Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Trüber Freitag?

fliegende Flussseeschwalbe am Starnberger See
Flussseeschwalbe (Foto: Antje Geigenberger)

6.September 2019

Ganz Norddeutschland erlebt den zweiten Trockensommer in Folge. Wir hier im Süden Bayerns können uns dieses Jahr nicht über zu wenig Niederschlag beschweren, das Wetter zeigt sich durchaus kühl und immer wieder bewölkt und feucht. So auch am letzten Freitag, der vollständig zugezogen daherkam. Dies hielt mich dennoch nicht von einer Bergtour ab von der ich am späten Nachmittag gegen 17:00 wieder zurück Richtung München aufbrach. Da der Weg über die A95 am Starnberger See vorbeiführt war eigentlich klar, dass man mal kurz schauen sollte ob vielleicht doch die ein oder andere späte Flussseeschwalbe auf dem Weg Richtung Süden bei uns halt macht. Mit so einer Jahresletztbeobachtung schafft man es ja immerhin in den Jahresbericht der ASO.

 

 

Angekommen am Campingplatz ins Seeshaupt ist es durch und durch grau, es nieselt leicht und es flimmert über dem See aufgrund des Temperaturunterschiedes zwischen Wasser und Luft ordentlich. Normalerweise zeigt sich dies besonders im Sommer, wenn die Luft viel wärmer ist als das Wasser. Nun war es genau andersrum, Luft wohl mit knapp 11°C um einiges kühler als das Wasser. Ein erster Blick auf den Bootssteg bringt nur 3 ruhende Stockenten. Keine rastenden Seeschwalben.

 

Beim ersten Schwenk vom Campingplatz aus fliegt zumindest ein Eisvogel vorbei. Hat sich ja fast schon gelohnt. Sonst zeigt sich nicht wirklich viel, immerhin ist die Menge an Bläßhühnern schon beachtlich, die warten sicher schon auf die erste Wasservogelzählung der Saison in der nächste Woche.

 

Raubseeschwalbe (fotografiert in Estland)
Raubseeschwalbe (Foto: Pit Brützel)

Dann kommen plötzlich zwei Sumpfseeschwalben aus der Bucht St. Heinrich geflogen und queren vor mir jagend Richtung Seeshaupt. Also Konzentration und genau geschaut, ja es handelt sich um Trauerseeschwalben, also die erwartbarste der 3 Sumpfseeschwalbenarten. Es sind diesjährige Vögel und sogar vier Individuen, super.

 

Ein genauer Blick Richtung St. Heinrich liefert dann noch eine Möwe mit W-Muster auf der Oberseite. Also Zwerg-, Dreizehen-, oder Schwalbenmöwe. Leider auch ganz schön weit weg, aber Flug-/Jagdstil und einige Details deuten eindeutig auf Zwergmöwe. Davon sind dort zwei Individuen unterwegs. Einfach immer wieder toll diese Möwenart.

 

Nach diesen erfolgreichen Beobachtungen lasse ich den Blick nochmal nach Norden schweifen und sehe mit bloßem Auge doch noch meine erhoffte Flussseeschwalbe. Mit dem Fernglas sehe ich einen ordentlich kräftigen Schnabel, einen kurzen fast gerade abgeschnittenen Schwanz ohne Spieße und einen echt bulligen Körper. In diesem Moment haut es mich fast nach hinten um. Das ist eindeutig keine Flussseeschwalbe sondern natürlich eine Raubseeschwalbe und es ist nicht nur ein Individuum sondern drei. Da ist mein Puls gleich ordentlich in die Höhe geschnellt. Für mich eine Erstbeobachtung in Bayern dieser nur auf dem Durchzug (und auch das recht selten) bei uns vorkommenden Seeschwalbenart. Als dann noch der raue krächzende Ruf ertönt fühle ich mich fast wie an der Ostsee. Super Toll.

 

Es war sicherlich das schlechte Wetter, dass diese 3 Individuen zu uns runter gedrückt hat.

 

Also ein Hoch auf dieses trüben und grauen Freitag, ornithologisch war er alles andere als grau und trüb.

(Text: Jan Brinke)