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Die Wasseramsel (Cinclus cinclus)

Mit ihrer rundlichen Körperform, dem schwärzlich-braunen Gefieder und dem großen weißen Latz ist die Wasseramsel eigentlich unverkennbar. Sie ist etwa starengroß mit kräftigen Beinen und einem kurzen, oft gestelzten Schwanz. In ihrem typischen Lebensumfeld an schnellfließenden, sauerstoffreichen Gewässern mit Steinen, dunklem Wasser und hellen Lichtreflexen, ist sie leicht zu übersehen, zumal sie gerne durch Knicksen und Wippen die Wellenbewegungen imitiert. Oft taucht sie unvermittelt auf, schwirrt mit schnellen Flügelschlägen dicht über der Wasseroberfläche vorbei und landet auf einem umspülten Stein, von wo aus sie ihre Jagdausflüge unternimmt. Wasseramseln bauen in Höhlen, Halbhöhlen oder Nischen umfangreiche Kugelnester, meist sehr nahe am Wasserrand. Gerne nehmen sie auch Nisthilfen an. Sie sind mehrheitlich Standvögel, die auch in harten Wintern am Brutgewässer ausharren können, solange dieses nicht zufriert. Nur die nördlichsten Populationen sind Zugvögel.

Obwohl die Wasseramsel zu der Gruppe der Singvögel gehört, spielt die akustische Kommunikation bei ihr eine eher untergeordnete Rolle. Vielleicht aufgrund der störenden Nebengeräusche in ihrem Lebensraum ist sie nicht besonders sangesfreudig. Ihren durchdringenden Ruf „ztiiitz“ kann man öfter hören, der Gesang entgeht einem aber leicht.

Wasseramseln ernähren sich von Köcherfliegenlarven, Wasserinsekten und anderen aquatisch lebenden Wirbellosen, die sie tauchend oder auch schwimmend erbeuten. Beim Tauchen ist der Körper gegen die Strömungsrichtung abwärts geneigt und der Schwanz aufgestellt – ähnlich wie bei einem Spoiler am Auto wird der Vogelkörper dadurch nach unten gedrückt. So „läuft“ der Vogel gegen die Strömung am Grund, unterstützt durch kräftige Ruderbewegungen der Flügel. Unter Wasser werden Steinchen gewendet und festsitzende Insektenlarven vom Boden gelöst oder aus Ritzen zwischen den Steinen gepickt. Gelegentlich werden auch kleine Fischchen gefangen, oder – im Sommer oder bei Hochwasser – Fluginsekten, die in Ufernähe aus der Luft geschnappt werden. Von allen Singvögeln ist die Wasseramsel die einzige Art, die schwimmen und tauchen kann. Dafür hat sie eine ganze Reihe spezieller Anpassungen entwickelt:

Ihr Gefieder ist besonders dicht und ein ausgezeichneter Wärmeisolator. Sie verbringt viel Zeit mit der Gefiederpflege und imprägniert ihre Federn dabei  mit einer Mischung verschiedener Wachse und Öle, die in der Bürzeldrüse hergestellt werden. Wie wichtig diese Gefiederpflege bei Wasseramseln ist, sieht man daran, dass bei ihnen die Bürzeldrüse sechs- bis zehnmal größer ist als bei anderen Singvögeln vergleichbarer Größe.

Eine weitere Anpassung an das Leben im Wasser ist der Reflex, beim Tauchen Nase und Ohren zu verschließen. Dazu haben Wasseramseln eine spezielle Membran an den Nasenlöchern, und  Hautfalten  über den Ohröffnungen.

Wie alle Jäger kann auch die Wasseramsel sehr gut sehen, und zwar sowohl außerhalb als auch unter Wasser. Das stellt ganz besondere Herausforderungen an das Sehvermögen, weil Wasser das Licht anders bricht als Luft. Wasseramseln können über 50 Dioptrien akkomodieren. So können sie die unterschiedlichen Brechzahlen von Wasser und Luft kompensieren und sowohl über als auch unter Wasser ausgezeichnet sehen. Zum Vergleich:  Die Augen wenig spezialisierter landlebender Singvögel akkommodieren bis zu 12 Dioptrien, die von Kindern etwa 15.

Im Landkreis Starnberg kann man die Wasseramsel z.B. sehr schön an der Würm beobachten. Über die Verbreitung der Wasseramsel im Landkreis STA können Sie sich hier informieren.

 

(Text: Sophia Engel; Fotos: Hans-Joachim Fünfstück - www.5erls-naturfotos.de)

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