Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Der Sterntaucher (Gavia stellata)

Sterntaucher im Schlichtkleid am Starnberger See (Foto: Christian Haass)
Sterntaucher im Schlichtkleid am Starnberger See (Foto: Christian Haass)

Man kann ihn durchaus als Stargast bezeichnen, den Sterntaucher. Weit gereist schaut er in den Wintermonaten am Starnberger See vorbei, taucht dort aber immer nur in sehr geringer Zahl auf. Ganz im Gegenteil zum wesentlich häufigeren Prachttaucher, der ebenfalls im südlichen Seebereich überwintert und für die Ornithologen der Region ein vertrautes Bild ist.

 

 

 

Auf große Distanz und auf den ersten Blick ist es aber gar nicht so einfach, die beiden Seetaucherarten im Schlichtkleid zu unterscheiden - zumal sich in manchen Wintern auch der Eistaucher bei uns blicken lässt. Nimmt man noch den Gelbschnabeltaucher, der in Bayern sehr selten vorkommt,  und den Pazifiktaucher, der in Bayern nie vorkommt, hinzu, ist die fünfköpfige Familie der Seetaucher schon komplett.


 

Sterntaucher im Schlichtklied am Starnberger See (Foto: Christian Haass)
Sterntaucher im Schlichtklied am Starnberger See (Foto: Christian Haass)

 

Der Sterntaucher stellt mit einer Spannweite von bis zu 1,10 Meter, einer Länge von bis zu 67 Zentimetern und einem Gewicht von bis zu 1,8 kg zwar eine stattliche Erscheinung dar, ist aber dennoch der kleinste Seetaucher.

 

Im Schlichtkleid kann er vom nur unwesentlich größeren Prachttaucher auf dem Wasser durch das fehlende weiße Flankenfeld, den beim Schwimmen nach oben zeigenden Schnabel sowie einen kleinen weißen Bereich vor den Augen unterschieden werden. Sieht man den Sterntaucher von hinten, sind auch die weißen Seiten am Hals ein gutes Abgrenzungsmerkmal. Da er im Winter meist stumm bleibt, fällt bei uns die Bestimmung über Lautäußerungen weg. Umso beeindruckender ist der Ruf im Brutgebiet (siehe Video).

 

 

 

Der Balzruf des Sterntauchers (Video)


Sterntaucher im Prachtkleid (Foto: Thomas Hafen)
Sterntaucher im Prachtkleid (Foto: Thomas Hafen)

Leichter wird die Bestimmung im Prachtkleid, das unser Stargast aber fast ausschließlich während der Brutzeit zeigt, die er in Skandinavien, Schottland, Island, Irland oder Russland verbringt. Darüber hinaus kommt der Sterntaucher auch in Nordamerika vor. Das Prachtkleid sticht durch einen rostroten Halsstreif sowie feine Streifen im Nacken ins Auge - ein echter Hingucker.

 

 

 

Interessant ist die Wahl des Bruthabitats. Sterntaucher brüten auf kleinen bis sehr kleinen Seen der nordischen Tundra und Taiga. Die Gewässer bieten meist keinerlei Nahrung für die Vögel, weshalb die adulten Tiere regelmäßig das Meer, große Flüsse oder Seen anfliegen müssen, um zu jagen. Neben Fisch stehen Frösche, Wasserinsekten, Weichtiere und Krebstiere auf der Speisekarte. Bei ihren Beutezügen können die Vögel bis zu 90 Sekunden unter Wasser bleiben.

 

Fütterung der Jungen (Video)


Sterntaucher im Prachtkleid (Foto: Thomas Hafen)
Sterntaucher im Prachtkleid (Foto: Thomas Hafen)

 

Gefahr droht dem Nachwuchs des Sterntauchers, der meist aus zwei Jungtieren besteht, durch Raubmöwen, Großmöwen und Raubsäuger wie den Polar- und Rotfuchs. Der weltweite Bestand der Art gilt als weitestgehend stabil.

 

 

 

 

Geht alles gut während der von April bis Juli andauern Brutperiode, macht sich der Sterntaucher im frühen Herbst auf in seine Überwinterungsquartiere an Ostsee, Nordsee und Atlantik. Ein kleiner Teil der Population taucht aber auch im Binnenland auf – wie etwa dem Starnberger See. Im Winter 2019/2020 gab es von November bis April im südlichen Seebereich immer wieder Beobachtungen von bis zu zwei Individuen. Man muss nur genau hinschauen, sonst verlässt der nordische Stargast den See im Frühjahr genauso heimlich wie er im Herbst gekommen ist.

 

 

 

Sterntaucher am Brutplatz (Foto: Christian Haass)
Sterntaucher am Brutplatz (Foto: Christian Haass)

Hätten Sie‘s gewusst? Überraschendes vom Sterntaucher

 

 

Warum Sterntaucher? Für das Geheimnis seines Namens gibt es zwei Erklärungen. Die eine bezieht sich auf den rostroten Halsfleck im Prachtkleid, dem Gavia stellata demzufolge seinen Namen zu verdanken hat. Eine weitere führt den von hellen Sternpunkten gesäumten Rücken im Schlichtkleid als Grund an.

 

 

 

Der Sterntaucher als Regenvorhersager: Schon im 18. Jahrhundert kam in Schottland die Vorstellung auf, dass der Sterntaucher Regen vorhersagen könne und dies mit verschiedenen Rufen anzeige. Noch heute wird die Art daher in manchen Regionen wie den Shetland-Inseln als Rain Goose, als Regengans, bezeichnet.

 

 

 

Sterntaucher-Treff Nordsee: Während am Starnberger See nur einzelne Sterntaucher überwintern, geht es in der deutschen Nordsee lebhaft zu. Bestandserhebungen erbrachten Zahlen von bis zu 30.000 Tieren während der Monate März bis Mai.

(Text: Tobias Laure)

 

 

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