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Der Wespenbussard (Pernis apivorus)

Wespenbussard (Foto: Bernhard Glüer)
Wespenbussard (Foto: Bernhard Glüer)

Ähnlich wie beim Mäusebussard ist die Gefiederzeichnung beim Wespenbussard sehr variabel und es gibt dunklere und hellere Individuen, sogenannte „Morphe“.  Das macht die Unterscheidung der beiden Arten nicht einfacher, gerade wenn der Vogel hoch fliegt und man gegen die Sonne schauen muss. In den meisten Fällen wird es sich um den deutlich häufigeren Mäusebussard handeln. Doch ein genauerer Blick lohnt sich.

 

Der wichtigste Anhaltspunkt bei der Bestimmung ist die Jahreszeit. Denn der Wespenbussard ist ein Langstreckenzieher und überwintert im tropischen Afrika. Bei uns hält er sich nur wenige Monate im Jahr auf, in der Regel von Mai bis Anfang September. Der Mäusebussard ist dagegen ganzjährig zu beobachten.

 

 

Wespenbussard (Männchen) (Foto: Ursula Wiegand)
Wespenbussard (Männchen) (Foto: Ursula Wiegand)

Die Brutreviere des Wespenbussards liegen in abwechslungsreich strukturierten Altholzbeständen, gerne in Gewässernähe. Der Horst wird am Stamm oder in der Krone von älteren Laub- und Nadelbäumen angelegt. Typischerweise werden dabei auch belaubte Äste verbaut. Die Nahrungshabitate, die allerdings einige Kilometer entfernt liegen können, umfassen Waldsäume, Kahlschläge, Magerrasen, Heiden und Wiesen. Eben jene Stellen, an denen die Leibspeise zu finden ist: Wespennester. Ziel sind sowohl die Larven als auch die Adulttiere. Ist ein Nest gefunden, wird es ausgegraben. Dabei wird der Wespenbussard durch die dichte Beschuppung der Beine, die dichte Kopfbefiederung und die schlitzförmigen Nasenlöcher vor den Stichen der wehrhaften Insekten geschützt. Neben Wespen dienen auch Hummeln und Bienen als Nahrung. Seltener werden Reptilien, Amphibien, Jungvögel oder Würmer verzehrt. Während der Aufzuchtphase werden die Beutetiere bzw. die Waben zu den Jungen an den Horst transportiert.

 

Wespenbussard (Weibchen) (Foto: Ursula Wiegand)
Wespenbussard (Weibchen) (Foto: Ursula Wiegand)

Wenn man im Sommer einen „verdächtigen“ Bussard am Himmel erspäht, gibt es einige Merkmale, auf die man bei der Bestimmung achten kann. Beim Wespenbussard sind an den Schwanzfedern – zusätzlich zu der breiten dunklen Endbinde – zwei weitere dunkle Binden erkennbar. Beim Mäusebussard fehlen sie. Die Schwanzfedern des Wespenbussards sind länger (mindestens flügelbreit) und er wirkt insgesamt langflügliger. Oft erscheint auch die Flügel- und Körperunterseite stärker gebändert. Der schmale Hals und Kopf werden gerade nach vorn gestreckt, ähnlich wie beim Kuckuck. Der Mäusebussard wirkt dagegen in Gestalt und Flug gedrungener. Bei der Jagd zeigt er teilweise den falkenartigen Rüttelflug, was der Wespenbussard niemals tut. Weitere Tipps zur Unterscheidung gibt es (auf Englisch) in einem Video des British Trust for Ornithology.

 

 

Wespenbussard (helle Morphe) (Foto: Antje Geigenberger)
Wespenbussard (helle Morphe) (Foto: Antje Geigenberger)

Im Landkreis Starnberg werden Wespenbussarde regelmäßig bei den Kiesgruben in Ober- und Unterbrunn, im Leutstettener Moos und im Manthal gesichtet. Insgesamt sind sie jedoch recht selten. Während der Zugzeit im September lohnt sich ein Besuch auf dem Höhenberg bei Seefeld oder dem Hirschberg bei Pähl, wo überfliegende Einzelvögel oder kleinere Trupps auf dem Zug beobachtet werden können.

 

Zum Schutz dieser heimlich lebenden Vogelart müssen störungsarme lichte Waldstrukturen mit Altbaumbestand erhalten bleiben. Damit sich die Nahrungsverfügbarkeit nicht weiter verschlechtert, bedarf es der Förderung von insektenreichen Offenlandstrukturen mit reduziertem Düngemittel- und Biozideinsatz. Und nicht zuletzt muss die illegale Jagd auf den Zugwegen bekämpft werden, da sie zu erheblichen Verlusten führt.

 

 

 

(Text: Dr. Andrea Gehrold)

 

 

 

 

 

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