Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Das Bacherner Moos – Bereich Unteres Moos

Foto: Bacherner Moos
Das Bacherner Moos nach der Auflichtung 2024 - Foto: Claudius Birke

Das Bacherner Moos gilt als Schwerpunktgebiet des Naturschutzes im Landkreis Starnberg und als wertvollster Verlandungsbereich mit überregionaler Bedeutung. Es ist eine typische Verlandungszonierung von (Schilf-)Röhrichten über Großseggenriede (v. a. Wunderseggenriede) und Übergangsmoorbeständen zu Streu- und Nasswiesen ausgebildet. Das „schwammsumpfige“ Bacherner Moos reicht direkt ans Seeufer des Wörthsees und schwingt mit den Seespiegelhöhen mit. Seit 1994 ist das Bacherner Moos mit Mausinsel ein Geschützter Landschaftsbestandteil gemäß § 29 Bundes Naturschutzgesetz (BNatSchG).
Bis in die 1960er Jahre war das Bacherner Moos nahezu waldfrei. Der Anteil der Waldfläche hat seitdem drastisch zugenommen. Es ist zu erwarten, dass bei fortschreitender Verschattung der Bodenvegetation gefährdete Arten wie die Torfmoose, die Rosmarinheide, die Moosbeere oder der rundblättrige Sonnentau allmählich verschwinden werden.
Tiefere Wasserstände des Wörthsees und trockene Sommer führten zu dieser Ausbreitung von Gehölzen auf Kosten nässebedürftiger Moorarten. Die zunehmende Bewaldung der letzten Jahre verstärkte zudem die Austrocknung des Moores und beschleunigte somit die Vererdung und Zersetzung des Torfkörpers. CO2 und Lachgas werden freigesetzt. Moorschutz stellt einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz dar. Durch eine gezielte Renaturierung bayerischer Moore können bis zu 6,7 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente jährlich eingespart werden, das entspricht rund 8,5 Prozent des jährlichen bayerischen Ausstoßes (LfU 2023).

 

Einsatz im Februar 2022

Bereits zu Jahresbeginn 2022 hatte die Kreisgruppe Starnberg auf einer kleineren sehr dichten und stark verbuschten Fläche am Rand des Gebietes erste Auflichtungsarbeiten umgesetzt. Diese Maßnahme war sehr erfolgreich. Neben verschiedenen Torfmoosarten konnten sich auch hochmoortypische Arten wie Moosbeere und Steifblättrige Frauenhaarmoos wieder etablieren.

 

Auflichtungsmaßnahmen im Februar 2024

Foto: Schnittgut
Angefallenes Schnittgut bei der Auflichtung - Foto: Claudius Birke

Im Februar 2024 führte der LBV Starnberg weitere naturschutzfachliche Pflegemaßnahmen auf einer knapp 2 Hektar großen Fläche im Kernbereich des Bacherner Mooses durch. Ziel ist es, die zunehmende Verwaldung des Moores aufzuhalten und diese wertvollen Moorflächen durch Flächenpflege zu erhalten.
 
Im August 2023 fanden erste Gespräche mit der Unteren Naturschutzbehörde über das weitere Vorgehen statt. Die größte Herausforderung in diesem Gebiet stellt der Besucherdruck dar. Jede neue Schneise kann als Wanderweg missverstanden werden und Erholungssuchende in den sensiblen Bereich locken. Daher galt es eine Lösung zu finden, das anfallende Schnittgut aus dem Gebiet zu transportieren ohne, wie sonst in der Forstwirtschaft üblich, eine Rückegasse anzulegen. Eine Möglichkeit kann hier das Heli-Logging sein. Dies bezeichnet den Abtransport von Baumstämmen aus schwer zugänglichen Regionen mittels Hubschrauber. In Mooren schont es zudem sowohl den Torfköper als auch die empfindliche Bodenvegetation aus Torfmoosen.
 
Anfang Februar 2024 starteten dann die Auflichtungsarbeiten durch ein lokales Landschaftspflegeunternehmen (Firma Johann Ludwig aus Meiling). Auf einer knapp 2 Hektar großen Fläche wurden Moorbirke, Fichte und Faulbaum herausgeschnitten. Ein gewisser Anteil an älteren Birken und Kiefern wurde erhalten, um eine zu starke Besonnung der Fläche zu vermeiden.

 

Foto: Helikopter im Einsatz
Das Helikopter-Team im Einsatz - Foto: Klaus Gottschaldt

Den größten Aufwand stellte das Zusammentragen des angefallenen Schnittgutes dar. Mit Hilfe zahlreicher Ehrenamtlicher wurde dieses in mehreren Einsätzen und insgesamt über 130 Arbeitsstunden zu Haufen geschichtet. Ziel war es, bis zu 100 Bündel mit einem Gewicht von je ca. einer Tonne zusammenzuschnüren. Diese sollten dann per Helikopter auf eine benachbarte Wiese abtransportiert werden.
 
Durch die großartige Zusammenarbeit zwischen dem Team des Helikopter-Unternehmens und der Firma Ludwig mit dem Rücke-Wagen waren die Arbeiten in Rekordzeit erledigt. Nach ca. 3 Stunden Flugzeit waren über 400 m3 Holz aus dem Gebiet herausgeholt. Die Weiterverarbeitung des Materials erfolgte daraufhin durch die Firma Ludwig. Als Hackschnitzel wird es der thermischen Nutzung dienen.

Mehr Raum für seltene Arten

Foto: Baumpieper
Baumpieper - Foto: Antje Geigenberger

Diese so genannten Auflichtungsmaßnahmen führen zu vielfältigen und strukturreichen Flächen aus gehölzarmen Offenlandbereichen, lichten Waldstandorten und offenen Nieder- und Übergansmooren, die seltenen Tier- und Pflanzenarten wie der Sumpf-Ständelwurz aus der Familie der Orchideen, den vom Aussterben bedrohten Schmetterlingsarten Moosbeerenspanner oder Moorbunteule, der Sumpfschrecke oder dem Baumpieper wieder eine sichere Heimat bieten. Gleichzeitig lassen sie Platz für anspruchsvollere Waldarten und naturschutzfachlich wertvolle Gehölzstrukturen.

 

 

Bedrohter Lebensraum

Moore sind Lebensraum für hochspezialisierte Arten. Besonders Nieder- und Übergangsmoore sind ökologisch und hydrologisch äußerst vielfältig. Zahlreiche Arten, die zeitweise oder ganzjährig an Wasser gebunden sind, können nur hier überleben.
 
Auch für viele Vogelarten sind Niedermoore wichtige Rast- und Brutplätze, denn die wasserreiche Umgebung schützt sie vor natürlichen Fressfeinden. Die lockere obere Moorschicht ist zudem ein reich gedeckter Tisch: Sie steckt voller Leben und erweist sich für Vogelfamilien wie Rallen oder Schnepfen als ideal zur Nahrungssuche.

 

Weitere Entwicklung des Gebietes

In den kommenden Jahren wird die LBV-Kreisgruppe Starnberg die Auflichtungsarbeiten im Bacherner Moos weiterführen. Gleichzeitig soll die Entwicklung des Gebietes dokumentiert werden. Daher starten wir 2024 mit mehreren Kartierungen. Es soll die aktuelle Situation zu den Tag- und Nachtfaltern, der Vegetation und den Brutvögeln erfasst werden. Im Abstand einiger Jahre werden die Kartierungen dann wiederholt, um die Auswirkungen dieser Auflichtungsmaßnahmen auf die Tier- und Pflanzenarten bewerten zu können.

(Text: Claudius Birke)