Dass die Namensgebung im Tierreich nicht immer ganz einfach ist, zeigt sich schön am Beispiel des Tannenhähers. Allein sein deutscher Name ist in gewisser Weise irreführend: Tannen dienen dem
Singvogel neben anderen Nadelbaumarten vielleicht noch als Nistplatz, aber sein Verbreitungsgebiet ist eng an Gebiete mit Fichten, Zirbelkiefern und Haselnüssen gebunden.
Beim wissenschaftlichen Namen Nucifraga caryocatactes kommen wir der Wahrheit schon näher, allerdings bedeuten beide Namensteile kurioserweise das Gleiche: "Nussbrecher" - einmal auf Lateinisch,
einmal auf Griechisch. Der Tannenhäher ist dabei eine von drei Arten der Gattung Nussknacker (Nucifraga) - neben dem nordamerikanischen Kiefernhäher (N. columbiana) und dem asiatischen
Himalayahäher (Nucifraga multipunctata). Wer jedoch glaubt, der scheue Vogel sei nun ständig am Nüsse knacken, wird auch hier enttäuscht: Im Sommer ernährt sich der Tannenhäher überwiegend von
Insekten, Fröschen und kleinen Reptilien, im Spätsommer von Beeren. Vor allem im Winter frisst er die Samen von Nadelhölzern, mit Vorliebe die sog. Zirbelnüsse, die - verkehrte Welt - botanisch
gesehen wiederum keine Nüsse sind. Also weist auch hier die Namensgebung in eine falsche Richtung? Nicht ganz, denn bereits im Herbst verlassen auch jene Vögel zur Nahrungssuche ihren Lebensraum,
die in den höheren Lagen der Alpen und Mittelgebirgen leben, und erscheinen in Gärten und Parks der Tallagen, um dort Haselnüsse zu fressen. Dort treffen sie auf ihre Artgenossen, die sich
ganzjährig dort aufhalten. Solche Populationen finden wir auch bei uns im Alpenvorland , z.B. auf dem Pioniergelände in Krailling.
Das folgende Video von Susanne Hoffmann präsentiert den Tannenhäher sehr anschaulich.