Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Der Tannenhäher (Nucifraga caryocatactes)

Tannenhäher (Foto: Heinz Tuschl - LBV-Archiv)
Tannenhäher (Foto: Heinz Tuschl - LBV-Archiv)

Dass die Namensgebung im Tierreich nicht immer ganz einfach ist, zeigt sich schön am Beispiel des Tannenhähers. Allein sein deutscher Name ist in gewisser Weise irreführend: Tannen dienen dem Singvogel neben anderen Nadelbaumarten vielleicht noch als Nistplatz, aber sein Verbreitungsgebiet ist eng an Gebiete mit Fichten, Zirbelkiefern und Haselnüssen gebunden.

Beim wissenschaftlichen Namen Nucifraga caryocatactes kommen wir der Wahrheit schon näher, allerdings bedeuten beide Namensteile kurioserweise das Gleiche: "Nussbrecher" - einmal auf Lateinisch, einmal auf Griechisch. Der Tannenhäher ist dabei eine von drei Arten der Gattung Nussknacker (Nucifraga) - neben dem nordamerikanischen Kiefernhäher (N. columbiana) und dem asiatischen Himalayahäher (Nucifraga multipunctata). Wer jedoch glaubt, der scheue Vogel sei nun ständig am Nüsse knacken, wird auch hier enttäuscht: Im Sommer ernährt sich der Tannenhäher überwiegend von Insekten, Fröschen und kleinen Reptilien, im Spätsommer von Beeren. Vor allem im Winter frisst er die Samen von Nadelhölzern, mit Vorliebe die sog. Zirbelnüsse, die - verkehrte Welt - botanisch gesehen wiederum keine Nüsse sind. Also weist auch hier die Namensgebung in eine falsche Richtung? Nicht ganz, denn bereits im Herbst verlassen auch jene Vögel zur Nahrungssuche ihren Lebensraum, die in den höheren Lagen der Alpen und Mittelgebirgen leben, und erscheinen in Gärten und Parks der Tallagen, um dort Haselnüsse zu fressen. Dort treffen sie auf ihre Artgenossen, die sich ganzjährig dort aufhalten. Solche Populationen finden wir auch bei uns im Alpenvorland , z.B. auf dem Pioniergelände in Krailling.

Das folgende Video von Susanne Hoffmann präsentiert den Tannenhäher sehr anschaulich.

Tannenhäher (Foto: Peter Witzan)
Tannenhäher (Foto: Peter Witzan)

Neben dem Eichelhäher ist der Tannenhäher der einzige Vogel Europas, der Pflanzensamen als Wintervorrat im Boden vergräbt. Dazu hackt er ein Loch in die Erde, um es dann durch Aufsperren des Schnabels, das sogenannte Zirkeln, zu erweitern. Anschließend deponiert er einen ganzen Kropf voller Zirbelnüsse oder anderer Baumfrüchte darin, bevor er das Loch wieder zugedeckt. So legt er im Sommer und Herbst mehrere Tausend Samen fassende Vorräte im Waldboden an, von denen er sich den Winter über ernährt. Erstaunlicherweise findet er ohne lange zu suchen fast alle dieser Verstecke wieder, selbst unter einer Schneedecke. Wie er dies macht, ist bis heute nicht bekannt. Er scheint auf jeden Fall ein exzellentes räumliches Gedächtnis zu besitzen. Nur in besonders harten Wintern bekommt der Tannenhäher ein Problem. Diese harte Nuss knackt der Vogel dann, indem er in wärmere Gefilde wandert, um dort nach Nahrung zu suchen. Dies führt zu den sog. Invasionen, die wir bei uns v.a. von den Bergfinken kennen: Mangelt es in Sibirien an Zirbelkiefer-Samen, kommen auch die sibirischen Häher in großen Scharen zu uns.

(Text: Klaus-Peter Hütt)

Wie der Tannenhäher die Zirbelkiefer-Samen frisst, kann man im folgenden Video sehen:

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