Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Wölfe und wir - Wege zum Miteinander

24.01.2024

Die Wolfspopulationen in Europa wachsen, auch in Bayern sind seit einiger Zeit wieder Wölfe zu Hause. Mit dem Wolfsbeauftragten des LBV Willi Reinbold haben wir einen Spezialisten eingeladen, der sich seit über 10 Jahren mit der Thematik Wolf befasst und die wichtigsten Fragen dazu in einem Vortrag beantwortet hat.

Der erste Wolf als Verkehrsopfer wurde 2006 am Starnberger See gemeldet. Es war ein junger Wolf aus dem Mittelmeerraum. Mit dieser Einleitung beginnt sein Vortrag, in dem er auf die wichtigsten Punkte eingehen wird.

Zunächst wird aufgezeigt, an welchen Merkmalen ein Wolf zu erkennen ist und wie man sich verhält, sollte man auf ihn treffen. So sind typische Merkmale der dunkle Sattelfleck und ein fast immer hängender Schwanz mit einer schwarzen Schwanzspitze. Im Sommer erscheint er hochbeinig und mager, im Winter hingegen mit einem dicken Fell und Mähne. Verfolgt man die Fährte eines Wolfes im Schnee, so ist es immer ein geschnürter Trab, Tritt in Tritt. Die Losung enthält immer Haare und Knochenteile. 

 

Im weiteren Verlauf des Vortrages werden die folgenden Fragen behandelt: Woher kommen „unsere“ Wölfe und wo kann der Wolf generell gut leben?

Eigentlich wandert der Wolf aus allen Himmelsrichtungen ein. Aus Norditalien, der Schweiz, den französischen Alpen, hauptsächlich aber aus den Karpaten und Polen. Der erste Wolf ist über Italien zu uns gekommen, das erste Rudel wurde 2017 im Bayerischen Wald gesichtet. „Er“ war Italiener – „sie“ hatte polnische Abstammung. Der Wolf hat sehr gut gelernt, in unserer Kulturlandschaft zu leben. Jede Ansiedlung passiert durch Einwanderung und auch nur dort, wo der Wolf ausreichend Nahrung findet, wird er eine Familie (ein Rudel) gründen. Auf Wanderschaft ist ein Wolf im Übrigen fähig, bis zu 70 km in einer Nacht zu laufen. 2009 wanderte beispielsweise ein besendeter Jungwolf in 5 Monaten ca. 1500 km nach Weißrussland. 

 

Bild unten: Alle grün markierten Gebiete eignen sich gut bis sehr gut als Lebensraum für den Wolf.

 

Quelle: BfN Skript 556
Quelle: BfN Skript 556

 

Wie ist der aktuelle Bestand?

Ein Wolfsjahr beginnt am 1. Mai, denn um diesen Tag werden die ersten Welpen geboren. Daher ist der Stichpunkt zur Bestandsaufnahme immer der 30.4. des Jahres. Der Bestand am 30.4.2023 weist folgende Zahlen auf: 184 Rudel (158 in 2021) und 47 Paare (35 in 2021). Die Entwicklungskurve der Wolfspopulation im Alpenraum wird bis 2028 deutlich ansteigen. Weil der Lebensraum dann allerdings erschöpft sein wird, können sich keine weiteren Rudel bilden. Aus diesem Grund ist eine Übervermehrung schlichtweg nicht möglich.

 

Der sicherlich wichtigste Punkt im Vortrag ist das Nahrungsspektrum des Wolfes. Wölfe sind überwiegend Fleischfresser, ihre Hauptbeutetiere sind Rotwild, Rehe und Wildschweine. Ganz oben auf dem Speiseplan steht das Reh mit 52,1%. Da jedoch nur jede 10. Versuch erfolgreich ist, sucht sich der Wolf „leichtere“ Opfer – und findet diese auch bei den Nutztieren.

 

Ein Wolf schlägt im Durchschnitt 3-4 kg pro Tag. Davon frisst er selbst 2 kg, den Rest erbeuten andere Fleischfresser. Auf die Frage: Gibt es denn ausreichend Nahrung in Deutschland, antwortet Reinbold ganz klar: „Ja. Denn Rehe und Wildschweine nehmen zu und sind ganzjährig verfügbar.“ In Deutschland gab es seit der Rückkehr der Wölfe im Jahr 2000 keine Zwischenfälle (keine Angriffe) auf Menschen.

 

Im letzten Teil wird aufgezeigt, dass Wölfe durchaus in unserer Kulturlandschaft leben können. Denn sie sind den Umgang mit den Menschen gewohnt und die menschliche Infrastruktur ist in ihr Revier integriert. Zur Thematik Schutz von Weidevieh und Nutztieren macht Reinbold deutlich: „Ausgebildete Herdenschutzhunde bieten Schafherden guten Schutz, insbesondere in Verbindung mit fachgerechten Elektrozäunen“. Jagdrechtlich gesehen gibt es weder einen Vorteil für den Wolf noch für den Jäger. Daher lehnt der bayerische Jagdverband eine Übernahme in das Jagdrecht ab. Aber: Mit Urteil vom 10.10.2019 hat der Europäische Gerichtshof (EuGH) klare Regeln für eine legale Entnahme von Wölfen, sogenannten „Problemwölfen“ definiert. Die Meinung von Reinbold dazu: Durch Jagd auf Wölfe kann die Population kontrolliert, aber keine Weidetiere geschützt werden.“

 

Im Anschluss an den Vortrag wurden zahlreiche Fragen aus dem Auditorium beantwortet. Wir danken Willi Reinbold für diesen sehr aufschlussreichen Beitrag zur derzeit oftmals kontrovers diskutierten Thematik.


Für Fragen zum Thema Wolf kommen Sie gerne auf uns zu. Wir leiten diese zur kompetenten Beantwortung weiter.

 

 

Text: Katharina Roppert-Engert

Bildmaterial: Willi Reinbold, LBV-Archiv, Katharina Roppert-Engert

 

Vortrag in der Lounge der Groundlift GmbH                                                                                          Residenzplatz Eichstätt