Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Die Blätterfresser

Regenwurm (Foto: von s shepherd schizoform on flickr [CC-BY-2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.0)], via Wikimedia Commons
Regenwurm (Foto: von s shepherd schizoform on flickr [CC-BY-2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.0)], via Wikimedia Commons

Der Herbst ist die Zeit der fallenden Blätter, von Ende Oktober an sind fast alle Laubbäume bis zum nächsten Frühling nackt. Auf dem Boden stapelt sich überall der Laub, im Laubwald kann der Teppich schön dick werden. Von einer 100-jährigen Buche fallen 200.000 Blätter, von einer ausgewachsenen Eiche 250.000. In einem Laubwald, etwa in der Größe eines Fußballfeldes, wird der Boden jährlich mit fünf Tonnen Herbstblättern bedeckt. Das Laub kann den Boden zunächst bis zu 30cm hoch bedecken. In 10 Jahren wären das drei Meter, kleine Bäume und Gebüsch würden verschwinden, der Boden im Wald würde immer höher werden. Aber nein, bis zum Frühling ist von Laubteppich das meiste bereits wieder verschwunden. Was ist mit dem alten Laub geschehen?

 

Regenwürmer ziehen die Blätter in ihre Röhre in den Boden. In einer Nacht zieht der Regenwurm bis zu 20 Blätter in seine Wohnröhre und klebt sie mit seinem Schleim fest. Aber bevor der zahnlose Wurm fressen kann, müssen Pilze und Bakterien die Pflanzenteile mundgerecht für ihn zerkleinern. Dann kann der Wurm das Blatt fressen, und wenn sich der Wurm das zersetzte Blatt einverleibt, nimmt er auch größere Mengen Erde auf. Im Darm wird das Ganze mit Pilzen und Bakterien vermischt. Und der Kot von Regenwürmern ist nichts anderes als besonders gute Erde.

 

Einen besseren Untermieter im Garten als den Regenwurm kann man sich fast nicht wünschen: Er gräbt freiwillig um und frisst praktisch ununterbrochen. Er frisst pro Tag ungefähr die Hälfte seines Eigengewichts., Durch sein stetiges Graben belüftet der Regenwurm außerdem den Boden und schichtet Nährstoffe von unten nach oben. Auf einem Boden mit vielen Regenwurm-Gängen staut sich keine Nässe, sondern die Erde saugt den Regen auf wie ein Schwamm. Auch Pflanzenwurzeln und wichtige Bodenorganismen haben es in lockerem Boden leichter.

 

Regenwurm (Foto von Dodo-Bird (originally posted to Flickr as Earthworm) [CC-BY-2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.0)], via Wikimedia Commons )
Regenwurm (Foto von Dodo-Bird (originally posted to Flickr as Earthworm) [CC-BY-2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.0)], via Wikimedia Commons )

Und es gibt eine ganze Menge Regenwürmer: Wenn auf einer Wiese fünf Kühe weiden, wiegen sie zusammen 2500 Kilo. Genau so viel wiegen auch alle Regenwürmer, die im gleichen Wiesenboden leben. Zählungen zeigen, daß auf der Fläche eines Fußballfeldes eine Anzahl von 2,4 Millionen Regenwürmer leben!

 

Außer den Regenwürmern gibt es noch eine Menge anderer winziger Bodenlebewesen: Ohrwürmer, Asseln, Springschwänze, Schnurfüßer, Milben. Auch sie zersetzen Blätter genauso wie die für uns unsichtbaren Bakterien und Pilze. Die Bodenlebewesen zerlegen das alte Laub in seine einzelnen Bestandteile, und am Schluss bleibt Humus übrig.

 

Wie kann ein Gärtner die Regenwürmer unterstützen? In dem er möglichst schlampig ist: Pflanzenreste als Wurmnahrung auf dem Beet liegen läßt und möglichst nicht umgräbt. Denn durch Pflügen werden die Wurmröhren zerstört, und beim Umgraben sticht man oft Würmer an - von den zwei Wurmhälften kann aber höchstens eine mit Glück überleben!

 

Also das ganze Laub für die Regenwürmer reservieren? Nein, andere sind auch daran interessiert, der Igel zum Beispiel, aber das ist eine andere Geschichte...

 

(Text: Patrick Fantou)