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Der Rothalstaucher (Podiceps grisegena)

Rothalstaucher (Foto: Frank Derer - LBV Archiv)
Rothalstaucher (Foto: Frank Derer - LBV Archiv)

Wer im Landkreis Starnberg Rothalstaucher beobachten will, muss sich warm anziehen. Der Grund liegt auf der Hand, denn Deutschlands zweitgrößter Lappentaucher ist bei uns fast ausschließlich in den kühleren und kalten Monaten von Oktober bis April zu Gast. Dann allerdings lässt er sich am Starnberger See regelmäßig beobachten, wenn auch in relativ geringer Zahl. 

 

Die besten Chancen, den Rothalstaucher zu Gesicht zu bekommen, bieten sich im südlichen Bereich des Starnberger Sees. In der Seeshaupter Bucht etwa wurden im Winter 2020/2021 laut ornitho.de bis zu 12 Individuen gleichzeitig festgestellt – eine relativ hohe Zahl. Mehr Informationen zur Phänologie und den Beobachtungsorten finden sich im Starnberger Vogelatlas.

 

Auf die schöne rote Halsfärbung, die dem Vogel zu seinem Namen verhalf, muss man bei uns allerdings meist verzichten. Die nämlich trägt der Rothalstaucher nur im Prachtkleid und da die nächsten Brutgebiete sich erst in Nord- und Ostdeutschland finden, braucht man schon Glück, um Podiceps grisegena im Landkreis in voller Färbung anzutreffen. Ansonsten brütet die Art in Europa vor allem in Skandinavien, Osteuropa oder Russland. In Nordamerika und Ostsibirien kommt der Rothalstaucher in einer etwas größeren Unterart vor.

Rothalstaucher im Schlichtkleid (Foto: Sebastian Zysk)
Rothalstaucher im Schlichtkleid (Foto: Sebastian Zysk)

 

 

Doch zurück an den Starnberger See, wo sich die Wintergäste von kleineren Fischen und Wasserinsekten ernähren. Ist der Rothalstaucher im Prachtkleid mit seinem roten Hals sowie dem scharf schwarz und weiß gezeichneten Kopf unverwechselbar, so braucht es im Winter doch ein wenig Übung, um den Vogel von seinen Verwandten abzugrenzen.

 

 

 

Vor allem aus größerer Distanz oder bei beeinträchtigten Sichtbedingungen kann es zu Verwechslungen mit dem Hauben- oder auch dem Ohrentaucher kommen. Der gelbe Schnabelansatz, der dunkel gefärbte Hals oder auch die im Vergleich zum Haubentaucher gedrungenere Gestalt helfen bei der Bestimmung.

 

Rothalstaucher (Foto: Rosl Rössner - LBV Archiv)
Rothalstaucher (Foto: Rosl Rössner - LBV Archiv)

Kommen die Vögel schließlich wieder in ihren Brutarealen an, suchen sie sich zum Nestbau in der Regel kleine, flache und mit Röhricht bestandene Seen und Teiche. Damit, so wird vermutet, verhindert der Rothalstaucher eine direkte Konkurrenz mit dem robusteren Haubentaucher, der häufig an größeren Gewässern anzutreffen ist. Die Balzrituale der beiden Arten, so etwa das gegenseitige Materialpräsentieren oder die tanzähnlichen Bewegungen, weisen indes große Ähnlichkeiten auf. Zu den markanten Lautäußerungen gibt es auf der Webseite von xeno-canto.org eine Datenbank mit Aufnahmen. Das Brutgeschehen selbst beginnt ab Ende April, die vier bis fünf Eier werden dabei von beiden Elternteilen bebrütet.

 

Rothalstaucher haben in ihren verschiedenen Lebensphasen eine ganze Reihe an unterschiedlichen Prädatoren zu fürchten. Neben der Gefahr für die Küken, dem Hecht zum Opfer zu fallen, machen auch Habicht, Sperber, Wanderfalke, große Eulen, Weihen oder der Seeadler Jagd auf den Lappentaucher.

 

Rothalstaucher im Schlichtkleid (Foto: Sebastian Zysk)
Rothalstaucher im Schlichtkleid (Foto: Sebastian Zysk)

Auf der Roten Liste der Brutvögel Deutschlands von November 2015 wird der Rothalstaucher als “ungefährdet“ geführt. Die Bestandsschätzungen aus den Jahren 2005 bis 2009 gehen von 1800 bis 2600 Brutpaaren im Land aus. Der kurzfristige Trend ist stabil, der langfristige sieht eine "deutlichen Zunahme" voraus – und das ist in Zeiten abnehmender Vogelbestände bei vielen Arten eine sehr erfreuliche Nachricht.

 

Hätten Sie’s gewusst? Überraschendes vom Rothalstaucher

 

Ein Ferkel im Schilf? Besser noch einmal nachschauen, denn wer sich zur Brutzeit im Gebiet des Rothalstauchers bewegt, könnte soeben Ohrenzeuge der durchdringenden, ferkelartigen Lautäußerungen des Rothalstauchers geworden sein. Vergisst man nicht so schnell.

 

Ein vermisster Verwandter: Weltweit existieren acht Arten der Lappentaucher-Gattung Podiceps, darunter der Rothalstaucher. Theoretisch könnten es aber neun sein, denn: Der Andentaucher wurde letztmals 1977 gesichtet und lebte nur am Totasee unweit der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá. Er gilt als ausgestorben, aber wer weiß ...

 

(Text: Tobias Laure)

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