Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Die Rauchschwalbe (Hirundo rustica)

Rauchschwalbe (Foto: Thomas Hafen - www.natur-fotografieren.de)
Rauchschwalbe (Foto: Thomas Hafen - www.natur-fotografieren.de)

Rauchschwalben sind Frühlingsboten, die zum Frühlingsanfang Ende März/Anfang April nach einer langen Reise aus dem tropischen Afrika bei uns ankommen. Die beiden in Mitteleuropa häufigsten Schwalbenarten sind die Rauchschwalbe(Hirundo rustica) und die Mehlschwalbe(Delichon urbica).  Beide Schwalbenarten leben in der Nähe des Menschen, sind also Kulturfolger  und stehen in Bayern inzwischen auf der Roten Liste bedrohter Vogelarten  (Vorwarnliste). Im neuesten Atlas der Brutvögel Bayerns (2012) schätzt man den bayrischen Brutbestand der Rauchschwalbe zwar auf 79.000 bis 150.000 Brutpaare, dennoch zeichnet sich seit vielen Jahren ein schleichender Bestandsrückgang ab. Dieser ist in erster Linie auf zunehmenden Nistplatz- und Nahrungsverlust zurückzuführen. Dörfliche Strukturen gehen immer mehr verloren, kleinbäuerliche Betriebe geben auf. Hinzu kommt die Versiegelung der Landschaft, bei der sich besonders das Asphaltieren von Feldwegen negativ auswirkt, da hierdurch die für den Nestbau notwendigen Lehmpfützen fehlen. Regelmäßige Verluste durch direkte Verfolgung sind außerdem aus manchen afrikanischen Winterquartieren bekannt. 

 

Rauhschwalbe (Foto: Thomas Hafen - www. natur-fotografieren.de)
Rauhschwalbe (Foto: Thomas Hafen - www. natur-fotografieren.de)

Die Rauchschwalbe brütet in Dörfern, aber auch in städtischen Lebensräumen. Sie ist ein Nischenbrüter, der meist in Gebäuden(Ställen oder Scheunen), aber auch in Außennestern, z.B.  unter Dachvorsprüngen nistet.  Charakteristisch für die Rauchschwalbe sind die langen spitzen Flügeln sowie der tief gegabelte Schwanz mit sehr langen Schwanz­spießen. Die Oberseite der Rauchschwalbe  ist blauschwarz, die Unterseite ist weiß, Kinn, Kehle und Stirn sind dunkelrot.

 

Der Gesang der Rauchschwalbe wird im Flug und von Singwarten vorgetragen und ist ein rasch fließendes, melodisches Gezwitscher mit einem schnarrenden Endmotiv,

Rauchscjhwalbe (Foto: Ursula Wiegand)
Rauchscjhwalbe (Foto: Ursula Wiegand)

Im Spätherbst werden die Stromleitungen für die jungen Schwalben zu Start- und Landeschnüren. Hier sammeln sich die Schwalben zu Hunderten vor ihrem Flug in den warmen Süden. Und sind dann plötzlich verschwunden. Bevor die Landschaft verdrahtet wurde, sammelten sich die Schwalben vor dem Abflug in den Schilfbeständen. Und da sie dort von einem Tag auf den anderen verschwanden, entstand die Geschichte vom Winterschlaf der Schwalben. Aristoteles (384 – 322 v.Christus) vertrat die Ansicht, dass die Schwalben wie Amphibien schlafend auf dem Grunde eines Sees überwintern, um erst im Frühjahr wieder „aufzutauchen“ und Insekten über der Wasseroberfläche zu jagen. Die Mär vom Winterschlaf der Schwalben hielt sich bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts. Selbst Carl von Linné (1707 – 1778), der Begründer der biologischen Systematik, hielt noch an dieser Geschichte fest.

 

In den 1990er Jahren  gab es erschreckende Nachrichten über die Rauchschwalbe. Im Zusammenhang mit der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl 1986 wurde bei den Rauchschwalben aus der Gegend um den Reaktor eine erhöhte Rate von partiellem Albinismus festgestellt. Bei den Tschernobylschwalben waren ca. 15% der Tiere partiell  albinotisch, während in Vergleichspopulationen die Zahl der partiell albinotischen Schwalben zwischen 0 und 1 % lag. Ein deutliches Zeichen für die unheimlichen Konsequenzen dieses Atomunfalls.

  

Weitere Informationen zur Rauchschwalbe finden Sie auf einer speziellen Rauchschwalbenseite aus der Umgebung von Leipzig.

 

(Text: Pit Brützel)

 

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