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Die Schwanzmeise (Aegithalos caudatus)

Schwanzmeise (Foto: Thomas Hafen)
Schwanzmeise (Foto: Thomas Hafen)

 

 

„Pfannenstielchen“, „Bratpfännchen“ – die volkstümlichen Namen für die Schwanzmeise haben ihren Ursprung in der ungewöhnlichen Gestalt des kleinen Vogels. Auf den winzigen kugeligen Körper, der in aparten Schwarz-, Braun-, Rosé- und Beigetönen gefärbt ist, folgt ein rund anderthalb mal so langer Schwanz. Im Feld sind Schwanzmeisen daher kaum mit anderen Vögeln zu verwechseln. Oft treten sie in kleineren Trupps auf, ziehen unstet umher und machen durch ihre  schnurrenden oder scharf sirrenden Stimmfühlungslaute auf sich aufmerksam. Diese klingen deutlich anders als die typischen Rufe der echten Meisen, mit denen die Schwanzmeise auch nicht näher verwandt ist.

 

 

 

Schwanzmeise im Nest (Foto: Antje Geigenberger)
Schwanzmeise im Nest (Foto: Antje Geigenberger)

Besonders bemerkenswert ist der Nestbau des kleinen Vogels. Aus Moosen und Flechten, die mit Spinnweben verwoben werden, bauen die Vogeleltern gemeinsam ein kugeliges Nest, das trotz seiner filigranen Bauweise sehr stabil ist und auch Stürmen oder längeren Regenperioden standhält. In dieser weich mit Federn ausgepolsterten Höhle brütet das Weibchen in zwei bis drei Wochen meist acht bis zwölf Junge aus. Brütende Schwanzmeisen sind übrigens oft an ihren schiefen Schwanzfedern zu erkennen, die sie sich in der Enge des Nests verbogen haben.

 

Schwanzmeisen gehören zu den wenigen Vogelarten, die ein Helfersystem ausgebildet haben. Dabei unterstützen mehrere Individuen das Elternpaar bei der Jungenaufzucht. In der Regel handelt es sich um enge Verwandte, die nicht selbst brüten oder deren Brutversuch nicht erfolgreich war. Solche Kooperationen sind beispielsweise auch vom amerikanischen Eichelspecht (Melanerpes formivicorous) und dem tasmanischen Grünfuß-Pfuhlhuhn (Tribonyx mortierii) bekannt.

weißköpfige Schwanzmeise (Foto: Ursula Wiegand)
weißköpfige Schwanzmeise (Foto: Ursula Wiegand)

Von der Schwanzmeise gibt es eine ganze Reihe von Unterarten, die sich in drei größere Gruppen einteilen lassen: Die caudatus-Gruppe zeichnet sich durch einen rein weißen Kopf aus. Sie erstreckt sich von Nord- und Osteuropa über Asien bis nach Nordjapan. Unsere bayerischen Schwanzmeisen gehören zur europaeus-Gruppe. Sie ist durch breite schwarze Längsstreifen an den Kopfseiten gekennzeichnet, die in einen schwarzen Rücken übergehen. Auch die alpinus-Gruppe hat schwarze Kopfstreifen, aber einen grauen Rücken. Im Winter kommt es gelegentlich zu Einflügen nördlicher Schwanzmeisen der caudatus-Nominatform. Es lohnt sich also, bei winterlichen Schwanzmeisentrupps genauer auf die Kopffärbung zu achten. Allerdings treten auch unter unseren einheimischen Schwanzmeisen vereinzelt weißköpfige Exemplare auf. Daher sind nur Trupps, die ausschließlich aus weißköpfigen Exemplaren bestehen, mit einiger Sicherheit der caudatus-Unterart zuzurechnen.

 

Schwanzmeise beim Nestbau (Foto: Antje Geigenberger)
Schwanzmeise beim Nestbau (Foto: Antje Geigenberger)

 

 

Im Landkreis Starnberg ist die Schwanzmeise ein regelmäßiger Brutvogel, der das ganze Jahr zu beobachten ist. Besonders in feuchten, reich strukturierten Laub- und Mischwäldern, aber auch in Parks und Gärten ist sie häufig anzutreffen. Im Winter hat man gute Chancen, sie an der Vogelfütterung zu beobachten, wo sie sich gerne am Fettfutter bedient. Laut dem Atlas der Brutvögel in Bayern und dem Atlas Deutscher Brutvogelarten sind die Bestände recht stabil, es können allerdings regional starke Bestandsschwankungen auftreten.

 

(Text: Thomas Hafen)

 

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