Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Der Silberreiher (Casmerodius albus)

Silberreiher (Foto: Thomas Hafen - www.natur-fotografieren.de)
Silberreiher (Foto: Thomas Hafen - www.natur-fotografieren.de)

Noch in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts galt der große, weiße Reiher als absolute Sensation in Deutschland, und auch kurz vor der Jahrtausendwende war er nur ein seltener Gast. Doch seit etwa zwanzig Jahren ist der Bestand in Deutschland steigend.

Im Nachbarland Österreich, wo er außer am Neusiedler See kaum vorkommt, steht der Silberreiher gar auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten. Dabei handelt es sich hier um ist die Reiherart mit der größten geographischen Verbreitung: Als Kosmopolit ist er - mit Ausnahme der Antarktis - auf allen Kontinenten anzutreffen.

 

Gegen Ende des 19. Jh. und zu Beginn des 20. Jh. waren Silberreiher in vielen Brutgebieten Europas fast ausgerottet. Die verlängerten Schmuckfedern auf dem Rücken des Tieres waren besonders in der Damenwelt als Hutschmuck gefragt.  Buchstäblich in letzter Minute wurde die Jagd auf Silberreiher verboten und die letzten Brutkolonien wurden unter Schutz gestellt. So konnte sich der Bestand in den vergangenen Jahrzehnten gut erholen.

Silberreiher (Foto: Wolfgang Höll)
Silberreiher (Foto: Wolfgang Höll)

Als Schilfbrüter hat der Reiher hohe Ansprüche an seinen Nistplatz und benötigt große, ungestörte Altschilfbestände, ein Lebensraum der in Deutschland immer seltener wird. Aber auch Störungen durch Freizeitbetrieb führen  zu Bestandsrückgängen.

 

Dennoch stieg in den letzten Jahren die Zahl der in Bayern beobachteten Silberreiher rapide an. Dass allein der Klimawandel dazu geführt haben könnte, ist wenig wahrscheinlich. Silberreiher sind nicht kälteempfindlich und auch bei frostigen Temperaturen an eisfreien Fließgewässern zu beobachten. Wahrscheinlicher ist, dass der Silberreiher seine Speisekarte um Leckerbissen wie Mäuse und wirbellose Kleintiere erweitert hat, die er auch auf trockeneren Flächen findet. So konnte er neue Lebensräume erschließen und muss nicht mehr zwangsweise in wärmere Gefilde ziehen, wenn die Gewässer mit Eis bedeckt sind. Die hauptsächliche Ursache für das vermehrte Auftauchen des Silberreihers hierzulande dürfte jedoch in der Zunahme von Brutpaaren in den weiter nördlichen und kontinentalen Gebieten Osteuropas wie Russland oder der Ukraine liegen. Dort ist es zwar im Sommer warm, im Winter jedoch so kalt, dass die „Flüchtlinge“ lieber im vergleichsweise warmen Deutschland mit wenig Schnee ( z.B. am Bodensee) überwintern

Silberreiher (Foto: Thomas Hafen - www.natur-fotografieren.de)
Silberreiher (Foto: Thomas Hafen - www.natur-fotografieren.de)

Silberreiher sind  Teilzieher: Ein Teil der adulten Vögel zieht im Zeitraum September bis November aus den Brutarealen ab und kehrt Ende Februar bis Anfang  April wieder zurück.  Die meisten Silberreiher werden somit  in Deutschland im Herbst und Winter beobachtet. Dabei liegt der Schwerpunkt im September und Oktober neben Brandenburg und Sachsen v.a. in Bayern. Finden die Vögel in besonders harten Wintern auch bei uns keine Nahrung mehr, wandern sie weiter Richtung Süden.

 

Bleibt die Frage, ob Deutschland zukünftig auch zum Brutgebiet wird? Über einen längeren Zeitraum gab es bereits mehrmals Brutverdacht, doch erst 2012 konnte sich dieser bestätigen. Die erste Silberreiherbrut in Deutschland fand in Mecklenburg-Vorpommern in einem verlassenen Graureiherhorst statt.

 

 

Weitere Informationen zum Silberreiher finden Sie zum Beispiel auf Wikipedia.

 

(Text: Klaus-Peter Hütt)

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