Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Der Wendehals (Jynx torquilla)

Der Wendehals ist etwas größer als ein Kleinspecht und durch sein baumrindenfarbiges Gefieder bestens getarnt. Er klettert jedoch nicht wie andere Spechte mit Hilfe eines Stützschwanzes, sondern sitzt oft wie viele Singvögel waagrecht auf einem Ast. Auch trommelt er nicht.

 

 Zwar wird er taxonomisch (Taxonomie: Einteilung der Arten in Gruppen mit ähnlichen Merkmalen) zur Familie der Spechte (Picidae) gerechnet, hat aber augenscheinlich mit diesen nicht viel gemeinsam. Muss er auch nicht, denn ähnliche körperliche Merkmale müssen nicht unbedingt mit Verwandtschaft etwas zu tun haben, sondern können auch auf Grund konvergenter Evolution entstanden sein. So sind die spechttypischen zygodaktylen Füsse (zwei Zehen nach vorne, zwei Zehen nach hinten) sowie die lange Zunge eben auch beim Wendehals vorhanden.

 

Wendehals (Foto: Bernhard Glüer)
Wendehals (Foto: Bernhard Glüer)

Er ist der einzige Zugvogel in dieser Familie und zwar ein Langstreckenzieher mit Überwinterungsgebieten in Afrika und Südostasien. Wie andere Spechte auch brütet er in Höhlen, baut aber keine eigenen. Wegen seiner späten Ankunft in den Brutgebieten, ist er auf fertige Höhlen angewiesen, wenn diese schon besetzt sind ist er auch nicht zimperlich und beseitigt eventuell schon vorhandene Gelege.

 

Bei der Wahl seiner Brutgebiete ist er durchaus anspruchsvoll, wobei diese sehr unterschiedlich sein können. Er bevorzugt offene Wälder mit sonnigen Stellen, Streuobstwiesen, Weinberge und ähnliche Habitate. Wichtig sind trockene Wiesen, dort findet er am Boden seine Hauptnahrung, die Wiesenameise, die er beim Stochern in der Erde mit seiner langen klebrigen Zunge, die wie bei einer Schlange aus dem Schnabel herausschnellt, aufnimmt. Toll ist das zu sehen in diesem Video. Leider sind ungedüngte Wiesen mit derartigen Ameisennestern bei uns nicht mehr so oft zu finden, weswegen der Wendehals selten geworden ist.

 

Wendehalspaar (Foto: Thomas Hafen - www. natur-fotografieren.de)
Wendehalspaar (Foto: Thomas Hafen - www. natur-fotografieren.de)

Sein deutscher und auch der lateinische Name (Torquilla kommt von torquere = drehen, wenden) leitet sich übrigens von der Eigenart ab, bei Bedrohung mit dem vorgereckten Kopf und Hals schlangenartige Bewegungen zu vollziehen.

 

 Er brütet meist einmal in der Zeit von Mai bis August, gelegentlich kann es auch zu einer Zweitbrut kommen.

 

 Besonders singfreudig ist er am Anfang der Brutperiode, im April und Mai, das ist auch die beste Gelegenheit den Wendehals zu hören und mit etwas Glück dann auch zu entdecken. Die Gesangsstrophe besteht aus kräftigen, nasalen, ansteigenden „gäh“ oder „kje“-Lauten, oft auch im Duett von beiden Geschlechtern vorgetragen. Warnrufe klingen wie „teck“ oder „töpp“. Das Betteln der Jungvögel ist ein leises, vibrierendes „zizizi“.

 

Beide Geschlechter singen, dies dient dem Herbeilocken eines Partners und der Anzeige eines potentiellen Brutplatzes. Bis zur definitiven Wahl können auch mehrere Höhlen besungen werden. Da sowohl Männchen wie Weibchen Nistplätze dem Partner anbieten können, kommt es durchaus vor, dass das Paar getrennt an verschiedenen Stellen singt.

Es gilt aber aufzupassen, weil der Ruf des Baumfalken durchaus ähnlich klingt.

 

In Bayern steht der Wendehals mit ca. 1200-1800 Brutpaaren auf der Roten Liste Nr.1, das heißt, er ist vom Aussterben bedroht. Höchste Dichten gibt es noch im Mittleren Maintal, im Steigerwald und auf der Frankenhöhe.

 

Im Landkreis Starnberg wurde der Wendehals unter anderem im Pioniergelände bei Krailling, in der Nähe des Unterbrunner Holzes, im Manthal  und  in der Umgebung der Kiesgrube Oberbrunn regelmäßig beobachtet. Dort konnte im Jahr 2018 in einem Nistkasten auch ein Brutnachweis geführt werden. Deshalb wurden vom LBV Starnberg in diesen Gebieten Nistkästen zur Förderung der Population angebracht.

 

Beobachtungsdaten der letzten Jahre aus dem Landkreis Starnberg findet man hier.

 

(Text und Fotos, soweit nicht anders angegeben: Antje Geigenberger)

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