Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Der Kiebitz (Vanellus vanellus)

Kiebitz (Foto: Wolfgang Höll)
Kiebitz (Foto: Wolfgang Höll)

Kaum einen hat der Kiebitz beim ersten Zusammentreffen nicht erstaunt innehalten lassen. Mit seinen speziellen, intensiven Lautäußerungen macht er schon über weite Strecken auf sich aufmerksam. Die Rufe wie „kiju-wit“ oder „kschä-wip“ sind namensgebend. Umgangssprachlich wird der Kiebitz im deutschsprachigen Raum deshalb auch als Kiwitt, im Englischen zum Beispiel als peewit bezeichnet.

Eine weitere volkstümliche Bezeichnung lautet Feldpfau. Mancher sagt, dieser Name sei auf die langen, aufstellbaren Federn am Hinterkopf, den stolzierenden Gang und die lauten Rufe zurückzuführen. Sicher rührt die Bezeichnung aber auch von dem metallisch glänzenden Gefieder her. 

Die dunkle, grünlich schimmernden Körperoberseite und die weiße Körperunterseite bringen die Kiebitzmännchen bei ihren Balzflügen voll zur Geltung: Nach einem steilen Aufstieg lässt sich das Männchen in die Tiefe fallen und dreht sich dabei akrobatisch um die Körperlängsachse. Der Sturzflug wird dicht über dem Boden aufgefangen. Bei dem horizontalen Weiterflug wirft sich das Männchen dann von einer Seite auf die andere, um das kontrastreiche Gefieder zu präsentieren

Kiebitz (Foto: Wolfgang Höll)
Kiebitz (Foto: Wolfgang Höll)

Neben den arttypischen Rufen ist dabei ein wummerndes Fluggeräusch zu hören. Es wird durch die verlängerten inneren Handschwingen erzeugt, die den Flügeln und auch dem gesamten Flugbild ein schaufelartiges Aussehen verleihen.

 

Der Kiebitz ist in den europäischen Ländern, die durch ein mildes Winterklima geprägt sind, Standvogel. Bei den bayerischen Brutvögeln handelt es sich aber hauptsächlich um Kurzstreckenzieher, die in Südwesteuropa überwintern. Im Februar treffen sie wieder in den Brutgebieten ein. Ab März wird bereits gebrütet.  

 

 Typischerweise bevorzugt der Kiebitz, ebenso wie andere bodenbrütende Wiesenvögel, Feuchtwiesen als Bruthabitat. Allerdings ist dieser Lebensraum durch Trockenlegungen und Grünlandumbruch selten geworden. Obwohl sich der standorttreue Kiebitz als sehr anpassungsfähig erwiesen hat und mittlerweile vermehrt Ackerflächen nutzt, ist der Bruterfolg dort einfach zu gering. Entsprechend haben die Brutbestände in Bayern, Deutschland und ganz Europa in den letzten Jahrzehnten stark abgenommen. Auch im Landkreis Starnberg gibt es nur ganz vereinzelt Bruten.

Kiebitzjunges (Foto: Bernhard Glüer)
Kiebitzjunges (Foto: Bernhard Glüer)

Ein Grund für den geringen Bruterfolg ist u. a. die intensive Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen. Maschinelle Bewirtschaftung und Mahd haben oft den Verlust von Gelegen zur Folge. Ebenso können dadurch Jungvögel getötet werden, da sie meist nicht flüchten, sondern sich nur ducken und sich voll auf die Tarnung durch ihr erdfarbenes Dunenkleid verlassen. Weitere Gründe für den geringen Bruterfolg sind die durch Düngung erzielte dichte Vegetation (erschwert Fortbewegung/Ausweichmöglichkeit für Jungvögel), der Einsatz von Pestiziden und das Fehlen von Feuchtstellen (Verlust von Insektennahrung und Trinkstellen) sowie die Prädation durch nachtaktive Räuber wie den Rotfuchs.

 

Umso beeindruckender ist, wie sich die Kiebitzeltern für den Schutz ihres Nachwuchses einsetzen. Durch Warnrufe und Flügellahmstellen sollen Raubtiere vom Gelege bzw. den Jungtieren abgelenkt werden. Das gleiche Verhalten ist auch bei der Annäherung durch Weidetiere (Trittschäden) zu beobachten  (im folgenden Video ab Minute 1:00 gut zu beobachten).

Uns Menschen macht der Kiebitz vor allem durch klagende Rufe und dichte Überflüge aufmerksam. Auf dieses Verhalten ist übrigens teilweise auch der Ausdruck „kiebitzen“ im Sinne von „abgucken“ oder „jemandem über die Schulter schauen“ zurückzuführen. Wer dieses Verhalten beobachtet sollte unbedingt auf den Wegen bleiben und das Kiebitzrevier zügig verlassen.

 

(Text: Andrea Gehrold)

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