Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Auf den Spuren des Bibers - Exkursion in seinen Lebensraum

20.04.2024

Foto: Christian Schiller
Foto: Christian Schiller

Mit einem Gewicht von bis zu 30 kg und einer Kopf-Rumpf-Länge von maximal 100 cm ist der Biber das größte Nagetier Europas und das zweitgrößte weltweit. Ende des 19. Jahrhunderts war er infolge der jahrhundertelangen Bejagung durch den Menschen in großen Teilen Europas ausgerottet. Heute schätzt man den Bestand in Bayern auf etwa 20.000 Tiere.

 

Biberberater des Landkreises Starnberg Christian Jorda hat uns bei einer Exkursion den Lebensraum des Biber näher gebracht und die unterschiedlichen Sichtweisen auf dieses außergewöhnliche Wildtier beleuchtet. Trotz des nasskalten Wetters haben sich 12 Interessierte am Ostufer des Starnberger Sees eingefunden, um Wissenswertes über den Nager zu erfahren.

 

Ausgerüstet mit warmer Kleidung und Schirmen startet die Tour an der Wasserwacht-Hütte in Starnberg/Percha. Hier ist auch schon von weitem der Wirkungsbereich des Bibers erkennbar.

 

An der großen Weide am Ufer sind eindeutige Spuren zu sehen. Wir erfahren, dass sich bereits letztes Jahr direkt unter der Hütte eine Biberfamilie eingerichtet hatte. Die Biberburg war so konstruiert, dass die Boote der Wasserwacht nicht mehr herabgelassen werden konnten. Durch den derzeit hohen Wasserstand des Starnberger Sees wird jedoch vermutet, dass die Burg momentan verwaist ist. Ob die Untermieter zurück kommen, bleibt abzuwarten.  

Eine Familie besteht im Übrigen aus 2 adulten Tieren und bis zu vier Jungen, oft noch mit Jungtieren aus dem Vorjahr. Im Mai wird der behaarte und von Geburt an sehende Nachwuchs geboren, davor müssen die vorjährigen Jungen in der Regel den Bau verlassen haben.

 

Bei der weiteren Wanderung entlang des Ufers erfahren wir, dass der Biber einen Baum aus unterschiedlichen Gründen fällt. In erster Linie tut er das, um an die Rinde in der Baumkrone zu gelangen und um Futtervorrat für den Winter zu beschaffen. Dann natürlich auch, um vom Astwerk Dämme zu bauen und die Biberburg zu errichten. Einen Baum von 30 bis 40 cm Stammdurchmesser fällt ein Biber übrigens ohne weiteres in einer Nacht.

 

Außerdem lernen wir, dass es - vom ökologischen Standpunkt aus betrachtet - dank eines rigiden Reviersystems es nie zu viele Biber in einer Region geben wird. Eine Biberpopulation wächst nur langsam und nur solange es genug geeigneten Lebensraum gibt. Das Vorkommen von Bibern auf einer bestimmten Fläche ist also streng begrenzt. Rivalen werden vehement vertrieben und dabei durchaus auch tödlich verletzt. 

 

 

Er räumt aber auch ein, dass naturferne und vom Menschen gestaltete Bereiche schmerzliche Verluste bedeuten und unter Umständen eingegriffen werden muss. Dazu stellt er die rechtliche Situation dar. Im Rahmen des Bibermanagements leistet der Freistatt freiwillige finanzielle Ausgleichszahlungen für von Bibern verursachte Schäden im Bereich der Land-, Teich- und Forstwirtschaft. Diese teils sehr hohen Ausgleichszahlungen sind der Grund dafür, dass Jäger nicht sonderlich scharf auf die Verantwortung eines Bibermanagements sind.

 

Fakt ist aber: dass der Biber durch seine Lebensweise eine wichtige Rolle im Ökosystem spielt. Mit dem Aufstauen des Wasser schafft er neuen Lebensraum für beispielsweise Amphibien und Insekten. Gefällte Bäume lichten das Ufer aus und verjüngen die Bestände.

 

Auf die Frage, ob Biber auch für den Menschen gefährlich ist, hat Herr Jorda geantwortet: Meist sind Biber an Menschen gewöhnt und stellen bei normalem Verhalten keine Gefahr dar. Hunde sollten an der Leine geführt werden, da sie für Jungtiere eine Gefahr darstellen und die Elterntiere durchaus auch mal zum Angriff übergehen.

 

Kuriosum nebenbei: Während der Fastenzeit durften die Mönche kein Fleisch, sondern nur Fisch essen. Weil der Biber auch im Wasser lebt, haben sie ihn daher kurzerhand zu den Fischen gezählt und durften ihn somit essen.

 

Dem Wetter zu trotz war es eine lehrreiche Exkursion, die gegebenenfalls auch noch einmal in einem anderen Standort wiederholt werden wird. Unser Dank gilt Herrn Jorda.

 

Text und Fotos: Katharina Roppert-Engert