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Der Sperlingskauz (Glaucidium passerinum)

Sperlingskauz (Foto: Bernhard Glüer)
Sperlingskauz (Foto: Bernhard Glüer)

 

Es kann durchaus vorkommen, dass ein Sperlingskauz einmal einen Spatzen erbeutet. Aber das ist nicht der Grund für seinen Namen. Vielmehr heißt er so, weil er selbst einem Sperling ähnelt, wenn auch nur in der Körpergröße. Es handelt sich um die kleinste Eulenart in Europa, die mit 14 bis 19 cm nur wenig größer ist als der Haussperling, welcher 13 bis 15 cm misst, beides wie in der ­Or­ni­tho­­logie üblich, von Schnabelspitze zu Schwanzspitze. Wegen seines gedrungeneren Körperbaus bringt der Sperlingskauz allerdings deutlich mehr auf die Waage als ein Spatz: Das Männchen wiegt im Durchschnitt 60 Gramm, das Weibchen 70 Gramm und, wenn es sich Reserven für die Brutzeit zulegt, sogar bis zu 100 Gramm. Ein Haussperling wiegt dagegen nur ca. 30 Gramm.

 

Sperlingskauz (Foto: Antje Geigenberger)
Sperlingskauz (Foto: Antje Geigenberger)

 Zum Beutespektrum des Sperlingskauzes gehören in erster Linie Vögel und Kleinsäuger, wobei er auch Tiere erlegen kann, die ihn selbst an Größe und Gewicht übertreffen, wie zum Beispiel Drosseln und Ratten. Der Sperlingskauz jagt vor allem in der Morgen- und Abenddämmerung, gelegentlich auch tagsüber - jedoch nicht in der Nacht, vermutlich um nicht Beute größerer Eulenarten zu werden. Man kann seine Rufe deshalb manchmal zugleich mit dem Gesang tagaktiver Singvögel hören. Zu sehen ist er wegen seiner heimlichen Lebensweise allerdings nur selten.

 

 

Der Sperlingskauz kommt in den gemäßigten Breiten von ganz Europa und Asien vor. Er benötigt dichten Wald, also vor allem Nadelwald, als Ruhegebiet, aber lichteren, aufgelockerten Wald zum Jagen; er brütet in Baumhöhlen, oft stammen diese von Buntspechten. Ausgedehnte Fichten-Monokulturen sind daher für ihn ungeeignet, weil sie sich weder als Jagdrevier eignen, noch Brutplätze bieten.

 

Sperlingskauz (Foto: Pit Brützel)
Sperlingskauz (Foto: Pit Brützel)

In manchen Gebieten ist der Sperlingskauz derzeit in Ausbreitung begriffen, was wohl mit der zunehmenden Abkehr von Fichten-Monokulturen zusammenhängt, möglicherweise aber auch einen weiteren, erstaunlichen Grund hat, nämlich die mancherorts erfolgreiche Wiedereinbürgerung des Uhus. Zu den Hauptbeute­tieren des Uhus gehört nämlich der Waldkauz, und der ist wiederum Hauptfeind der nochmals kleineren Arten Raufußkauz und Sperlingskauz. So berichten jedenfalls Ornithologen aus Schleswig-Holstein im „Eulen-Rundblick“ (Aug. 2018, S. 95), dass zeitlich im Einklang mit der Ansiedlung von Uhus die Waldkauzpopulationen verdrängt worden seien, aber Raufußkäuze und Sperlingskäuze sich „schlagartig“ ausgebreitet haben.  

 

Im Landkreis Starnberg wird der Sperlingskauz nur sehr selten beobachtet. Jedes Jahr gibt es nur einige wenige Nachweise.

 

(Text: Rudi Netzsch)

 

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