Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Die Mehlschwalbe (Delichon urbicum)

Die Mehlschwalbe ist wie sämtliche Schwalben und Segler ein schneller und wendiger Flieger und mit den langen Flügeln perfekt an ein Leben vor allem in der Luft angepasst. Mit der weißen Unterseite, den weiß gefiederten Beinen und dem weißen Bürzel ist sie die hellste der bei uns vorkommenden Schwalbenarten, wobei das Weiß mit der glänzend blauschwarzen Oberseite kontrastiert. Der Schwanz ist gegabelt, aber kurz, was sie von der Rauchschwalbe mit deren zwei langen Schwanzspießen unterscheidet.

Im April kommt die europäische Population der Mehlschwalbe aus ihren Überwinterungsgebieten, die südlich der Sahara beginnen und bis nach Südafrika reichen, zurück; sie zählt damit zu den Langstreckenziehern. Zu der Zeit kann man häufig gemischte Schwalbenschwärme über der Wasseroberfläche von Starnberger- und Ammersee auf der Jagd nach Insekten beobachten. Die Mehlschwalbe benötigt für ihr Bruthabitat ebenfalls die Nähe von Gewässern mit  schlammigen Ufern oder auch Lehmpfützen, an deren Rändern man sie - meist zu mehreren - am Boden sitzen sieht,  da sie Lehm oder anderes Bodenmaterial für den Bau ihres Nestes benötigen. Ehemals ein Felsenbrüter, besiedelt sie heute als Kulturfolger Dörfer und Städte und baut ihr Nest - oft in Kolonien -  an möglichst unverputzte Außenwände unter Dachvorsprünge. Wichtig ist dabei ein freier Anflug. Der Gesang wird im Flug vor der Brutstelle vorgetragen und besteht aus einem fortlaufenden Zwitschern.

Nach der Paarbildung bauen das Männchen und Weibchen gemeinsam die bis auf ein Einschlupfloch geschlossene aus Schlamm gemauerte Halbkugel und polstern das Innere mit Halmen und Federn aus. Ab Mai beginnt die Brutperiode mit bis zu zwei Bruten im Jahr. Die Brutdauer der 3-5 Eier umfassenden Gelege beträgt 13-16 Tage, gefolgt von einer Nestlingszeit der Jungvögel von weiteren 23-30 Tagen bis zum Ausfliegen. Die Nahrungssuche erfolgt ausschließlich in der Luft als Jagd auf Insekten von Mücken bis zu Tagfaltern über offener Landschaft oder Wasserflächen. Die Regel, dass tieffliegende Schwalben Regen ankündigen, beruht dabei darauf, dass die Beuteinsekten dann nahe am Boden fliegen um dort gegebenenfalls Schutz vor Regentropfen zu finden. Ab Juli, vor allem im August und September beginnt der Wegzug der Mehlschwalben aus dem Bruthabitat. Vor dem Wegzug in ihr Winterquartier versammeln sie sich zu großen gemischten Schwalbenschwärmen.

Das Interesse an dem Schutz der Mehlschwalbe zeigt sich schon darin, dass die Mehlschwalbe bereits 1974 der Vogel des Jahres war. Laut dem Atlas der bayerischen Brutvögel wird die Anzahl der Brutpaare in Bayern auf 63.000 bis 115.0000 geschätzt. Diese Schätzung könnte mittlerweile eher zu positiv sein, was sich auch daran zeigt, dass die Mehlschwalbe auf der im Juni 2016 veröffentlichten Roten Liste der Vögel in Bayern inzwischen als gefährdet eingestuft wird. Leider werden wegen der damit verbundenen Verschmutzung immer wieder Nester von Hauswänden entfernt, obwohl dies eine Ordnungswidrigkeit darstellt. Die einfache Anbringung von Brettern unter den Nestern kann für mehr Sauberkeit sorgen und schützt obendrein vor einem unfreiwilligen Absturz eines Nestes.

 

Meldungen erfolgreicher Mehlschwalbenbruten beim Arbeitskreis Schwalben und Mauersegler wären ein wichtiger Beitrag für die Erfassung des aktuellen Brutbestands im Landkreis Starnberg.

 

(Text: Ulrike Hars, Fotos: Ursula Zinnecker-Wiegand)

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