monate, von Mitte April bis Mitte August ist sie bei uns, um zu brüten und die Jungen aufzuziehen. Auch die Jungen treten dann den Zug an – sie sind mehrere Wochen unterwegs bis sie die tausende Kilometer entfernten Überwinterungsgebiete an den Küsten Westafrikas erreichen.  Die langen, schmalen Flügel weisen sie als einen ausdauernden und eleganten Flieger aus. 

Flussseeschwalbenfloß in der Bucht von St.Heinrich (Foto: Andrea Gehrold)
Flussseeschwalbenfloß in der Bucht von St.Heinrich (Foto: Andrea Gehrold)

Zum Schutz der Flussseeschwalbe wurde Ende der 1980er Jahre auf Initiative von Heribert Zintl (LBV Bad Tölz Wolfratshausen) das erste Flussseeschwalbenfloß am Starnberger See gebaut.

 

Dieses Nistfloß war erstmals Ende der 1990iger Jahre renoviert worden und wurde langsam marode. Nachdem es sich im Sommer 2007 von den Ankern losgerissen hatte und ans Ufer getrieben war, entschlossen wir uns zu einem kompletten Neubau. Das neue Floß bauten wir im Jahr 2008  als „Isarfloß".

 

Nach acht Jahren verlor das neue Floß stark an Auftrieb, in aufwändigen Rettungsaktionen konnten wir es gemeinsam mit der Wasserwacht Feldafing durch zusätzlich eingefügte Holzbalken schwimmfähig halten.

 

2019 entwarfen wir mit Dipl.-Ing. Harald Trepte ein neues Nistfloss. Es wird mit gut ca. 80 qm Brutfläche, wie alle seine Vorgänger, zu den drei größten (und hoffentlich erfolgreich­sten) Brutflößen Bayerns gehören.

Über den Bau des Floßes im Frühjahr 2021 wurde vom Filmemacher Klaus-Peter Hütt ein 20-minütiger Dokumentarfilm im Zusammenarbeit mit OLATV gedreht. 

 

 

Über die Ereignisse auf dem Nistfloß, die Bruterfolge und die Misserfolge wird seit 2014 regelmäßig auf der Website berichtet.

 

(Text: Horst Guckelsberger/ Pit Brützel)