Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Die Rohrdommel (Botaurus stellaris)

Rohrdommel (Foto: Ursula Wiegand)
Rohrdommel (Foto: Ursula Wiegand)

Wer die Rohrdommel zum ersten Mal sieht, dem fällt zumeist ihre schiere Größe auf und dem wird unmittelbar klar, dass dieser Vogel der Familie der Reiher zuzuordnen ist. Mit ihrer Größe von bis zu 80cm und einer Flügelspannweite von bis zu 140cm spielt sie tatsächlich in der gleichen Liga wie ihre bekannteren und wesentlich häufigeren Verwandten Grau- und Silberreiher.

 

Sie verbringt den Großteil des Tages damit, im seichten Wasser im Schilf auf Jagd zu gehen; ein Vorgang, der aus ganz viel Stillstehen und dann im richtigen Augenblick Zuschnappen besteht. Hauptsächlich kleine Fische, aber auch andere Kleintiere werden so erbeutet. Diese Art der Nahrungssuche bindet den schwarz-braun gestreiften Vogel an einen bestimmten Lebensraum: Flachwasserzonen mit dichten Schilfbeständen und gutem Fischbestand. Wenn die Gewässer im Winter nicht zufrieren kann die Rohrdommel in Deutschland sogar als Standvogel im Brutgebiet verbleiben. Ansonsten zieht sie in wärmere Gebiete mit offenen Gewässern (Teilzieher).

Rohrdommel (Foto: Jörg Möller)
Rohrdommel (Foto: Jörg Möller)

Ein einmaliges Schauspiel ist das „Versteckspiel“ der Rohrdommel: fühlt sie sich bedroht, nimmt sie die sog. „Pfahlstellung“ ein, in der sie – von den dünnen Beinen über den längsgestreiften Körper bis hin zum akkurat nach oben gestreckten Schnabel – im vertikalen Einerlei des umgebenden Röhrichts aufgeht und kaum mehr entdeckt werden kann.

 

Die Perfektion der Anpassung ihres Gefieders an den Lebensraum ist vielleicht der Grund, dass die Rohrdommel am Maisinger See, wo sie in der kalten Jahreszeit regelmäßig gesehen werden kann, erst gar nicht von den vielen Spazier- und Biergartengängern entdeckt wird, wenn sie auch nur wenige Meter entfernt umherstakst. Sie bleibt somit ein von der breiten Masse weitgehend unentdecktes Kleinod des Naturschutzgebiets.

Rohrdommel (Foto: Wolfgang Höll)
Rohrdommel (Foto: Wolfgang Höll)

Etwas weiter nördlich im Landkreis, im Leutstettener Moos, gibt es die Legende der „Mooskuh“, die durch ihre schauerlichen, dumpfen Rufe (ähnlich einer Kuh in Not) die Menschen nachts in das Moor gelockt haben soll, wo diese dann selbst in Not geraten oder gar nicht mehr zurückgekehrt sind. Diese Rufe – so weiß man heute – werden während der Balz von der Rohrdommel vorgetragen.

 

Es bleibt fraglich, ob diese Rufe dort je wieder zu hören sein werden: Sie brütet im Gebiet schon lange nicht mehr und gilt in Bayern und ganz Deutschland offiziell als vom Aussterben bedroht. Nur ein konsequenter Schutz der Lebensräume kann verhindern, dass der schaurig-schöne Ruf bei uns ganz verstummt.

 

(Text: Gerhard Huber)

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