Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Die Mönchsgrasmücke (Sylvia atricapilla)

Mönchsgrasmücke (Männchen) (Foto: Ursula Wiegand)
Mönchsgrasmücke (Männchen) (Foto: Ursula Wiegand)

Die Mönchsgrasmücke kommt in halbschattigen Lebensräumen vor, mit den größten Dichten in Auwäldern, aber auch in feuchten Laub- und Mischwäldern, Kiefernwäldern mit Unterwuchs, Parks und baumbestandenen Gärten. Neben hohen Bäumen benötigt sie Büsche und Sträucher, bevorzugt auch Brennesseln, Brombeeren und Efeu.

 

 

Von April bis Ende Juli ist der Gesang der Mönchsgrasmücke tagsüber in diesen Habitaten oft die auffälligste Vogelstimme. Der Gesang beginnt mit einem gedämpfteren Zwitschern, der teilweise Imitationen anderer Vogelarten enthält und mit dem Gesang der Gartengrasmücke - die allerdings volltönender klingt - verwechselt werden kann, und geht dann in ein viel lauteres, hohes, melodisches Flöten mit einem charakteristischen Überschlag über. Aus hallenartig hohen Bäumen vorgetragen hat dieser Gesang einen ganz besonderen Reiz. In unterschiedlichen Regionen gibt es dabei verschiedene Dialekte, hier bei uns ist der flötende Teil des Gesangs stärker ausgeprägt.  Der häufigste Ruf ist ein schmatzendes, hartes, aneinandergereihtes "tek".

 

Mönchsgrasmücke (Weibchen) (Foto: Antje Geigenberger)
Mönchsgrasmücke (Weibchen) (Foto: Antje Geigenberger)

 

Die Mönchsgrasmücke gehört zu der Familie der Grasmückenartigen, deren Name sich weder von Gras noch von Mücke ableitet, sondern aus dem mittelhochdeutschen gra für grau und smiegen für rutschen und gleiten stammt. In der Tat ist die Grundfarbe der Grasmücken eher unscheinbar grau, braun oder weißlich und sie schlüpfen schnell und wendig durch das Geäst. Als Brutvögel kommen in Bayern außerdem die Dorngrasmücke, die Klappergrasmücke und die Gartengrasmücke vor.

 

 

Die Mönchsgrasmücke hat eine Körperlänge von 13 cm mit braungrauer Oberseite, dunkelgrauer Unterseite und hellerer Kehle. Die Augen sind schwarz. Unverwechselbar macht sie die dunkle Kopfplatte, die bei dem Männchen schwarz und bei dem Weibchen rotbraun ist und in diesem Fall tatsächlich die Assoziation mit einem Mönch bewirkt.

 

 

Sie ist vor allem eine europäische Art, 75 Prozent des Weltbestandes leben in Europa, das Verbreitungsgebiet reicht außerdem bis NW-Afrika, Vorderasien und nordostwärts bis Westsibirien. Unter den verschiedenen Populationen gibt es unterschiedliches Zugverhalten: die nordöstlichen Brutvögel sind Langstreckenzieher mit Überwinterungsgebieten südlich der Sahara, die mitteleuropäischen Brutvögel ziehen als Kurz- oder Mittelstreckenzieher nach Großbritannien oder bis nach NW-Afrika und die Populationen im Mittelmeerraum sind Teilzieher. Aufgrund der zunehmend milden Winter gibt es eine größer werdende Anzahl an Überwinterern in Mitteleuropa.

 

 

Mönchsgrasmücke(Männchen) (Foto: Ursula Wiegand)
Mönchsgrasmücke(Männchen) (Foto: Ursula Wiegand)

Ende März bis Mitte April kommen bei uns zuerst nur die Männchen in das Brutgebiet zurück. Dort benehmen sie sich zu Beginn sehr auffällig und scheinen damit eigenen Beobachtungen zufolge ihre Reviere festzulegen. Durch lauten, schallenden Gesang zeigen sie an, dass sie ein Revier besetzt haben, dessen Grenzen durch erbitterte Verfolgungsflüge gegen Männchen aus benachbarten Revieren verteidigt werden. Die Intenstät des Gesangs soll dabei die Qualität des Revieres widerspiegeln und dient damit der Balz. Zwei oder drei Tage später erscheinen auch die Weibchen und sind dann schnell an der Seite der Männchen zu beobachten. Die Männchen ändern daraufhin ihr Verhalten schlagartig, der schmetternde Gesang zur Revierverteidigung wird durch einen leiseren Subsong abgelöst, der eher für den Nahbereich und damit für die Partnerin bestimmt zu sein scheint. Die Mönchsgrasmücken leben in monogamen Saisonehen, die aufgrund starker Standortstreue teilweise aber mehrfach mit denselben Partnern wieder gebildet werden.

 

 

Das Männchen baut innerhalb von etwa zwei Tagen mehrere Nestanfänge, ähnlich den Spielnestern des Zaunkönigs. Man kann beobachten, dass es dafür das Nistmaterial vom Boden, z.B. von einem Rasen aufnimmt. Aus diesen lockeren Balznestern wählt das Weibchen ein Brutnest aus und baut es mit nur noch geringer Hilfe des Partners innerhalb von etwa fünf Tagen zuende.

 

Mönchsgasmücke (Weibchen) (Foto: Antje Geigenberger)
Mönchsgasmücke (Weibchen) (Foto: Antje Geigenberger)

Die Mönchsgrasmücke ist in Mitteleuropa die verbreiteste Grasmücke, deren Bestand entgegen der allgemeinen Entwicklung der Abnahme an Vogelarten und Individuenzahlen stabil ist und sogar einen leicht positiven Trend aufweist, worin liegt ihr Erfolg?

 

Neben ihrem bei uns nicht seltenen Lebensraum und ihrer nur relativ kurzen zu bewältigenden Zugstrecke ist sie in mehrerer Hinsicht sehr vielseitig, so auch in ihrem Neststandort. Bei der Suche nach einer geeigneten Niststelle ist sie nicht sehr wählerisch und festgelegt. Meist liegt das Nest nicht weit über dem Boden in dichter Vegetation. Dies kann in Brennesseln, Brombeeren, Traubenkirschen oder auch dichten Fichten sein. Das Nest ist ein locker gebauter runder Napf aus kleinen Stängeln, Gras und Wurzeln. Der Legebeginn ist etwa Ende April, Anfang Mai, kann aber witterungsbedingt stark streuen. Ein Gelege besteht meistens aus 4-5 Eiern, die 12 bis 14 Tage bebrütet werden. Anschließend werden die Jungen weitere 11 bis 13 Tage gefüttert, beide Eltern beteiligen sich an Brut und Jungenaufzucht. Ab Ende Mai werden junge Mönchsgrasmücken flügge und danach noch weitere 2 bis 3 Wochen von den Eltern versorgt. Normalerweise gibt es nur eine Jahresbrut, es kann aber noch spätere Ersatzgelege geben.

 

 

Die Vielseitigkeit der Mönchsgrasmücke zeigt sich auch in ihrer Nahrung. Sie ist kein reiner Insektenfresser, obwohl sie sich während der Brutzeit hauptsächlich von Insekten, deren Larven und Spinnen ernährt, sondern zu ihrer Nahrung gehören auch Beeren, z.B. von Holunder und Efeu, mit denen bereits die Jungvögel gefüttert werden, und im Frühjahr am Mittelmeer Nektar und Staubblätter. Zu ihrem Speiseplan zählt auch der Saft der Mistel und sie gehört damit zu den Mistelverbreitern. Aus Äpfeln oder anderem großem Obst kann sie Stücke heraushacken. Nach der Brutzeit ziehen die Mönchsgrasmücken in beerenreiche Gebiete. Ab Ende August wandert die Mönchsgrasmücke wieder ab.

 

Das höchste nachgewiesene Alter eines Ringvogels betrug 11 Jahre und 4 Monate.

 

In Bayern ist die Mönchsgrasmücke flächendeckend verbreitet und ein sehr häufiger Brutvogel. In Zahlen gefasst werden laut dem Atlas der Brutvögel in Bayern (2012) die Anzahl der Brutpaare auf 350 000 bis 910 000 geschätzt. Unter den 20 häufigsten Arten ist sie auf Platz 6.

 

(Text: Ulrike Hars)

 

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