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Die Tafelente (Aythya ferina)

Tafelente (Foto: Wolfgang Höll)
Tafelente (Foto: Wolfgang Höll)

Der Vogelname verrät ja oftmals schon etwas über das Aussehen oder die Stimme eines Vogels – denken wir an die Reiherente mit dem Schmuckschopf des Reihers, oder aber an Kuckuck und Zilpzalp, deren Ruf namensgebend war. Bei der Tafelente ist dies anders: Sie galt in früheren Zeiten als beliebter Speisevogel mit angeblich wohlschmeckendem Fleisch.Heute ist die Tafelente bei uns zum Glück nur noch auf dem Wasser und nicht mehr auf dem Teller zu finden.

Das Männchen ist dabei unverkennbar. Es hat einen rotbraunen Kopf mit roten Augen, eine schwarze Brust sowie einen grauen Körper und schwarz gefiedertem Steiß. Der schwarze Schnabel zeigt eine breite graublaue Querbinde. Wie bei allen Enten ist auch bei der Tafelente das Weibchen deutlich unscheinbarer gefärbt, Kopf und Brust sind graubraun, zeigen aber charakteristische unterschiedlich ausgebildete helle Kopfmarkierungen in der Region unterhalb des Auges. Der Rumpf wirkt verwaschen grau. Im Schlichtkleid sind Brust und Steiß etwas brauner befiedert als im Prachtgefieder.

Tafelentenweibchen (Foto: Ursula Wiegand)
Tafelentenweibchen (Foto: Ursula Wiegand)

Im Flug unterscheidet sich die Tafelente von anderen Tauchenten durch den grauen, nicht weißen Flügelstreif. Beim Schwimmen liegt sie tief im Wasser und wirkt dadurch etwas gedrungen. Während sie an Land mit ihren kurzen Beinen etwas unbeholfen wirkt, ist sie hingegen eine brillante Taucherin. Die Tafelente taucht bis zu 3,50 Meter tief und kann etwa 25 Sekunden lang unter Wasser bleiben. Die Flügel der Tafelente sind verhältnismäßig kurz und eignen sich gut zum Tauchen. Bei Gefahr taucht sie lieber anstelle aufzufliegen. Muss sie es aber doch, nimmt sie auf der Wasseroberfläche Anlauf und schlägt kraftvoll mit den Flügeln. Hat die Tafelente es geschafft sich in die Luft zu erheben, dann ist sie trotz ihrer kurzen Flügel eine schnelle und gewandte Fliegerin. Im allgemeinen ist die Tafelente ein ruhiger geräuschloser Vogel. Ansonsten macht sich das Weibchen manchmal durch ein raues Knurren bemerkbar. Das Männchen dagegen bringt ein nasal-definal gekreuztes Pfeifen hervor (siehe Tonaufnahme). Beim Fliegen ist ein Fluggeräusch zu hören.

Für Europa geht man von einem Bestand zwischen 210.000 und 440.000 Brutpaaren aus (Schwerpunkt Osteuropa), in Deutschland von etwa 4.500 – 7.500, bayernweit werden ca. 900 bis 1.300 Brutpaaren geschätzt.

Im Landkreis Starnberg ist die Tafelente ganzjährig zu sehen, insbesondere am Ammer-, Starnberger und Maisinger See, ist aber wohl kein Brutvogel. Vielmehr ist sie ein häufiger Wintergast, der seinen zahlenmäßigen Schwerpunkt im November und Dezember hat. Sehr häufig ist sie mit der Reiherente vergesellschaftet und bildet große Trupps von bis zu über 1000 Exemplaren. Am Starnberger See sind die Hauptrastgebiete insbesondere die Roseninsel, der Karpfenwinkel und der Bereich St. Heinrich bis Lido (Seeshaupt), sie ist aber auf dem gesamten See anzutreffen. Im Sommer hält sie sich am liebsten im Karpfenwinkel auf.

Tafelentenerpel (Foto: Ursula Wiegand)
Tafelentenerpel (Foto: Ursula Wiegand)

Das Brutgebiet der Tafelente erstreckt sich von Frankreich und Großbritannien über Zentral- und Osteuropa bis nach Finnland und ins Baltikum, in der Mittelmeerregion sowie in Nordskandinavien fehlt sie. Im Osten erstreckt sich das Verbreitungsgebiet bis zum Baikalsee. Erst in den letzten Jahrzehnten ist eine Ausdehnung nach Norden und Westen zu verzeichnen, so dass bspw. Schweden erst in den 20er und 30er Jahren besiedelt wurde und mittlerweile erste Paare auf Island leben. Als Brutgebiet  bevorzugt sie stark bewachsene ruhige Binnengewässer, sehr gerne hat sie größere Schilfbereiche oder bewachsene Inseln.

 

Die Balz beginnt bereits in den Überwinterungsgebieten zum Ende des Winters und hat ihren Höhepunkt im März. Die Paarbindung findet erst im Verlauf des Frühjahrs statt. Doch sobald das Weibchen fest brütet, verlässt das Männchen das Weibchen. Das Nest wird aus Wasserpflanzen, Gras und trockenen Ästen gebaut und mit Daunenfedern ausgepolstert, es werden sechs bis neun Eier gelegt. Die Brut wird vom Weibchen übernommen, das Männchen, das mit mehreren Weibchen verpaart sein kann, bleibt jedoch immer in der Nähe und schlägt bei Gefahr Alarm. Nach etwa 25 Tagen schlüpfen die Küken. Sie können sofort tauchen und sind nach etwa 10 Wochen flugfähig.

Auf dem Speiseplan steht überwiegend pflanzliche Nahrung wie Samen, Wurzeln, Blättern und aquatische Pflanzenknospen (aber auch kleine Krebstiere, Insekten und Muscheln), so dass sie sich dadurch von der Reiherente, die überwiegend tierische Nahrung bevorzugt, unterscheidet und somit keine echte Konkurrenzsituation in den großen vergesellschafteten Trupps besteht. Immer wieder kommt es auch zu Verpaarungen mit der Reiherente und entsprechenden Hybriden zwischen beiden Arten. Ebenso kommen Kreuzungen von Moor- und Tafelente regelmäßig vor.

Über die Geschmacksrichtung dieser Hybriden gibt es zum Glück in der Literatur keine Aufzeichnungen…

(Text: Oliver Focks)

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