Im Spätherbst werden die Stromleitungen für die jungen Schwalben zu Start- und Landeschnüren. Hier sammeln sich die Schwalben zu Hunderten vor ihrem Flug in den warmen Süden. Und sind dann
plötzlich verschwunden. Bevor die Landschaft verdrahtet wurde, sammelten sich die Schwalben vor dem Abflug in den Schilfbeständen. Und da sie dort von einem Tag auf den anderen verschwanden,
entstand die Geschichte vom Winterschlaf der Schwalben. Aristoteles (384 – 322 v.Christus) vertrat die Ansicht, dass die Schwalben wie Amphibien schlafend auf dem Grunde eines Sees überwintern,
um erst im Frühjahr wieder „aufzutauchen“ und Insekten über der Wasseroberfläche zu jagen. Die Mär vom Winterschlaf der Schwalben hielt sich bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts. Selbst Carl von
Linné (1707 – 1778), der Begründer der biologischen Systematik, hielt noch an dieser Geschichte fest.
In den 1990er Jahren gab es erschreckende Nachrichten über die Rauchschwalbe. Im Zusammenhang mit der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl 1986 wurde bei den Rauchschwalben aus der Gegend um
den Reaktor eine erhöhte Rate von partiellem Albinismus festgestellt. Bei den Tschernobylschwalben waren ca. 15% der Tiere partiell albinotisch, während in Vergleichspopulationen die Zahl
der partiell albinotischen Schwalben zwischen 0 und 1 % lag. Ein deutliches Zeichen für die unheimlichen Konsequenzen dieses Atomunfalls.
Weitere Informationen zur Rauchschwalbe finden Sie auf einer speziellen Rauchschwalbenseite aus der Umgebung von Leipzig.
(Text: Pit Brützel)