Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Die Wasserralle (Rallus aquaticus)

Wasserralle (Foto: Werner Borok)
Wasserralle (Foto: Werner Borok)

Ferkel im Schilf? Nein, hier hat sich wieder eine Wasserralle gemeldet! Oft gehört - selten gesehen: Die Wasserralle lebt heimlich in dichten Röhricht- und Großseggen-Beständen an Still- und Fließgewässern. Sie beansprucht dabei eine Reviergröße von 300qm, bei Idealbedingungen ist aber auch eine dichtere Besiedelung möglich (vgl. ASO-Kartierung Münsinger Feld 2016). Hier ernährt sie sich von Insekten und deren Larven, kleinen Krebstieren, Kaulquappen und Würmern, aber auch Amphibien und kleinen Fischen. Im Winter wird der Speiseplan durch pflanzliche Nahrung ergänzt. Gelegentlich läuft die Ralle am Schilfrand einer offenen Wasserfläche entlang - dann bekommt man den heimlichen Vogel endlich mal zu Gesicht:

 

Besonders auffallend ist der leicht nach unten gebogene rote Schnabel, die gestreiften Flanken und das rote Auge. Gesicht, Hals und Brust sind schiefergrau, die Oberseite dunkelbraun mit schwarzen Längsstreifen, die Unterschwanzdecken weißlich.

 

Ab März kommen die Wasserrallen in ihre Reviere zurück, die Balz beginnt ab April. Beide Elternteile bauen gemeinsam ein gut verstecktes Nest aus Gras, Halmen und anderen Pflanzenteilen zwischen Halmen oder auf schwimmender Unterlage. Hier legt die Wasserralle hauptsächlich zwischen Ende April und Anfang Juni sechs bis neun Eier, beide Partner bebrüten das Gelege 19-21 Tage lang im Wechsel.

 

Wassserralle (Foto: Jörg Möller)
Wassserralle (Foto: Jörg Möller)

Die Jungen haben nach dem Schlüpfen ein schwarzes Dunenkleid mit weißlichem Schnabel. Sie bleiben im dichten Schilf und werden von beiden Altvögeln gefüttert. Flugfähig sind sie mit etwa sieben bis acht Wochen. Während dieser gesamten Zeit sind hier ganz unterschiedliche Laute von der Wasserralle zu hören - nicht nur das oben beschriebene und hier dargestellte  Ferkelquieken.

 

Dieses Quieken ist übrigens ein Erregungslaut, der keinem klaren Verhalten zugeordnet werden kann, sondern eher Ausdruck von Aufmerksamkeit ist, somit nicht nur zur Balz geäußert wird. Insbesondere im späten Frühjahr sind ganz andere Rufe zu hören: Eine Reihe von kurze Lautäußerungen wie „gip“ oder „koep“. Diese Rufe scheinen der Paarfindung zu dienen.

 

Hält man sich dann im Brutgebiet auf, ist zuweilen auch ein Knurren zu hören. Dieser Knurrlaut wird in der Nähe des Nestes zur Brutzeit geäußert und zeigt somit eine stattfindende Brut an.

Wasserralle (Foto: Ursula Wiegand)
Wasserralle (Foto: Ursula Wiegand)

In der Dämmerung sowie nachts sind in Gebieten mit hoher Bestandsdichte auch von mehreren Vögeln, also Männchen und Weibchen sowie weiteren Revierpaaren, „Rufduette“ zu vernehmen: Ein „Ferkel“ beginnt, andere steigen ein. Wenn die Wasserrallen Junge führen, ist wiederum ein leises „uh“ oder „uhg“ als Kontaktruf zu den Jungvögeln zu hören.

 

Einen sehr guten Überblick über die Vielfalt der Rufäußerungen der Wasserralle ist unter folgendem Link zu finden: https://www.gwn.de/projekte/wasserralle/laute/

 

Im Oktober beginnt der Wegzug der Wasserralle als Nachtzieher, wobei einige Exemplare auch überwintern und dann auch an größeren Gewässern sowie Bächen bei der Nahrungssuche beobachtet werden können.

 

Im Rahmen der ASO-Katierungen konnten insbesondere in den Bereichen des Manthals sowie - südlich an den Landkreis Starnberg anschließend - im Münsinger Feld mehrere Brutpaare nachgewiesen werden. Ebenso kommt sie regelmäßig am Maisinger See vor. Da die Ralle auf wechselnde Wasserstände sensibel reagiert, kann es hier zu spürbaren Bestandsschwankungen kommen. Winterbeobachtungen erfolgen ferner regelmäßig am Starnberger See.

(Text: Oliver Focks)

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