Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Vorfrühling am Ismaninger Speichersee

19.03.2017  Die Wettervorhersage war durchwachsen und nachdem es am vorangegangenen Tag heftig gestürmt und geregnet hatte, mussten wir befürchten, dass wir auf der Sonntagsexkursion an den Ismaninger Speichersee ziemlich nass werden würden. Aber das Wetter war deutlich besser als vorausgesagt – der Wind blies zwar heftig, aber es regnete überhaupt nicht.

 

Treffpunkt war um 8 Uhr morgens am S-Bahnhof in Ismaning. Von dort ging es zum Speichersee, wo Manfred Siering und Joachim Oster circa 15 ASO-Ornis auf dem Damm entlang des Isarkanals führten.  Manfred Siering, Vorsitzender der Ornithologischen Gesellschaft in Bayern, gab eine historische Einführung in die Entstehung des Speichersees und der anliegenden Fischteiche. Der Speichersee dient zur Stromversorgung – insbesondere des Münchner S-Bahnnetzes – und zur Nachklärung der Abwässer aus den Münchner Kläranlagen. In den Fischteichen wurde bis 1994 Karpfenzucht betrieben;  dann wurde festgestellt, dass die Karpfen zu stark mit Pharmarückständen belastet waren, sodass die Fischzucht eingestellt werden musste. Seitdem werden die Fischteiche vom Energieversorger betreut, es gibt einen langjährigen Vertrag zur Nutzung der Teiche, der sicherstellt, dass die Fischteiche und damit das Mausergebiet für bis zu 200.000 Enten erhalten bleiben.

 

Wir gingen auf dem  Damm südlich des Ismaninger Westbeckens einige Kilometer in Richtung Osten. Der Weg führte bis auf Höhe der Kormoraninsel, auf der Kormorane und Graureiher bereits ihre Nester bezogen hatten. Besonders schön waren die Graureiher im Prachtkleid mit ihren orangen Schnäbeln. Ein kleiner Trupp Kampfläufer flog ein, daneben waren 2 Flussuferläufer auf Futtersuche.

 

Manfred Siering erläuterte sehr kenntnisreich und detailliert nicht nur die Vogelwelt, sondern auch die diversen Baumarten und er gab Hinweise auf Fuchsbauten und Biberburgen. Bei der Lachmöwenkolonie konnten die Lachmöwen bei der Paarung beobachtet werden und es wurde auch das Geheimnis der „rosafarbenen“ Lachmöwen gelüftet. Die rosafarbenen Lachmöwen verbringen den Winter in Salinen in Südeuropa/Nordafrika und ernähren sich dort von den Salinenkrebsen. Der rote Farbstoff der Krebse lagert sich im Gefieder der Möwen ab, die deswegen rosafarben erscheinen – derselbe Effekt wie bei den Flamingos. Das war für alle Teilnehmer neu gewesen.

 

Auf dem Speichersee waren diverse Entenarten zu sehen, besonders hervorzuheben waren eine größere Menge an schön gefärbten Kolbenenten sowie vereinzelte Krickenten, Löffelenten und eine Spießente. Die Schwarzkopfruderente, die seit ein paar Tagen am Speichersee zu beobachten war, zeigte sich leider nicht. An Greifvögeln gab es ein jagendes Sperberweibchen, mehrere Mäusebussarde und als Höhepunkt ein Wanderfalkenpaar, das in einem Kasten hoch oben an einem Strommasten brütet. Wir konnten das Paar bei der Futterübergabe beobachten – das Weibchen verschwand bald wieder im Kasten, um zu brüten und der Terzel begab sich wieder auf die Jagd.

 

Trotz des starken Winds waren auch einige Singvögel zu hören und zu beobachten. Die Zilpzalpe sangen, im Schilf hörte man Rohrammern und eine Heckenbraunelle. Daneben viele Meisen- und Finkenvögel sowie eine Beutelmeise auf dem Zug. Die Beutelmeise konnte leider nur von wenigen Beobachtern wahrgenommen werden. Am Ende der Exkursion zeigte sich dann auch als Frühlingsbote die erste Rauchschwalbe, die über dem Speichersee jagte.

 

Gegen Mittag kamen wir wieder an den Ausgangspunkt zurück, vom Wind etwas durchgefroren, aber hochzufrieden über eine schöne Exkursion im beginnenden Frühling. Ein herzliches Dankeschön an Manfred Siering, der uns mit seiner umfassenden Naturkenntnis stark beeindruckte. Und der Ismaninger Speichersee ist zu jeder Jahreszeit einen Ausflug wert.

 

(Text: Pit Brützel)