Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Der Eisvogel (Alcedo atthis)

Smaragdgrün, leuchtend Orange und glänzend Türkis. Der Eisvogel (Alcedo atthis) ist zwar mit 17-19,5 Zentimetern kein Riese, hat dafür aber ein umso prächtigeres Federkleid. Blitzschnell schießt er ins Wasser, um im nächsten Augenblick mit einem Fisch im Schnabel wieder auf seiner Sitzwarte zu sitzen (siehe Video). Sein schwarzer Schnabel ist im Vergleich zur Körpergröße lang und – aufgepasst, Unterscheidungsmerkmal – bei Weibchen an der Unterschnabelbasis rot.

 

Mit bis zu 72 Stundenkilometern ist der Eisvogel ein flinker Flieger, und sein hoher, kecker Laut, den er gerne im Flug abgibt, lässt Vogelfreunde leicht auf den bunten Kugelblitz aufmerksam werden.  Er fliegt geradlinig mit schnellen Flügelschlägen niedrig über Wasser, über Land auch höher. In der Sonne schillert sein Gefieder in sämtlichen Farbnuancen des blaugrünen Spektrums. In aufrechter Sitzhaltung, beispielsweise auf hängenden Zweigen über dem Wasser oder am Schilfrand, fällt sein orangebraunes Brustgefieder ins Auge.

Ob fließender Bach, reißender Fluss oder geruhsamer See – am wohlsten fühlt sich der Eisvogel in der Nähe von Wasser. Vor allem in langsam fließenden oder stehenden Gewässern mit guten Sichtverhältnissen kann er reichlich Nahrung finden, die hauptsächlich aus kleinen (und manchmal erstaunlich großen) Süßwasserfischen besteht. Der Eisvogel ist ein Stoßtaucher: Entdeckt er einen Fisch im Wasser, setzt er einen seiner Fangstöße an, aus dem Rüttelflug oder direkt von seiner Sitzwarte aus, und taucht dabei bis zu einen Meter unter die Wasseroberfläche.

 

Eisvögel brüten an Steilufern, Prallhängen, Abbruchkanten und Böschungen mit schützendem Gebüsch. In die Steilwände baut das Brutpaar bis zu einen Meter lange Erdhöhlen, an deren Ende sich eine rundliche Nestkammer mit den Küken befindet.

 

Der Eisvogel ist Brutvogel in Niederungs- und Mittelgebirgslagen (bis ungefähr 1000 Meter über dem Meer) in ganz Mitteleuropa und wagt sich nicht nördlicher als 60° Nord vor. Die Bestände des farbenfrohen Fischers fluktuieren stark in Abhängigkeit von Witterungsbedingungen. Extrem kalte Winter oder Hochwässer, die klares Wasser reißend und trübe werden lassen, können sowohl Größe als auch Zahl von Eisvogelpopulationen erheblich mindern. Weil Eisvögel zwei bis drei Bruten mit jeweils fünf bis acht Jungen im Jahr großziehen, sind derartige Bestandseinbrüche im Normalfall nach fünf bis sieben Jahren wieder ausgeglichen. 

In Bayern ist der Eisvogel mit 1600 bis 2200 Brutpaaren vertreten. Im Landkreis Starnberg gibt es aktuell keine Brutnachweise, man kann ihn aber mit etwas Glück beim Fischfang entdecken, wenn man aufmerksam an Bach- und Flussläufen oder Seeufern entlangspaziert.

Braunliest in Kerala, Indien
Braunliest in Kerala, Indien

Da der natürliche Lebensraum durch die Ausbreitung des Menschen immer knapper wird, zeichnet sich, wie für viele andere Vogelarten, auch für den Eisvogel ein langfristiger Bestandsrückgang ab. Heutzutage ist dieser wunderschöne Vogel oft auf künstliche Brutwände angewiesen. Gewässerschutzmaßnahmen wie die Renaturierung von Flussläufen und verbesserte Wasserqualität, die Ausweisung von Naturschutzgebieten und der Schutz vor Verfolgung haben in den letzten Jahrzehnten zu regionaler Bestandserholung geführt. Der Eisvogel ist also ein Indikator, eine Zeigerart, für eine intakte Natur in unserer Umgebung, die auch gut für den Menschen ist. In diesem Sinne lohnt es sich, den Lebensraum für diesen hübschen gefiederten Freund in unserem Landkreis zu erhalten und zu fördern.

Auf fast allen anderen Kontinenten, mit Ausnahme Amerikas und der Antarktis, gibt es neben dem Alcedo atthis auch noch andere Gattungen der Eisvogel-Familie (Alcedinidae).

(Text: Hella Wittmeier, Fotos: Sebastian Ludwig)

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