Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Wasservogelzählung am Ammersee

Ammersee Westufer bei Riederau (Foto: Christian Niederbichler)
Ammersee Westufer bei Riederau (Foto: Christian Niederbichler)

 

Die internationale Wasservogelzählung wurde Ende der 1960er Jahre eingeführt, wobei in fast allen national und international bedeutsamen Feuchtgebieten die rastenden und überwinternden Wasservögel fast ausschließlich ehrenamtlich erfasst werden. Bundesweit ist die Wasservogelzählung das umfangreichste und am längsten bestehende Vogel-Monitoring Programm.

 

 

Am Ammersee fand die erste internationale Wasservogelzählung im Jahr 1966 statt. Die Zählungen werden bis heute von einer Hand voll ehrenamtlicher Mitarbeiter sehr zuverlässig fortgeführt, weshalb der Ammersee zu einem der am längsten und lückenlosesten erfassten Gewässern zählt. Von den großen Voralpenseen weist nur der Bodensee eine noch längere Zähltradition auf.

 

Abbildung 1: Abschnittseinteilung des Ammersees (RAMSAR-GEBIETSBETREUUNG AMMERSEE 2002)
Abbildung 1: Abschnittseinteilung des Ammersees (RAMSAR-GEBIETSBETREUUNG AMMERSEE 2002)

 

 

Zum Start der ersten internationalen Wasservogelzählung am Ammersee im Jahr 1966 wurde der gesamte Seebestand allein von Johannes Strehlow im Auftrag der Ornithologischen Gesellschaft Bayern erfasst, am Samstag die Nordhälfte, am Sonntag die Südhälfte des Sees. Ab 1967/68 kamen Josef Willy (LBV LL) und Werner Schubert dazu. Damals mussten bis zu 30.000 Wasservögel gezählt werden.

 

Nach und nach konnten immer mehr Zähler für die winterlichen Vogelzählungen am See gewonnen werden. Dr. Johannes Strehlow, Josef Willy und Werner Schubert gehörten also zu den Pionieren ab 1966, ersterer zählte 51 Jahre lang bei Wind und Wetter und fehlte in fünf Jahrzehnten sage und schreibe nur bei zwei Zählungen. Er stellt immer noch die Ergebnisse zusammen, Sepp Willy ist nach wie vor draußen aktiv. Heut zu Tage sind während einer Zählung bis zu acht Ornithologen am Ammersee zu Gange. Einspringer und Zähler werden nach wie vor gesucht.

 

 

Die Wasservogelzahlen wurden anfangs getrennt nach Süd- und der Nordhälfte erfasst. Auf Initiative der Ammersee-Gebietsbetreuung erfolgte eine weitere Differenzierung. Ab September 2002 wurden die 13 Zählabschnitte und die zugehörigen festen Zählpunkte wie Dampfer-Stege in Karten fixiert und die Zahlen für jeden der 13 Abschnitte getrennt erfasst.

 

Abbildung 2: Mittlere Wintersumme (Mittel der acht Monatssummen) der beiden dreijährigen Zeitreihen von 2002/03 – 2004/05 & 2016/17 – 2018/19 [Sep.-Apr.]
Abbildung 2: Mittlere Wintersumme (Mittel der acht Monatssummen) der beiden dreijährigen Zeitreihen von 2002/03 – 2004/05 & 2016/17 – 2018/19 [Sep.-Apr.]

Räumliche Verteilung der Wasservögel

 

Die Verteilung der winterlichen Wasservogelansammlungen ist in den 13 Zählabschnitten sehr verschieden. Räumliche Auswertungen sind durch die feste Abschnittseinteilung möglich. In Abbildung 2 werden die mittleren Wintersummen (Mittel der acht Monatssummen) der beiden dreijährigen Zeitreihen von 2002/03 – 2004/05 & 2016/17 – 2018/19 (Sep.-Apr.), in den nummerierten Abschnitten 1-13 ohne eingeführte-, hybride- und besonders mobile Arten (also ohne Kormoran, Gänse, Möwen, Seeschwalben) dargestellt.

 

Es zeigt sich deutlich, dass sich die Bedeutung einzelner Zählabschnitte für durchziehende- und überwinternde Wasservögel im Laufe der Zeit geändert hat und sich die Nutzungsdichten der Vögel teilweise in andere Bereiche verschoben haben. Zählabschnitt 8 sticht dabei durch seine immense Zunahme an Wasservögeln heraus. Mit Hilfe der Differenzwerte (gesamt und pro Art) der beiden Zählreihen-Summen 2002/2003 – 2004/2005 & 2016/17 – 2018/2019, konnte z.B. der Anstieg in Abschnitt 8 auf Artniveau untersucht werden. Dabei entwickelten sich rund zwei Drittel des in diesen Zeiträumen gezählten Artenspektrums positiv. Ein beachtlicher Teil der Zunahme in diesem Abschnitt, kann mit über 70 % den Blässhühnern und mit mehr als 10 % den Kolbenenten zugeschrieben werden. Die positive Entwicklung der Bestandszahlen von Reiher- und Tafelente tragen ebenfalls noch wesentlich zum Anstieg in Abschnitt 8 bei.

 

Abbildung 3: Prozentualer Anteil einzelner Wasservogelarten am Gesamtbestand.
Abbildung 3: Prozentualer Anteil einzelner Wasservogelarten am Gesamtbestand.

Wasservogelarten und deren prozentualer Anteil am Gesamtbestand

 

In den letzten zehn Jahren (2010/11 – 2018/19) konnte mit insgesamt 91 verschiedenen Vogelarten am Ammersee eine sehr artenreiche Bandbreite an Wasservögeln erfasst werden. Bei der angegebenen Artenzahl wurden alle vorkommenden Rallen, Reiher, Watvögel, Möwen und Seeschwalben sowie die Arten Eisvogel, Gebirgsstelze und Bergpieper mitgezählt.

 

Die nebenstehende Abbildung zeigt den prozentualen Anteil einzelner Wasservogelarten am Gesamtbestand. Berechnet anhand der Wintersummen (Sep. – Apr) von 2009/10 – 2018/19 (n=10). Arten mit einem prozentualen Anteil von weniger als 0,6 % am Gesamtbestand wurden zusammengefasst.

 

Der mit Abstand größte Anteil an Wasservögeln über die Wintermonate wird mit 41,7 % von den Blässhühnern gebildet. Die Art mit der zweithöchsten Individuen-Summe der letzten zehn Jahre ist die Reiherente mit einem Anteil von 16,5 % am Gesamtbestand. Die beiden Arten sind auch am Chiemsee und am Starnberger See die meist gezählten Wintergäste. Die nächsthäufigste Vogelart am Ammersee, mit einem Bestand von 11,1 %, ist die Stockente. Die Tafelente, die Lachmöwe und die Graugans sind mit jeweils rund 6 % ebenfalls noch grundlegend am Gesamtbestand beteiligt. Auch der Haubentaucher trägt mit einem Anteil von 3,7 % noch zum kompletten winterlichen Vogelbestand bei. So auch die Kolben- (2,4 %) und die Schellente (1,4 %). Die Beteiligung des Kormorans ist im Verhältnis mit 0,6 % relativ gering.

Abbildung 4: Entwicklung der Wintersummen aller Wasservogelarten am Ammersee (Sep.-Apr. von 1966/67-2020/21)
Abbildung 4: Entwicklung der Wintersummen aller Wasservogelarten am Ammersee (Sep.-Apr. von 1966/67-2020/21)

 

Entwicklung des Ratsbestands aller Wasservögel am Ammersee

 

 

Über den gesamten Zeitraum von insgesamt 55 Zählperioden lässt sich eine leichte Abnahme des Gesamtbestands aller Wasservogelarten erkennen. Die Wintersumme ist hierfür ein Indikator. Das Maximum der Winter-Summe (Sept-Apr) von 131.257 Individuen (1968/1969) wurde in der ersten Phase der internationalen Wasservogelzählung erreicht.

 

 

Abbildung 5: Mittelwert aller Wasservogelarten am Ammersee von 1966/67 – 1975/76 (n=10) und 2009/10 – 2018/19 (n=10)
Abbildung 5: Mittelwert aller Wasservogelarten am Ammersee von 1966/67 – 1975/76 (n=10) und 2009/10 – 2018/19 (n=10)

Phänologie des Gesamtbestands

 

Die monatlichen Bestandsentwicklungen der Wasservogelbestände der ersten und letzten zehn Zählperioden sowie des gesamten Untersuchungszeitraums zeigen teilweise ein sehr abwechslungsreiches Bild.

 

Für die Darstellung von Abbildung 5 wurden die Mittelwerte aller Wasservogelarten in den Monaten Sep. – Apr. nach Daten der Internationalen Wasservogelzählung von 1966/67 – 1975/76 (n=10) und aus den Zählperioden 2009/10 – 2018/19 (n=10) verglichen. Angegeben sind u.a. das arithmetische Mittel sowie die Standardabweichung.

 

Der Verlauf der monatlichen Bestandsgrößen zeigt, dass sie während der ersten zehn Zählperioden von September bis November stetig zunahmen. In dieser Zeit wurde das Maximum der anwesenden Wasservögel im Monat November beobachtet. Im Dezember wurde eine ähnlich hohe Anzahl an Wasservögeln erreicht (zweiter Peak). Interessant ist im Vergleich der Phänologie-Verlauf des letzten Jahrzehnts. Hier ist das winterliche Maximum an Wasservögeln nicht mehr im November und Dezember, sondern im Januar und Februar zu beobachten. Die beiden Monate (Dezember/Januar) unterscheiden sich hinsichtlich ihrer durchschnittlichen Bestandsgröße aber nur sehr gering voneinander. Gründe für die phänologischen Veränderungen sind womöglich auf den weltweit voranschreitenden Klimawandel zurückzuführen. Nach dem winterlichen Hoch nimmt die Anzahl der Vögel bis in den Monat April beständig ab. Die meisten Wasservögel verlassen langsam ihr Überwinterungs- oder Durchzugsquartier.

 Die Gesamtdarstellung der Ergebnisse aus der Zählsaison 2020/2021 findet sich in folgender Tabelle.

Quellen:

Meßner, M., (2020): Trendanalyse der winterlichen Wasservogelbestände am Ammersee 1966/67-2018/19. Unveröff. Masterarbeit (TUM)