Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Der Fichtenkreuzschnabel (Loxia curvirostra)

Fichtenkreuzschnabel (Foto: Marcus Bosch -LBV-Archiv)
Fichtenkreuzschnabel (Foto: Marcus Bosch -LBV-Archiv)

Der Winter, wenn die meisten Vögel in den Süden ziehen, ist die Zeit des Fichtenkreuzschnabels. Als einer der wenigen Vögel kommt er bei uns hauptsächlich im Winter vor und brütet auch oft um diese Zeit. Deshalb wird er im Alpenraum „Christvogel“ oder „Weihnachtsvogel“ genannt.

 

Er gehört zur Familie der Finken, bewohnt Nordwestafrika, Nordamerika, Europa und Teile Asiens. Weil seine Hauptnahrungsquelle (auch für die Fütterung seiner Brut, die Brutbiologie ist in Wikipedia ausführlich beschrieben) aus den Samen reifer Fichtenzapfen und anderen Koniferen besteht, hat er eine etwas andere Lebensweise als die meisten „unserer“ Vögel

Fichtenkreuzschnabelweibchen (Foto: Ursula Wiegand)
Fichtenkreuzschnabelweibchen (Foto: Ursula Wiegand)

Die Fichte blüht alle 3-4 Jahre und entwickelt danach in den Wintermonaten reife Zapfen, die sogenannte Zapfentracht. Diese ist gerade nach trockenen Sommern besonders ausgeprägt, wenn die feuchtigkeitsliebenden Fichten als Überlebensstrategie besonders viele Zapfen produzieren. Hiervon „magisch“ angezogen, tauchen Schwärme von Fichtenkreuzschnäbeln in Gebieten auf, wo sie sich sonst wenig aufhalten oder schon länger nicht mehr waren. 

 

Das Vorkommen ist deshalb unregelmäßig und unbeständig, da er anders als die meisten bei uns vorkommenden Vogelarten seine Wanderungen nicht nach den jahreszeitlich bedingten Nahrungsangebot ausrichtet sondern dorthin fliegen muss, wo es viele reife Zapfen gibt. Diese Gebiete muss er sich suchen. Viele Einzelheiten zu  diesen Wanderungen und damit auch zu Mauser- und Brutzeiten sind noch weitgehend unbekannt. Meist geht er im Sommer auf „Wanderschaft“ und unternimmt Erkundungszüge in südwestlicher Richtung. Aber auch Züge in alle Himmelsrichtungen sind während des Jahres zu beobachten. Manchmal kommt es gebietsweise zu invasionsartigem Auftreten, wie z.B. im Winter 2015/2016 im Landkreis Starnberg. Nach dem ornithologischen Jahresbericht 2015 gab es in diesem Winter deutlich mehr Beobachtungen als die Jahre davor. 

 

Fraßspuren (Foto: J.Preller)
Fraßspuren (Foto: J.Preller)

Der Fichtenkreuzschnabel ist ungefähr so groß wie ein Grünfink mit gedrungenem Körper, großem Kopf und kurzem Schwanz. Das Männchen ist meistens rot mit rotem Bürzel, das Weibchen gelb/grün mit gelbem Bürzel, Jungvögel sind grau mit gestrichelten Flanken. Sein besonderes Merkmal ist der gekreuzte Schnabel, der sich bei Jungvögeln erst ab dem 40. Lebenstag bildet und mit dem er  geschickt wie ein Papagei klettern kann.

 

Dieser Schnabel, der ihm auch den Namen gibt (griechisch loxos heißt kreuzweise) ist perfekt geeignet, um die Schuppen der Zapfen anzuheben, um dann mit der Zunge an die tiefliegenden Samen zu gelangen. Je nachdem nach welcher Seite der Schnabel gekreuzt ist (links oder rechts) bewegt der Vogel beim Herausschälen der Samen seinen Kopf immer einseitig und entwickelt so an einer Halsseite größere Muskeln.

 

Typisches Merkmal dieser bearbeiteten Zapfen sind die wie angeschnitten aussehenden  Zapfenschuppen.

 

Fichtenkreuzschnabelmännchen (Foto: Antje Geigenberger)
Fichtenkreuzschnabelmännchen (Foto: Antje Geigenberger)

Weil diese Ernährung einseitig und ölhaltig ist, muss er regelmäßig Flüssigkeit und Mineralstoffe aufnehmen. Man kann ihn deshalb oft an Gewässern und Pfützen beim Trinken beobachten, aber auch an Mauern, Kaminen und Kieswegen, wie er am Mauerwerk knabbert und kleine Steinchen aufnimmt. Wegen des Autoverkehrs ist dies für ihn im Winter gefährlich, wenn er Streusalz von der Straße aufleckt.

 

Gut zu erkennen ist er an seinem Ruf. Die harten „kipp-Kipp“-Rufe werden häufig von überfliegenden Trupps gerufen und sind unverwechselbar.

 

Der Gesang ist zwitschernd, ähnlich dem Grünfink, mit klaren lauten Elementen und Trillern, immer aber mit den typischen „kipp-kipp“-Rufen durchsetzt. Gesungen wird von einer Warte auf einer Baumspitze aus, in der Gruppe bei der Nahrungssuche und auch im Flug. 

 

In Bayern ist der Fichtenkreuzschnabel  bevorzugt in den Alpen und in den Mittelgebirgen zu finden, gelegentlich auch im Flachland.

 

Fichtenkreuzschnabelmännchen (Foto: Ursula Wiegand)
Fichtenkreuzschnabelmännchen (Foto: Ursula Wiegand)

Lt. Atlas der Brutvögel in Bayern ist der Fichtenkreuzschnabel bayernweit zerstreut, flächig verbreitet in den Alpen und den Mittelgebirgen. Er ist ein spärlicher Brutvogel und der Bestand wird für Bayern  mit 10.000 bis 18.000 Brutpaaren angegeben,  wobei die  Erfassung durch variable Brutzeiten und Brutnomadismus erschwert wird.  Nach dem  Atlas Deutscher Brutvogelarten hat der Fichtenkreuzschnabel in den letzten 200 Jahren von der forstwirtschaftlichen Nutzung und der vermehrten Anpflanzung der Fichte (seiner Hauptnahrungsquelle) profitiert. Deutschlandweit wird der Bestand auf 32000 bis 85000 Brutpaare geschätzt. Interessant ist auch, dass die Verbreitung des Fichtenkreuzschnabels auffallend ähnlich ist derjenigen des Erlenzeisigs.

 

(Text: Antje Geigenberger)

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