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Das Sommergoldhähnchen (Regulus ignicapilla)

Das Sommergoldhähnchen gehört mit 9 cm Länge und 4 bis 7 Gramm Gewicht zu den kleinsten Vögeln Europas. Es ist lebhaft, besitzt ein farbenfrohes Gefieder, ist stimmfreudig und kommt als häufiger Brutvogel auch in Gärten vor: trotzdem wird es oft übersehen und ist schwer zu beobachten. Das liegt zum einen daran, daß es sich bevorzugt in dem Kronenbereich hoher alter Nadelbäume oder Laubbäume aufhält, zum anderen an dem hochfrequenten Ruf und Gesang, der für manche Menschen gar nicht oder nur sehr schwierig zu hören ist.

 

Das Sommergoldhähnchen ist wie das nahe verwandte Wintergoldhähnchen von der Gestalt her rundlich, oberseits olivgrün mit heller Unterseite und hat einen gelb-orangenen (Männchen) bzw. rein gelben (Weibchen) Scheitel, der von zwei schwarzen Streifen eingefasst ist. Zusätzlich hat das Sommergoldhähnchen einen charakteristischen weißen Überaugenstreif, ebenfalls schwarz eingefasst, und leicht goldene Schulterbereiche, dadurch ist es kontrastreicher gefärbt als das Wintergoldhähnchen. Beide Arten leben in Nadel- oder Mischwald, doch ist das Sommergoldhähnchen dabei weniger stark an die Fichte gebunden als das Wintergoldhähnchen und kommt auch in Gärten mit einem ausreichenden Bestand hoher Bäume vor.

Die Nahrung besteht aus kleinen Insekten oder Spinnen, die von den Nadeln oder – auch im kurzen Rüttelflug – von Blattunterseiten gepickt werden. Das Sommergoldhähnchen turnt dabei mit schnellen Bewegungen und abrupten Zwischenflügen durch die Zweige. 

Im März kommt das Sommergoldhähnchen aus seinen um das Mittelmeer liegenden Überwinterungsgebieten zurück, in milden Wintern gibt es bei uns auch Überwinterer. Schon in den ersten Januartagen konnte z.B. direkt am Ufer des Starnberger Sees ein Sommergoldhähnchen bei der Nahrungssuche in einer Erle beobachtet werden. Nach der Reviersuche und Paarbildung beginnt das Weibchen Mitte April mit dem Nestbau, der etwa 20 Tage dauert. Das Nest ist ein wahres Meisterwerk. Es wird meist in großer Höhe unter übereinander liegenden Zweigen alter Fichten aufgehängt und gleicht einem tiefen Napf mit einer kleinen Öffnung nach oben. Das Außenmaterial besteht aus Moos und Flechten, innen wird es mit Tierhaaren und Federn gepolstert. Die Brut ist darin extrem geschützt und wärmeisoliert. Bei Regen kann sich das Außennest mit Wasser vollsaugen und dabei das Fünffache des ursprünglichen Gewichts annehmen, trotzdem bleibt es sicher an den Ästen hängen. Diese Stabilität wird durch das Einflechten von Spinnstoff aus den Eierkokons von Spinnen oder Raupengespinsten in das Nestmaterial gewährleistet. Im Mai beginnt die Eiablage. Das Gelege besteht aus 8-10 Eiern und wird von dem Weibchen 14-16 Tage lang bebrütet. Das brütende Weibchen wird von dem Männchen gefüttert, anschließend werden die Jungen von beiden Eltern weitere 18-21 Tage versorgt. Eine zweite Jahresbrut erfolgt als Schachtelbrut, wobei sich das Männchen alleine um die Jungen aus der ersten Brut kümmert, während das Weibchen ein neues Nest baut. Im Oktober zieht das Sommergoldhähnchen aus den Brutgebieten ab.

Besonders von April bis Juni ist das Sommergoldhähnchen sehr gesangsaktiv mit einem Schwerpunkt in den Morgenstunden, aber oft kann es auch tagsüber gehört werden. Der Gesang beginnt bereits sehr hoch mit aneinandergereihten „si si si“ Rufen, die dann mit weiter ansteigender Tonhöhe in einem kleinen Triller enden.

 

Entgegen der allgemein festgestellten Abnahme an Arten- und Individuenzahl in der Vogelwelt weist das Sommergoldhähnchen einen stabilen Bestand auf und liegt in Bayern auf Rang 16 der häufigsten Brutvögel. In neueren Kartierungen wird die Häufigkeit etwas höher als die des Wintergoldhähnchens geschätzt: die Bestandsschätzung laut dem Atlas der Brutvögel in Bayern (2012) liegt bei 215.000 bis 570.000 Brutpaaren im Vergleich zu 185.000 bis 500.000 des Wintergoldhähnchens. Auch im Starnberger Seengebiet ist es in allen baumreichen Landschaftsformen verbreitet.

(Text: Ulrike Hars, Fotos: Antje Geigenberger) 

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