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Der Höckerschwan (Cygnus olor)

Höckerschwan beim Start aus dem Wasser (Foto: H,-J. Fünfstück, www.5erls-naturfotos.de)
Höckerschwan beim Start aus dem Wasser (Foto: H,-J. Fünfstück, www.5erls-naturfotos.de)

Der Höckerschwan ist heute bei uns ein Vogel, der fast an jedem Gewässer anzutreffen ist. Echte Wildvögel sind wohl nur noch im Schwarzmeergebiet und von Vorderasien bis nach Mittelchina anzutreffen.  Alle anderen, also auch die Population in unseren Breiten, gehen auf ausgesetzte oder verwilderte Vögel zurück. Die meisten Vögel wurden um 1920 ausgesetzt, in Großbritannien auch schon ab ca. 1500. Der Bestand wird in Europa auf ca. 120.000 BP geschätzt, in Deutschland leben ca. 11.500 bis 16.000 BP (Angaben aus ADEBAR).

 

Höckerschwäne zählen mit bis zu 240 cm Spannweite und einem Gewicht bis zu 17 Kilogramm zu den größten und schwersten Vögeln, die bei uns im Landkreis regelmäßig angetroffen werden können. Beeindruckend ist es, den langen, flachen Start des Höckerschwans zu beobachten. Dabei können die schweren Flügelschläge, deren Kraft ausreichen würde, um die Knochen eines Menschen zu brechen, ein Pfeifen verursachen. Dieses für den Höckerschwan typische Fluggeräusch entsteht dadurch, dass Luft durch die Federn streift. Das gleiche physikalische Prinzip tritt auch bei manchen kleineren Arten, wie z.B. der Schellente auf. Dieses Geräusch gab vermutlich dem Schwan seinen Namen. Das Wort stammt wohl von dem Indogermanischen „suen“ ab, was soviel wie rauschen oder tönen heißt.

Höckerschwan mit dem Typischen (Nasen-)höcker. Foto: Korbinian Weidemann
Höckerschwan mit dem Typischen (Nasen-)höcker. Foto: Korbinian Weidemann

Merkmal des adulten Vogels ist der namensgebende Stirnwulst (Höcker), der beim Männchen deutlicher ausgeprägt ist.  Das adulte Tier hat grauschwarze Füße und ein komplett weißes Federkleid.

 

Die Bestandsentwicklung von Cygnus olor war in der Vergangenheit unterschiedlich. Große Bestandseinbrüche, u.a. durch intensive Jagd, gab es Anfang des 19. Jh. und während des 2. Weltkrieges. Eine sehr starke Zunahme des Bestandes konnte in den Jahren 1950-1970 festgestellt werden, wohl aufgrund von Koloniebruten und neuen Ressourcen in Großstädten. In den letzten Jahren ist der Brutbestand schwankend bis leicht abnehmend, der europäische Winterbestand ist stabil.  

 

Höckerschwäne leben oft monogam, d.h. sie sind ihrem Partner lebenslang treu, wenngleich auch Neuverpaarungen bekannt sind. Ein Paar ist meistens stark territorial, jedoch sind aus Städten auch Koloniebrüter bekannt. Die durchschnittlich 6 Eier im meist sehr großen Bodennest bebrütet das Weibchen 36 Tage, die Jungen führen beide Altvögel. Die flüggen Jungen wandern mehr oder weniger freiwillig ab.

 

Weiße und graue juvenile Höckerschwäne (Foto: Korbinian Weidemann)
Weiße und graue juvenile Höckerschwäne (Foto: Korbinian Weidemann)

Junge Höckerschwäne tragen das typisch graue Federkleid, das erst sehr spät im Winter in ein weißes gemausert wird. Allerdings können auch regelmäßig weiße Schwanenjunge zusammen mit grauen Geschwistern beobachtet werden. Die weißen Mutanten haben  ein Leben lang helle und nicht dunkle Schwimmhäute, scheinen jedoch keine biologischen Nachteile zu haben.

 

Der Höckerschwan ernährt sich fast ausschließlich von Wasserpflanzen und darin befindlichen Lebewesen wie Schnecken und Muscheln. Typischerweise nutzt er seinen langen Hals um während des Schwimmens die Pflanzen bis in eine Tiefe von bis zu 1 m gründelnd zu erreichen. Juvenile Höckerschwäne können tauchen, adulte nicht mehr.  Bei Nahrungsknappheit oder vereisten Gewässern im Winter weicht die Art teilweise auch auf Pflanzen des Festlandes aus. Bei reichem Futterangebot in den Sommermonate kann ein Höckerschwan bis zu 4kg Wasserpflanzen pro Tag fressen.

 

Übrigens...

In Kunst und Kultur ist der (Höcker-) Schwan ein häufig auftretender Vogel, so z.B. in der antiken  Mythologie: Zeus wird als schwanengleicher Himmelsgott beschrieben, der in Gestalt eines Schwans Leda verfolgt und schwängert. Daraus gehen letztlich die Zwillinge Helena, die später im trojanischen Krieg eine entscheidende Rolle spielt, und Pollux hervor.

 

In der römischen Antike, v.a. während der Kaiserzeit, war Höckerschwan eine Delikatesse bei großen Gelagen der Oberschicht (vgl. Cena Trimalchionis in Petrons Satyricon). Auch in Wagners Schwanenritter Lohengrin, ist der Schwan zentrales Objekt.

 

Die Alsterschwäne in Hamburg sind Gastgeschenke von Städten und Staaten, die Hamburg besonders freundschaftlich verbunden sind. Diese Tradition existiert seit mindestens 400 Jahren. Die Stadtverwaltung umfasst eine eigene  „Zentralstelle Schwanenwesen“, deren einziger Mitarbeiter („Schwanenvater“) sich explizit um die besonders geschützten Alsterschwäne kümmert.

 

(Text: Korbinian Weidemann)

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