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Das Blaukehlchen (Cyanecula svecica)

Blaukehlchen (Foto: Claudia Höll)
Blaukehlchen (Foto: Claudia Höll)

Ab Ende März/ Anfang April kommt einer unserer schönsten Schilfbewohner aus seinem Winterquartier wieder zurück: das Blaukehlchen.

 

Häufig gut versteckt im Schilf, zeigt es sich aber auch immer wieder für kurze Zeit auf Singwarten oder im Singflug. Dann ist das prächtige Männchen mit der auffallend blauen Kehle und oberen Brust sowie dem weißen Stern zu sehen. Im Gegensatz zur prachtvollen Vorderseite ist die braungraue Oberseite eher unauffällig und eine gute Tarnung im Schilf. Charakteristisch sind die zweifarbigen Seiten des Schwanzes: an der Schwanzbasis rostrot, die terminalen Seiten sind schwarzbraun. Das Weibchen hingegen ist eher unscheinbar, die Kehle ist cremeweiß, nur selten leicht bläulich. Kennzeichnend bei beiden Geschlechtern ist der deutliche weißliche Überaugenstreif.

 

 

 

Blaukehlchen (Foto: Antje Geigenberger)
Blaukehlchen (Foto: Antje Geigenberger)

 

 

 

Charakteristisch - und bestes Erkennungsmerkmal des Schilfbewohners - ist der Gesang: Er ist kräftig und klar und beginnt oftmals mit einem oft wiederholten und sich langsam beschleunigendem „zrü zrü zrü“ oder „dri dri dri“, das dann in eine meist längere Passage von melodischen oder harten, klirrenden Tönen mit eingeflochtenen Imitationen mündet.

 

Die Stimmenimitation ist ein Attraktivitätsmerkmal und soll den Weibchen imponieren. Bei diesem wunderschönen Gesang überrascht es nicht, dass das Blaukehlchen mit der Nachtigall verwandt ist.

Nach der erfolgreichen Partnersuche und Eiablage verstummt das Männchen ab Anfang Mai, so dass die Gesangsphase des Blaukehlchens nur wenige Wochen beträgt - und die Anwesenheit eines Blaukehlchens dann wieder weniger bemerkt wird. Es beginnt jetzt mit dem Nestbau.

 

Das Blaukehlchen bevorzugt die Kombination von dicht bewachsenen Bereichen und offenen, gerne vernässten Flächen, bspw. Schilfbestände mit einzelnen Weiden. Es nimmt aber auch Sekundärlebensräume an und ist mancherorts (insbesondere in Norddeutschland) sogar in Rapsfeldern zu finden. Es ernährt sich überwiegend von Insekten, aber auch von Spinnen, Würmern und kleinen Schnecken, die es meist am Boden sammelt. Das Nest wird am Boden oder in Bodennähe gebaut und ist in der Vegetation gut versteckt, die Gelege bestehen meist auf 5 bis 6 Eiern. Die Jungen schlüpfen nach etwa zwei Wochen und bleiben dann für weitere zwei Wochen im Nest. Im Juli werden die Brutareale verlassen, der Wegzug erfolgt dann im Zeitraum von Mitte August und September.

 

Blaukehlchen (Foto: Antje  Geigenberger)
Blaukehlchen (Foto: Antje Geigenberger)

Die Bestände des Blaukehlchens sind in Bayern gegenüber den 70er Jahren in den letzten Jahrzehnten gestiegen, heute geht man von ca. 2000 - 3200 Brutpaaren in Bayern aus, wobei hier große regionale Unterschiede bestehen: Verbreitungsschwerpunkte liegen in den unter- und mittelfränkischen Flussniederungen, entlang der Donau und in Niederbayern, lokale Schwerpunkte in den Niedermoorresten des Erdinger Mooses und des Alpenvorlands, hier insbesondere in den Loisach-Kochelsee-Mooren. Im Landkreis Starnberg ist das Blaukehlchen ein seltener Brutvogel und kommt regelmäßig nur im Ampermoos sowie am Maisinger See vor. Interessant sind Beobachtungen aus dem südlichen Manthal sowie dem Münsinger Feld (Grenze zwischen LKR Starnberg und LKR Tölz-Wolfratshausen), wo im Rahmen von Kartierungsarbeiten in mehreren Jahren Blaukehlchen erst im Juni - und dann häufig nur bei nächtlichen Gesängen - festgestellt werden konnten. Vermutlich handelt es sich hierbei um unverpaarte umherstreifende Männchen. Dort bleibt zu verfolgen, ob es zu regelmäßigen Ansiedelungen dieses eindrucksvollen Schilfbewohners kommen wird.

(Text: Oliver Focks)

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