Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Taucher und Meeresenten im Winter 2016/2017

Prachttaucher (Foto: Ursula Wiegand)
Prachttaucher (Foto: Ursula Wiegand)

Im Winter ist der Starnberger See ein international bedeutendes Rast- und Überwinterungsgebiet für Wasservögel. Der Starnberger See ist seit 1976  in die weltweit geführte Liste der „Feuchtgebiete von internationaler Bedeutung“ aufgenommen. Er untersteht also dem Schutz der „Ramsar-Konvention“ von 1971.  Zudem wurde der Starnberger See in das zusammenhängende europäische ökologische Netz als „Natura 2000“-Gebiet aufgenommen. Hier gelten also die europäische Vogelschutzrichtlinie wie auch die Fauna-Flora-Habitat-(FFH)-Richtlinie der Europäischen Union. Näheres zum Starnberger See findet man hier.

 

In den Wintermonaten bevölkern bis zu 25.000 Wasservögel, die hier rasten bzw. überwintern, den See. Hauptsächlich sind es Bläßhühner, Reiher- und Tafelenten, die in großer Anzahl am See zu sehen sind. In der Monatsmitte werden alle Vögel am Starnberger See im Rahmen der Internationalen Wasservogelzählung gezählt. Neben den in großen Mengen auftretenden Bläßhühnern und Tauchenten gibt es noch eine große Anzahl weiterer  Vogelarten, die im Winter am Starnberger See auftauchen und in Ornithologenkreisen für Aufsehen sorgen. Insbesondere im Südteil des Sees – in der Seeshaupter Bucht – kann man jedes Jahr außergewöhnliche Beobachtungen von Wasservögeln  machen. Der Winter 2016/2017 war hier besonders ergiebig,  sowohl in Bezug auf die Artenvielfalt als auch in Bezug auf die Individuenzahl der besonderen Arten.

 

Sterntaucher (Foto: Christian Haass)
Sterntaucher (Foto: Christian Haass)

Seit vielen Jahren ist der Starnberger See als Überwinterungsgebiet für die Seetaucher bekannt.   Der häufigste Seetaucher ist der Prachttaucher, der im Süden des Sees regelmäßig ab Mitte Oktober bis in den April hinein beobachtet werden kann. Das Brutgebiet des Prachttauchers umfasst in Europa den Norden Schottlands, Skandinavien, das nördliche Baltikum und Russland. Im November 2016 konnten an einem Tag ca. 105 Prachttaucher beobachtet werden.

 

Weniger häufig und wesentlich schwieriger zu entdecken ist der Sterntaucher, der aber ebenfalls am Starnberger See überwintert. Der Sterntaucher brütet in Europa im Norden der britischen Inseln, in Island, Skandinavien und in Russland. Am Starnberger See tritt er meist in vereinzelten oder in kleineren Trupps auf und ist meist bis Februar hier zu beobachten.

Eistaucher (Foto: Christian Haass)
Eistaucher (Foto: Christian Haass)

Der seltenste Seetaucher ist der Eistaucher. Seit vielen Jahren ist immer wieder einmal ein überwinterndes Individuum am Starnberger See zu beobachten. So auch in diesem Winter. Seit 21.11.2016 hält sich  ein juveniler Eistaucher in der Seeshaupter Bucht auf und konnte seitdem von vielen Beobachtern gesichtet und fotografiert werden.

 

Schwarzhalstaucher (Foto: Peter Witzan)
Schwarzhalstaucher (Foto: Peter Witzan)

Neben diesen 3 Seetaucherarten können  - an einem guten Wintertag – auch 5 Lappentaucherarten am Starnberger See beobachtet werden. Neben den heimischen Haubentauchern und Zwergtauchern sind dies Schwarzhalstaucher, Rothalstaucher und Ohrentaucher. Schwarzhalstaucher sind auch  bei der Wasservogelzählungen in größeren Stückzahlen zu beobachten, so konnten im Dezember 2016 35 Individuen gezählt werden. Meist sind die Schwarzhalstaucher in Trupps von 5 – 15 Individuen zu beobachten. Der Rothalstaucher, der im östlichen Mitteleuropa und im mittleren Skandinavien brütet, ist bei uns sehr viel seltener zu beobachten. Meist sind es Einzelindividuen, manchmal ist auch ein kleiner Trupp (1-3 Individuen) von Rothalstauchern zu beobachten. Vernünftige Fotos dieser Art  aus unserer Region liegen dem Autor leider nicht vor.

Ohrentaucher (Foto: Pit Brützel)
Ohrentaucher (Foto: Pit Brützel)

Überraschend häufig war in diesem Winter der Ohrentaucher (hat im Gegensatz zum Schwarzhalstaucher eine flache Stirn und weiße Wangen) zu beobachten. Beobachtet wurde er nicht nur am Starnberger See, sondern auch am Maisinger See und am Wörthsee. Die Brutgebiete des Ohrentauchers liegen zirkumpolar überwiegend zwischen 50° und 65° nördlicher Breite. Am Starnberger See ist er hauptsächlich in der Seeshaupter Bucht beobachten, meist findet man nur einzelne Individuen, manchmal auch kleine Trupps.

Trauerente (Foto: Christian Haass)
Trauerente (Foto: Christian Haass)

Diesen Winter waren auch außergewöhnlich viele Meeresenten am Starnberger See zu beobachten.

 

Seit November hält sich ein Trauerentenweibchen im Süden des Starnberger Sees auf und kann dort regelmäßig beobachtet werden. Das Brutgebiet der Trauerenten liegt im Norden der Britischen Inseln, auf Island und in Skandinavien sowie  im nördlichen Russland.  Außerhalb der Brutzeit hält sich die Trauerente überwiegend auf dem Meer auf, überwintert aber auch in einzelnen Exemplaren im Binnenland, wie z.B. am Starnberger  See.

 

Eisente (Foto: Christian Haass)
Eisente (Foto: Christian Haass)

Noch ungewöhnlicher als die Trauerente ist die Eisente, die in der Tundra Eurasiens brütet. Sie überwintert meist an der Ostseeküste –in Estland kann man bis zu einer Million überwinternde Eisenten beobachten. Vereinzelt überwintert sie auch im Binnenland. Im Winter 2016/2017 sind 2 weibliche Individuen am Starnberger See zu beobachten, eine an der Roseninsel und eine in der Seeshaupter Bucht.

 

Bergente (Foto: Ursula Wiegand)
Bergente (Foto: Ursula Wiegand)

In wesentlich größeren Stückzahlen können Bergenten und Samtenten beobachtet werden. Beide Arten halten sich jedes Jahr am Starnberger See auf, allerdings in diesem Winter in sehr hohen Stückzahlen. Von der Bergente konnten kurz vor Weihnachten in der Seeshaupter Bucht 68 Individuen gezählt werden. Meist halten sie sich in einem großen Trupp  in der Nähe des Dampferstegs in Seeshaupt auf. Die Bestimmung der Bergente ist nicht ganz einfach, da es Verwechslungsmöglichkeiten mit der wesentlich häufigeren Reiherente gibt. Aber eine Kombination von Merkmalen (andere Kopfform, fehlender Schopf am Hinterkopf, viel Weiß am Schnabelgrund bei den Weibchen, graue Oberseite bei den Männchen) lässt meistens eine gesicherte Bestimmung zu.

 

fliegende Samtenten (Foto: Christian Haass)
fliegende Samtenten (Foto: Christian Haass)

Die Samtente, die im Norden Skandinaviens und Russlands brütet, kommt regelmäßig im Winter an den Starnberger See. Kurz vor Weihnachten konnten 54 Individuen in der Seeshaupter Bucht gezählt werden. Meist kann man Samtenten bei der Nahrungssuche beobachten, wenn sie in langgezogenen Trupps nach Nahrung tauchen und dabei bis zu einer Minute unter Wasser bleiben. Im Flug ist die Samtente mit dem dunklen Gefieder und den weißem Armschwingen kaum verwechselbar.

 

Neben Seetauchern, Lappentauchern und Meeresenten kann man im Winter am Starnberger See auch noch bis zu neun unterschiedliche Möwenarten und viele andere Wasservögel beobachten.

 

 

(Text: Pit Brützel)