Dann hörte der Regen kurz auf und plötzlich ging es Schlag auf Schlag, plötzlich wurde klar, warum dieses Gebiet so ungemein interessant ist. Wir standen frei auf einer Wiese, um uns herum ein
Mosaik aus Gebüschen, jungen Gehölzen, Waldrand und Offenflächen. Dann der wunderschöne Gesang des Baumpiepers, den wir gerade im Spektiv
bewunderten, als dazu Feldschwirl und Feldlerche einsetzten. Dann – endlich! – entdeckten wir den Neuntöter hoch auf einer alten Eiche; kaum ein Gebiet, wo er in höher Dichte vorkommt als hier.
Noch während wir ihn durch Fernglas und Spektiv bewundern das nächste Highlight: ein Braunkehlchen auf dem Zaun, auch diese Art ist vom Aussterben bedroht. Turmfalken über uns, dann ziehen zwei
Rohrweihen am Himmel über uns hinweg. Die jetzt einsetzende Heckenbraunelle und der Bluthänfling sind kaum noch zu hören, so durcheinander
singt jetzt alles. Und dann zum Abschluss – was für ein Glück! – hören wir kurz die absolute Rarität, eine der seltensten Spechtarten Deutschlands, den Wendehals. Auch er ist in Bayern vom
Aussterben bedroht, zu konsequent gehen Nahrung (Ameisen) und Lebensraum verloren; offenbar wird er hier noch fündig.
Durchnässt aber zufrieden beendeten wir die Führung nach drei Stunden. Circa 45 Arten konnten beobachtet werden (ein ausgesprochen hoher Wert in Anbetracht der Witterung), darunter einige echte
Seltenheiten. Und der Beweis, dass die strukturreiche „Normallandschaft“ rund um das Unterbrunner Holz alles andere als langweilig ist.
Bei aller Freude über die Artenvielfalt schwingt natürlich die Sorge darüber mit, dass - ähnlich wie die vielen seltenen Vögel hier - auch das Gebiet selbst in seiner Existenz "stark bedroht"
ist. Durch das in nächster Nähe geplante Gewerbegebiet "asto ECOPARK Gauting" würde sich der Charakter von Wald und Landschaft stark ändern, sei es durch Gebäude, Straßen, Verkehr, Lärm oder
Licht. Das hätte wohl zur Folge, dass viele der Arten, die wir heute bewundert haben, verschwinden würden.
(Text: Gerhard Huber)