Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Der Ammersee

 

Der Ammersee repräsentiert als Voralpensee einen seltenen Feuchtgebietstyp und besitzt eine internationale Bedeutung für die Erhaltung der biologischen Vielfalt. Er ist ein international bedeutsames Feuchtgebiet nach der Ramsar-Konvention und wie fast alle Ramsar-Gebiete in Deutschland zugleich auch im Rahmen von Natura 2000 geschützt.

 

Aufgrund der Vielfalt der Lebensräume ist das Ammerseegebiet nicht nur bei der einheimischen, sondern auch bei der internationalen Vogelwelt hochgeschätzt. Zahlreiche, auf Feuchtgebiete angewiesene Tier- und Pflanzenarten finden hier eine Heimat.

 

Schilfrohrsänger (Foto: Frank Derer - LBV-Archiv)
Schilfrohrsänger (Foto: Frank Derer - LBV-Archiv)

 

Ganzjähriges Vogelparadies und Lebensraum bedrohter Arten

Auch wenn es in den Herbst- und Wintermonaten dank der Rast- und Überwinterungsgäste zu den größten Ansammlungen von Wasservögeln kommt, ist der See mit seinen Uferbereichen und angrenzenden Feuchtgebieten ganzjährig Anziehungspunkt für die Vogelwelt.

 

Einheimische Vögel, darunter auch zahlreiche bedrohte Arten wie Eisvogel, Flussseeschwalbe oder Schilfrohrsänger nutzen das Gebiet in der Zeit von März bis Juli. Im gesamten Naturschutzgebiet Ammersee-Süd brüten rund 110 verschiedene Vogelarten, darunter gleich mehrere stark gefährdete oder vom Aussterben bedrohte wie Bekassine, Großer Brachvogel, Kiebitz, Braunkehlchen, Wiesenpieper und gelegentlich der Wachtelkönig. Zusammen mit den angrenzenden Ortschaften und Moränenhängen kamen offizielle Kartierungen sogar auf 135 Brutvogelarten, soviel wie nirgendwo sonst in Bayern.

 

Kolbenentenpaar (Foto: Ursula Wiegand)
Kolbenentenpaar (Foto: Ursula Wiegand)

In den Flachwasserzonen am Ammersee-Südufer und in der Stegener Bucht finden nicht nur Gründelenten, sondern auch durchziehende Watvögel ein geeignetes Habitat. Die Schilfzonen am West- und vor allem Südufer bieten wichtigen Lebensraum nicht nur für Vögel, sondern auch viele andere Tierarten und sind wichtig für die Selbstreinigung des Wassers.

 

Zwischen September und März, finden sich zahlreiche feuchtgebietsgebundene Zugvogelarten auf dem See ein, deren Verbreitung weltweit stark zurückgegangen ist. So machen seit einigen Jahren im September 1000 - 2000 Kolbenenten Station in der Fischener Bucht.  In den Wintermonaten tummeln sich 10.000 bis zu 20.000 Wasservögel am Ammersee. Die größten Zahlen stellen Bläßhühner und Tauchenten wie die Reiherente, aber auch Tafelenten.  Doch auch die Vielfalt an Wasservögeln ist eine Besonderheit: über 30 Arten bietet der Ammersee Rast- und Überwinterungs-Habitate. Auch vereinzelte Rohrdommeln, eine weltweit bedrohte Art, überwintern an den Ufern des Ammersees. In den weitläufigen Riedflächen um den See gibt es landesweit bedeutsame Schlafplätze von überwinternden Kornweihen.

 

Der Ammersee ist aber auch wichtiger Lebensraum für stark gefährdete und vom Aussterben bedrohte Fischarten, darunter Endemiten, die weltweit nur hier vorkommen (Ammersee-Kaulbarsch, Tiefseesaibling, Ammersee-Kilch).

Flussseeschwalbe (Foto: Thomas Hafen)
Flussseeschwalbe (Foto: Thomas Hafen)

Besonderer Schutz für wertvolle Lebensräume

 

Um die Vielzahl der Lebensräume mit ihrem Reichtum an zum Teil stark gefährdeten Arten zu schützen, steht das Ammerseegebiet unter diversen internationalen Übereinkommen und nationalen Schutzkategorien.

 

Ein gesetzlicher und national geltender Schutz wurde durch die Ausweisung des Ammerseegebiets als Natura 2000 Gebiet nach der Vogelschutz-Richtlinie der EU erreicht (SPA-Gebiet). Besonderen Schutz genießt das für das Gesamtgebiet wohl bekannteste und bedeutendste Naturschutzgebiet „Vogelfreistätte Ammersee-Südufer“. Das 1979 ausgewiesene Naturschutzgebiet ist knapp 500 Hektar groß und erstreckt sich entlang des Südendes des Sees über die Landkreise Landsberg am Lech und Weilheim. Es ist für ausgedehnte Ried-, Feucht- und Streuwiesen, seine Wasserflächen und Verlandungszonen sowie die Weiden- und Erlenbestände entlang der Fließgewässer bekannt.

 

Die weitläufigen Streuwiesenkomplexe und artenreichen Extensivwiesen im Süden des Sees sowie ein Teil der Ufer- und Verlandungszonen im Norden und an der Ostseite des Ammersee sind als Fauna-Flora-Habitat (FFH-Gebiete) ausgewiesen und damit Teil des europaweiten Schutzgebiets-Netzes Natura 2000. Das Landschaftsschutzgebiet „Ammersee-West“ existiert bereits seit 1972. Es umfasst die gesamte Seefläche mit Verlandungsstreifen sowie angrenzende Landflächen. Unmittelbar an den Ammersee angrenzend runden das Naturschutzgebiet (NSG) „Seeholz und Seewiese“ sowie das NSG Herrschinger Moos“ den wertvollen Feuchtgebietskomplex ab.

 

Das erste internationale Schutzprädikat wurde dem Gebiet bereits im Jahr 1976 verliehen, als der Ammersee als international bedeutsames Feuchtgebiet, insbesondere als Lebensraum für Wasser- und Watvögel gemäß der Ramsar-Konvention ausgewiesen wurde.

 

Doch wie viele andere Ramsar-Gebiete auch leidet der Ammersee unter einem starken und in den letzten Jahren steigenden Nutzungsdruck. Im Sommer ist er fest in der Hand tausender Badegäste und Wassersportler. Es fehlt an ausreichenden Ruhezonen - wo sie bereits bestehen, fehlt eine Kennzeichnung von Wasserseite aus. Am Ammersee-Südende bedroht aktuell zudem die stetig voranschreitende Verlandung durch die Neue Ammer wichtige Rückzugszonen. So werden Fischener Bucht und der sogenannte Binnensee durch Schlammeintrag gerade immer flacher und deutlich verkleinert.

 

(Text: Uschi Anlauf / Christian Niederbichler)