Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Der Prachttaucher (Gavia arctica)

Prachttaucher und Höckerschwan
Prachttaucher und Höckerschwan

Bei einem Blick in ornitho.de kann man schnell den Eindruck gewinnen: Der Prachttaucher ist der häufigste Vogel im Landkreis Starnberg/ Starnberger See. Das ist natürlich nicht der Fall, aber der Starnberger See ist sicherlich einer der besten Plätze in Deutschland, um diese wunderschönen nordischen Vögel zu beobachten.

 

Ab Oktober erscheinen die ersten Prachttaucher bei uns. Zu diesem Zeitpunkt haben Sie einen kurzen Sommer in ihren Brutgebieten in Schottland, Skandinavien, im Baltikum und dem gesamten nördlichen Russland bis Alaska verbracht. Der Gesamtbestand wird auf etwa 2 Mio Tiere geschätzt. Dort leben sie an Seen in der Tundra und Taiga. Je nach klimatischen und geographischen Verhältnissen legen die Prachttaucher zwischen Mitte April und Anfang Juli meist zwei Eier und ziehen nach einer Brutzeit von 27 bis 30 Tagen die Jungen groß, die nach etwa fünf Wochen alleine Nahrung suchen können und nach ca. acht Woche flügge sind.

August und September sind die Monate, in denen die Prachttaucher ihre Brutgebiete wieder verlassen und ihre Überwinterungsgebiete aufsuchen. Überwiegend sind sie Kurzstreckenzieher und sind dann hauptsächlich in der westlichen Ostsee, in der Nordsee, an der Atlantikküste und auch noch im nördlichen Mittelmeer anzutreffen. Und einige von ihnen im Binnenland an größeren Seen, besonders häufig am Boden- und Starnberger See.

 

Mitte Oktober kommen die ersten Taucher an den Starnberger See und sind dann bis Mitte April regelmäßig zu beobachten. Die größten Zahlen sind bei uns meist Ende November und dann wieder im Februar/ März (immer in Abhängigkeit von der Witterung) zu verzeichnen, in den letzten Jahren waren es dann zu diesen Zeiten bis zu 40 oder mehr Exemplare. Da sie oftmals im mittleren Seedrittel schwimmen, sind die idealen Beobachtungsmöglichkeiten an windstillen Tagen, an denen Wasser- und Lufttemperatur ähnlich sind und es so zu keinem Flimmern über der glatten Wasseroberfläche kommt. Mit ein wenig Glück sind diese Seetaucher aber auch recht ufernah zu erblicken.

Am liebsten halten sie sich in der südlichen Seehälfte und hier noch eher am Ost- als am Westufer auf. Ammerland, Ambach und das Erholungsgelände Ambach sowie die gesamte Seeshaupter Bucht sind die besten Beobachtungsstandorte, um Prachttaucher am Starnberger See zu beobachten, nördlich der Roseninsel sind sie so gut wie nie zu erblicken. In der Regel tragen sie bei uns ihr Ruhekleid, in dem sie durch den deutlichen Kontrast zwischen heller Unter- und dunkler Oberseite, dem weißen Feld im hinteren Flankenbereich und dem schlanken geradem Schnabel gut zu erkennen und von anderen Seetauchern (Sterntaucher, Eistaucher) sowie den häufigen Haubentauchern zu unterscheiden sind. Das wunderschöne Brutkleid, das dem Prachttaucher seinen Namen gegeben hat, kann mit etwas Glück im Oktober bei den ersten eintreffenden Wintergästen und dann wieder ab Ende März bei den wieder zurückmausernden Altvögeln bewundert werden – sicherlich immer ein Highlight eines Beobachtungstages. Ab Ende März/ Anfang April nehmen die Zahlen deutlich ab, bis in den Mai sind aber regelmäßig noch Einzelvögel anzutreffen. In einigen Jahren übersommern auch einzelne, dann i.d.R. vorjährige Vögel, auf dem See – so auch bspw. im Sommer 2014, in dem in der Seeshaupter Bucht 3 Prachttaucher regelmäßig während der gesamten Zeit beobachtet werden konnten.

 

(Text: Oliver Focks; Fotos: Christian Haass)

weitere Vogelportraits