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„Die mageren, artenreichen Flachland-Mähwiesen in diesem Gebiet sind in ihrer Anzahl und Qualität einzigartig zwischen Lindau und Berchtesgaden“. Mehrfach betonte Burkhard Quinger diesen Befund über die hiesign FFH-Flächen. Er hat den Offenland-Teil dieses Managementplanes verfasst. Nahe dem Bäckerbichel bei Erling hatte Agnes Wagner von der Regierung von Oberbayern Behörden, Verbände, vor allem aber die Grundeigentümer zu einem „Runden Tisch“ - ohne Tisch, im Freien - eingeladen.
Im Managementplan werden zum einen die Lebensräume und Arten erfasst und nach ihrem Erhaltungszustand bewertet. Vor allem aber werden Vorschläge formuliert, wie deren Qualität erhalten werden kann. Man mag bedauern, dass diese Vorschläge für Grundstückseigentümer und Nutzer, i. a. also Land- und Forstwirte, nur Hinweischarakter haben, also nicht verpflichtend sind. Allerdings gilt bei der Nutzung das Verschlechterungsverbot, und geeignete Maßnahmen zum Erhalt können ggf. finanziell gefördert werden.
Der Bäckerbichel ist, wie sein mit Buchen bestockter Nachbar, ein „Tumulus“, Kind der letzten Eiszeit. Gletschermühlen hatten im bereits „toten“ , vom fließenden Eis abgetrennten Gletschereis den relativ groben Schutt von der Oberfläche auf den Boden gestrudelt , das Feinmaterial herausgeschwemmt und so diese kegelförmigen, stark wasserdurchlässigen Hügel aufgetürmt – Landschaftsformen, die, wie die Drumlins, das Landschaftsbild auf dem Andechser Höhenrücken prägen. Dorthin machten sich die etwa fünf Dutzend Interessenten zu einem Rundgang auf.
An der Mitte des Südhangs des Bäckerbichel demonstrierte Quinger die trockene, artenreiche „Magere Flachland-Mähwiese“ - „Lebensraumtyp LRT 6510“ im Code der EU. Sie ist eine Folge jahrhundertelanger bäuerlicher Nutzung zur Gewinnung von Heu: Erste Mahd „um Johanni“ (24. Juni), eine zweite Mahd im September/Frühherbst. Es sind dies die „Blumenwiesen“, an die sich die Großelterngeneration erinnert und die im
Hintergrund der Heimatfilme der 1950er Jahre allgegenwärtig sind. Heute, nach der Umstellung der
Landwirtschaft mit Graswiesen, die bis zu fünf Mal im Jahr gemäht werden, gehören diese zweischürigen Wiesen zu den seltensten Lebensräumen. Nicht zuletzt das Bienen-Volksbegehren hat sie wieder
stärker in den Fokus gerückt.
Weiter oben – der Untergrund ist noch trockener und ärmer an Nährstoffen – schließt sich ein „mahdgeprägter Kalkmagerrasen“ (LRT 6210), hier sogar „mit Orchideen“ und daher „prioritär“, an. Der Aufwuchs ist noch geringer, die Mahd sollte nur einmal im Jahr, also einschürig, in der Tradition „um Jakobi“ (25. Juli) erfolgen.(Im Managementplan werden noch weit differenziertere Vorschläge für Mahdtermine formuliert.)
Bei jeder Mahd mag man bedauern, dass damit u. U. Insekten die Nahrungsgrundlage entzogen wird. Was „früher“ durch kleine Bewirtschaftungsflächen zu Abwechslung und Vielfalt gesorgt hat, muss heute simuliert werden: Es werden Teilflächen aus der Mahd herausgenommen – jährlich wechselnde ungemähte Brachestreifen sollten obligatorisch sein. Grundprinzip bleibt, dass der Lebensraumtyp als Ganzes erhalten bleibt, denn dies hat auch schon früher für die Artenvielfalt auch der Fauna gesorgt.
Nicht unerwähnt bleiben soll, dass auch Kalktuff-Quellen und beträchtliche Waldgebiete – Kerschlacher Forst! – samt unterschiedlichen Moor-Typen zum FFH-Gebiet gehören. Dazu zählen auch die „Kalkreichen Niedermoore“ der „Langen Wiese“ und des „Hirschgrabenmooses“, das der LBV seit Langem pflegt und denen ein „guter“ bis „hervorragender“ Zustand bescheinigt wird..
In der Diskussion hervorgehoben wurde das Befremden über den erheblichen Freizeitdruck, dem diese vielfältige, reizvolle und doch auch empfindliche Landschaft schutzlos ausgesetzt ist.
Änderungsvorschläge – z. B. Arrondierungen – können noch umgehend bei der UNB eingereicht werden. Am 31.12.2022 allerdings muss der Plan der EU gemeldet sein, sonst droht ein
Vertragsverletzungsverfahren.
Fazit: „Diesem FFH-Gebiet kommt eine weit überregionale, teils sogar bayernweite Bedeutung zu.“
Der Entwurf des Managementplans kann hier heruntergeladen werden.
(Text und Fotos: Horst Guckelsberger)