Die Mönchsgrasmücke ist in Mitteleuropa die verbreiteste Grasmücke, deren Bestand entgegen der allgemeinen Entwicklung der Abnahme an Vogelarten und Individuenzahlen stabil ist und sogar einen
leicht positiven Trend aufweist, worin liegt ihr Erfolg?
Neben ihrem bei uns nicht seltenen Lebensraum und ihrer nur relativ kurzen zu bewältigenden Zugstrecke ist sie in mehrerer Hinsicht sehr vielseitig, so auch in ihrem Neststandort. Bei der Suche
nach einer geeigneten Niststelle ist sie nicht sehr wählerisch und festgelegt. Meist liegt das Nest nicht weit über dem Boden in dichter Vegetation. Dies kann in Brennesseln, Brombeeren,
Traubenkirschen oder auch dichten Fichten sein. Das Nest ist ein locker gebauter runder Napf aus kleinen Stängeln, Gras und Wurzeln. Der Legebeginn ist etwa Ende April, Anfang Mai, kann aber
witterungsbedingt stark streuen. Ein Gelege besteht meistens aus 4-5 Eiern, die 12 bis 14 Tage bebrütet werden. Anschließend werden die Jungen weitere 11 bis 13 Tage gefüttert, beide Eltern
beteiligen sich an Brut und Jungenaufzucht. Ab Ende Mai werden junge Mönchsgrasmücken flügge und danach noch weitere 2 bis 3 Wochen von den Eltern versorgt. Normalerweise gibt es nur eine
Jahresbrut, es kann aber noch spätere Ersatzgelege geben.
Die Vielseitigkeit der Mönchsgrasmücke zeigt sich auch in ihrer Nahrung. Sie ist kein reiner Insektenfresser, obwohl sie sich während der Brutzeit hauptsächlich von Insekten, deren Larven und
Spinnen ernährt, sondern zu ihrer Nahrung gehören auch Beeren, z.B. von Holunder und Efeu, mit denen bereits die Jungvögel gefüttert werden, und im Frühjahr am Mittelmeer Nektar und Staubblätter.
Zu ihrem Speiseplan zählt auch der Saft der Mistel und sie gehört damit zu den Mistelverbreitern. Aus Äpfeln oder anderem großem Obst kann sie Stücke heraushacken. Nach der Brutzeit ziehen die
Mönchsgrasmücken in beerenreiche Gebiete. Ab Ende August wandert die Mönchsgrasmücke wieder ab.
Das höchste nachgewiesene Alter eines Ringvogels betrug 11 Jahre und 4 Monate.
In Bayern ist die Mönchsgrasmücke flächendeckend verbreitet und ein sehr häufiger Brutvogel. In Zahlen gefasst werden laut dem Atlas der Brutvögel in Bayern (2012) die Anzahl der Brutpaare auf
350 000 bis 910 000 geschätzt. Unter den 20 häufigsten Arten ist sie auf Platz 6.
(Text: Ulrike Hars)