Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Der Ohrentaucher (Podiceps auritus)

Ohrentaucher im Schlichtkleid (Foto: Christian Haass)
Ohrentaucher im Schlichtkleid (Foto: Christian Haass)

„Ist er‘s oder ist er‘s nicht?“, das fragen sich viele Vogelbeobachter, wenn sie im Winterhalbjahr weit draußen auf dem Starnberger See einen kleinen, schwarz-weiß gefärbten Taucher entdecken. Ist es ein Ohrentaucher, der als seltener Wintergast aus dem hohen Norden das bayerische Oberland besucht, oder doch der deutlich häufigere Schwarzhalstaucher?

 

 Auch wenn sich beide in ihrem schwarz-weißen Schlichtkleid recht ähnlich sind, lassen sich die Arten bei näherer Betrachtung und einigermaßen guter Sicht relativ einfach auseinanderhalten: Der Ohrentaucher wirkt wie ein kleiner kompakter Haubentaucher und hat wie dieser ein flaches Stirnprofil. Der Schwarzhalstaucher ist von der Gestalt her eher eine größere Version des Zwergtauchers mit steiler Stirn und „plüschigem“ Heck. Die schwarz-weiße Gefiederzeichnung wirkt bei ihm außerdem verwaschener und weniger kontrastreich.

 

Ohrentaucher im Prachtkleid (Foto: Thomas Hafen - www.natur-fotografieren.de)
Ohrentaucher im Prachtkleid (Foto: Thomas Hafen - www.natur-fotografieren.de)

Deutlicher wird die Unterscheidung, wenn man das Glück hat, im Frühjahr einen Ohrentaucher vor das Spektiv zu bekommen, der bereits ins Prachtkleid gemausert hat. Dann zieren unverkennbare goldgelbe Federbüschel den Kopf des kleinen Tauchers. Zwar hat auch der Schwarzhalstaucher im Prachtkleid goldene Federn im Gesicht, allerdings ist dieser Schmuck weniger ausgeprägt und nicht wie beim Ohrentaucher oben am Kopf, sondern hinter den Augen positioniert.

 

Die Brutgebiete des Ohrentauchers liegen zirkumpolar zwischen dem 50. und dem 65. Breitengrad. Den europäischen Bestand schätzt man auf 6.000 bis 11.000 Brutpaare. Die Hauptvorkommen in Europa befinden sich auf Island, in Skandinavien und im Baltikum. Auch im Norden Deutschlands wurden immer wieder Brutversuche beobachtet, seit 1999 gibt es jedoch keinen Brutnachweis mehr.

 

Ohrentaucher am Nest (Foto: Thomas Hafen - www.natur-fotografieren.de)
Ohrentaucher am Nest (Foto: Thomas Hafen - www.natur-fotografieren.de)

 Nach ausgiebiger Balz, die ähnlich ritualisiert wie beim Haubentaucher abläuft, baut der kleine Taucher aus Pflanzenteilen sein Nest. Ähnlich wie der Schwarzhalstaucher brütet er gerne in kleinen Gemeinschaften und sucht dabei die Nähe von Lachmöwenkolonien. Zur Balz gibt das Paar trillernde Rufe ab, die an den Zwergtaucher erinnern, jedoch deutlich harscher klingen. Das gesamte Lautrepertoire umfasst eine Vielzahl unterschiedlichster Lautäußerungen, allerdings sind die Taucher außerhalb der Brutzeit wenig ruffreudig.

 

Wer sich auf die Suche nach dem Ohrentaucher begeben möchte, wird vor allem am Südende des Starnberger Sees fündig. Wo sich in den vergangenen Jahren die meisten Individuen aufhielten, verrät der Starnberger Vogelatlas.

 

 (Text:Thomas Hafen)

 

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