Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Der Raubwürger (Lanius excubitor)

Raubwürger (Foto: Antje Geigenberger)
Raubwürger (Foto: Antje Geigenberger)

Man kann von Glück sagen, dass der Raubwürger (Lanius excubitor) nicht weiß, was für einen uncharmanten Namen man ihm verpasst hat. Der erste Namensteil (wie z.B. im veralteten Begriff „Raubvogel“) soll darauf hindeuten, dass er andere Tiere als Nahrung erbeutet. Tatsächlich besteht seine Nahrung zum größten Teil aus Mäusen und Kleinvögeln, die er von erhöhten Sitzwarten aus am Boden erbeutet. Jungvögel werden jedoch fast ausschließlich mit Insekten gefüttert.  Die unverdaulichen Reste der Nahrung werden wieder ausgewürgt; dieser Vorgang – und nicht etwa unsportliches Verhalten im Zweikampf – ist namensgebend für die gesamte Familie der „Würger“ (Laniidae), zu der auch der heimische Neuntöter gehört.

 

Der etwa amselgroße Raubwürger hat aus der Entfernung einen auffallend hell-weißen Anschein, der ihn fast unverwechselbar und gut erkennbar macht; dunklere Partien an den Seiten und am Rücken erkennt man bei näherer Betrachtung, ebenso wie die charakteristische, schwarze Augenbinde (siehe Foto).

Raubwürger (Foto: Ursula Wiegand)
Raubwürger (Foto: Ursula Wiegand)

Aufgrund seiner Jagdweise ist der Raubwürger auf halboffenen, strukturreichen Lebensraum angewiesen, der ausreichend Sitzwarten (Bäume, Sträucher) bietet, von denen aus er gute Sicht auf die Umgebung hat. Dieser Landschaftstyp wird immer seltener; und auch das Nahrungsangebot wird durch die menschliche Nutzung eingeengt, was der Art sehr zusetzt.

 

Der Raubwürger ist ein trauriges Beispiel für eine Art, der man in Bayern gerade „beim Aussterben zuschauen“ kann. Man muss es wohl so drastisch formulieren, denn in ganz Bayern gibt es nach dem Atlas der Brutvögel in Bayern gerade noch 45-55 Brutpaare, Tendenz fallend. Auch in der Roten Liste Bayerns wird er in der höchsten Gefährdungskategorie „vom Aussterben bedroht“ geführt (in der Roten Liste Deutschland: „stark gefährdet“). Die Einschätzung des Bayerischen Landesamt für Umwelt liest sich dementsprechend pessimistisch: „Noch vorhandene, günstig erscheinende Biotope scheinen […] als Folge der katastrophalen Bestandssituation nicht mehr besiedelt werden zu können." In Baden-Württemberg ist der Bestand – von ehemals über 1000 Brutpaaren – bereits praktisch erloschen.

Im Landkreis Starnberg hat man kaum die Möglichkeit, einen Raubwürger zur Brutzeit zu sehen. Jedoch sollte man in der Zeit Oktober bis März die Augen nach ihm offen halten. Dann nämlich wandern viele Raubwürger aus ihren Brutgebieten, wohl aus Nahrungsmangel, in südlichere Gebiete ab, und können bei uns regelmäßig beobachtet werden.

 

Gute Chancen hat man an den Randgebieten von Mooren (z.B. Leutstettener Moos, Ampermoos, Herrschinger Moos, Michelmoos, Maisinger See), aber auch sonst ist eine Sichtung in geeignetem Habitat nicht selten (siehe Karte). Es lohnt sich also, die Augen nach diesem tollen, kleinen „Räuber“ offen zu halten!

 

(Text: Gerhard Huber)

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