Gemeinsam Bayerns Natur schützen

FFH-Gebiet 8033-371 „Moränenlandschaft zwischen Ammersee und Starnberger See“

Lage


Das FFH-Gebiet erstreckt sich über den mittleren und südlichen Andechser Höhenrücken (Lkr. Starnberg) zwischen dem Südostufer des Ammersees (Herrsching-Fischen) zum Westufer des Starnberger Sees (Feldafing-Garatshausen). Über den Kerschlacher Forst und Pähl erstreckt es sich bis zum Hirschberg (Lkr. Weilheim-Schongau).
Es umfasst eine Fläche von 2.059 ha, die sich verteilen sich auf einige größere, zusammenhängende Flächen, aber auch auf eine Reihe
von 20 z. T. recht kleiner Teilflächen, eingebettet in eine Kultur- und Erholungslandschaft. Offenland macht 766 ha (37%) aus, Wald 1.293
ha (63%).


Im Gebiet gibt es vier Naturschutzgebiete (NSG Mesnerbichl, NSG Flachtenbergmoos, NSG Schollenmoos und NSG Pähler Schlucht), dazu
zahlreiche Naturdenkmäler bzw. „Geschützte Landschaftsbestandteile“.

Bäckerbichel : Ein Tumulus - eiszeitlicher Schuttkegel mit "Kalkmagerrasen", darunter "Artenreiche Mähwiese" , dann landwirtschaftliche Nutzfläche (Foto : Horst Guckelsberger)
Bäckerbichel : Ein Tumulus - eiszeitlicher Schuttkegel mit "Kalkmagerrasen", darunter "Artenreiche Mähwiese" , dann landwirtschaftliche Nutzfläche (Foto : Horst Guckelsberger)

 Charakteristik

 

Landschaftlich geprägt wird dieses FFH-Gebiet auf dem Andechser Höhenrücken durch den charakteristischen würmeiszeitlichen Formenschatz: zahlreiche Rückzugs- und Endmoränenzüge, ganze Felder von Tumuli (Bäckerbichl) und Drumlins (Mesnerbichel) samt den dazwischen liegenden Versumpfungsmooren (z.B. Maimoos), die zum Teil
frei sichtbar, zum Teil aber auch relativ verborgen im Kerschlacher Forst (Schollenmoos) anzutreffen sind. Hinzu kommen an den Leiten Hangquellmoore, teilweise mit Kalktuff-Bildungen sowie Buchen und
Schluchtwälder (zB bei Pähl, Kienbachtal). Diese kleinräumig differenzierte Gliederung der Landschaft führt zu einer Vielfalt von Lebensraumtypen auf relativ engem Raum: Trocken- und Magerrasen, Pfeifengraswiesen, artenreiche Flachland-Mähwiesen, kalkreiche Niedermoore sowie Buchenwälder. Es beherbergt daher eine große Anzahl verschiedener Tier- und Pflanzenarten. Das Gebiet ist von weit überregionaler, zum Teil bayernweiter Bedeutung für den Arten- und Biotopschutz.

Managementplan


2022 wurde der (hier referierte) Entwurf des Managementplans während eines Runden Tisches/Bäckerbichel mit zwei Textteilen und einer Reihe von Karten vorgestellt und noch einmal zur Diskussion gestellt. Bisher (März 2023) ist beim LfU der endgültige MP noch nicht abrufbar. Der Entwurf des Managementplans kann hier heruntergeladen werden.

 

Beeinträchtigungen
Der Wasserhaushalt der Moore ist unbefriedigend, Nährstoffeintrag beeinträchtigt die Magerrasen, wertvolle Offenland-Lebensräume fallen wegen ausbleibender Nutzung oder Pflege (!) brach. Nicht zuletzt setzt der Freizeitbetrieb mit Trampelpfaden, mehr noch mit wilden Mountainbike-Trails den empfindlichen Flächen erheblich zu.

 

Vorrangige Ziele/Handlungsschwerpunkte lt. Managementplan

  • Erhalt der Moor-/Sumpf-/Auwaldbereiche und der wärmeliebenden Buchenwälder.
  • Erhalt bzw. Pflege der Magerrasen, der Artenreichen Flachland-Mähwiesen und der Hangquellmoore

 

Anmerkung: Der vorliegende Managementplan ist eine ungewöhnlich reichhaltige Fundgrube zur bäuerlichen Nutzungsgeschichte der Region. Er enthält dazu ein detailliertes Kompendium zur zielgerichteten Pflege der verschiedenen Wiesentypen.

Feuerlilie (Foto: Dr. Eberhard Pfeuffer - LBV Bildarchiv)
Feuerlilie (Foto: Dr. Eberhard Pfeuffer - LBV Bildarchiv)

Arten

 

Maßgeblich für die FFH-Ausweisung waren „das Vorkommen von Anhang II-Arten wie Dunkler und Heller Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Glaucopsyche nausithous, G. teleius), Skabiosen-Scheckenfalter (Euphydryas aurinia), Kamm-Molch (Triturus cristata) und Gelbbauchunke (Bombina veriegata) sowie der Sumpf-Gladiole (Gladiolus palustris), Frauenschuh (Cypripedium calceolus), Feuerlilie (Lilium bulbiferum) und Sumpf-Glanzkraut (Liparis loeseli)“. Hinzu kommen weitere Arten wie z. B. der Klebrige Lein (Linum viscosum), der Enzian-Ameisenbläuling (Phenagris alcon), der Kleine Blaupfeil (Orethrum coerulens, eine Libelle) und die Kreuzotter (Vipera berus).

Herausragend vertreten sind die verschiedenen, zum Teil „prioritären“, Lebensraumtypen wie z.B. diverse Magerrasen, die Artenreichen Flachland-Mähwiesen und Hangquellmoore. Hinzu kommen
die Buchenwälder.


Da das FFH-Gebiet nicht zugleich als Europäisches Vogelschutzgebiet SPA ausgewiesen ist, gehören Vögel nicht zu den wertgebenden Arten, die zu berücksichtigen sind. Erfasst wurden im MP dennoch u. a. Schwarzstorch (Ciconia nigra), Kolkrabe (Corvus corax), Rotmilan und Schwarzmilan (Milvus milvus und M. nigra), Wespenbussard (Pernis apivoris) und die Wasseramsel (Cinclus cinclus).

Mäharbeiten am Kalkflachmoor „Lange Wiese (Foto: Horst Guckelsberger)
Mäharbeiten am Kalkflachmoor „Lange Wiese (Foto: Horst Guckelsberger)

Aktivitäten des LBV Starnberg im FFH-Gebiet

 

Entbuschungen und umfangreiche Mäharbeiten leisten wir auf Flächen, die (in Teilen) als Kalkflachmoore angesprochen werden, wie dem „Hirschgrabenmoos“, dem ND „Lange Wiese“, dem ND „Engenrain“
bzw. auf Trockenrasen wie dem ND „Friedinger Bühel“. Hinzu kommen ergänzende oder sehr spezielle Pflegearbeiten etwa im ND Maimoos. In der Umgebung des NSG Mesnerbichel drängen wir invasive Neophyten zurück.


Der LBV Starnberg hatte eine pflegeorientierte Biotopkartierung von Flächen des nördlichen Gebiets finanziert.


Das Gebiet wurde von der Arbeitsgemeinschaft Starnberger Ornithologen (ASO) wiederholt ornithologisch untersucht, so z. B. die Seacht‘n (2015 und 2018) das Seebuchet (2016), der Kerschlacher Forst (2022). Außerdem wird ein Gebiet im Kerschlacher Forst im Rahmen des "Monitorings häufiger Brutvögel (MhB)" jährlich kartiert. Hinzu kommen Nisthilfen für Wasseramsel und Eulenvögel im Gebiet.

 

(Text: Horst Guckelsberger, März 2023)

Bildergalerie

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