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Der Gänsesäger (Mergus merganser)

Der Gänsesäger ist der größte und häufigste Vertreter der drei bei uns  vorkommenden Sägerartigen (Mergus und Mergellus) aus der Familie der Entenvögel (Anatidae).

Besondere Merkmale des Gänsesägers sind ein stromlinienförmiger Körper, der im Flug wegen der schnellen, flachen Flügelschläge auch leicht mit Tauchern verwechselt werden kann, und ein langer relativ dünner, roter Schnabel. Vorne sitzt ein markanter Haken (sog. Hakenschnabel) und innen an den Schnabelkanten befinden sich scharfe Hornzähne, die dem Festhalten der Beute dienen sowie  maßgeblich namensgebend für den Gänsesäger sind.

Männchen im Prachtkleid sind überwiegend weiß gefärbt und stechen mit ihren im Licht  grün schillernden Kopf auch aus einem größeren Trupp von Wasservögeln heraus.

Das adulte Weibchen und Männchen im Schlichtkleid besitzen ein graues Körpergefieder mit rostbraunem Kopf auf. Auffälliges Merkmal ist darüber hinaus ein fülliger, abstehender, beim Weibchen meist deutlicher ausgeprägter, Federschopf am Hinterkopf.

Das Jugendkleid ähnelt dem des Weibchens, der Schnabel ist jedoch nicht so leuchtend rot und der Kopf weist bis in den Herbst einen weißen Zügelstreif auf. Beim Männchen wird während der Mauser im Herbst des zweiten Lebensjahres das weibchenfarbige Kleid durch das erste Prachtkleid ersetzt.

Der Gänsesäger wird in weiten Teilen des nördlichen Eurasiens und Nordamerikas in drei Unterarten angetroffen. 

Bei uns ist er sowohl Brutvogel als auch Überwinterungsgast anzutreffen. Er brütet an Flüssen, Seen und sogar in besiedelten Gebieten, einzige Voraussetzung ist, dass eine geeignete Bruthöhle oder Brutnische vorhanden ist.

Ringfunde haben gezeigt, dass Gänsesägerweibchen sehr brutarealtreu sind, die Männchen hingegen jährlich Partnerin und somit Brutareal wechseln können. Dies ist besonders interessant, da es in Mitteleuropa zwei – genetisch unterschiedliche - Gänsesägerpopulationen mit deutlich getrennten Brutarealen gibt: eine am Nordrand der Alpen (ca. 2000 BP), zu der auch die Population an den oberbayerischen Gewässern zählt und eine zweite nördliche, deren Habitat sich über die Nord- und Ostsee bis in den Norden Skandinaviens erstreckt. Die nördliche Population zieht im Winter in mildere Gefilde und trifft dort auf die „Alpensäger“. Die standorttreuen Weibchen bringen nach der Verpaarung im Winterquartier neue, skandinavische Männchen mit in ihr Brutareal und sorgen so für den nötigen Genaustausch.     

Der Gänsesäger wird in Deutschland derzeit auf der Roten Liste (2015)  in der Kategorie V (Vorwarnliste) geführt. Der Brutbestand in Bayern wird auf 420-550 Brutpaare geschätzt, die Überwinterungszahlen liegen weitaus höher. (bis 2300 Individuen in Bayern, Brutvögel in Bayern, 2012).

In den letzten Jahren konnte ein positiver Trend bei der bayerischen wie der deutschen Population verzeichnet werden.

 

Gefahren bestehen für den Gänsesäger zum einen durch die Fischerei, die immer mehr einen Konkurrenten in den fischfressenden Vogelarten sieht und eine Abschussgenehmigung. Fordert. Hier eventuell auftretende Konflikte müssen genau geprüft und umsichtig beurteilt werden.

 

Weitere Gefahren bestehen für den Gänsesäger durch die Zerstörung von Lebensräumen. So ist ihr Lebensraum eng an klare Gewässer gebunden, da sie ihre Beute ausschließlich auf Sicht jagen. Das könnte mit ein Grund für das seltene Vorkommen in Niederbayern darstellen.

In den letzten Jahren konnte vermehrt beobachtet werden, dass der Gänsesäger sich an Störungen (Schwimmer, Boote...) anpasst und mittlerweile sogar häufig in Städten wie München, Augsburg oder Kempten brütet. Dabei weicht er zumeist auf unnatürliche Nistplätze, wie z.B. Hauskamine, aus. Interessant und gefährlich zugleich sind dabei die ersten Lebenstage und Wochen des Nachwuchses. Als Nestflüchter verlassen die noch flugunfähigen Jungen schon sehr bald (u.U. sogar schon am ersten Tag) zusammen mit Ihrer Mutter die Bruthöhle. Je nach Lage selbiger auch mit einem wagemutigen Sprung ins Unbekannte. In folgendem Video von Andreas Schulze aus dem Kloster Schäftlarn kann man das sehr gut beobachten.

Aber auch wenn die Familie wohlauf ein Gewässer erreicht hat, sind noch nicht alle Gefahren überwunden. So steht der Nachwuchs weiterhin auf der Speisekarte diverser Greifvögel. Auch wird die junge Familie, sollte ihre Heimat kein stehendes Gewässer sein, die ersten Tage bis zu 40km täglich von der reißenden und gefährlichen Strömung (z.B. Oberlauf der Loisach von Griesen über Garmisch, Eschenlohe und Ohlstadt bis in den Kochelsee) flussabwärts getragen. Diese große Verdriftung durch die Strömung ist auch mit ein Grund dafür, warum die Erfassung des Bruterfolges beim Gänsesäger relativ schwierig ist und eine möglichst genaue Bestimmung des Alters der Pulli erfordert.

 

An den Gewässern im Landkreis Starnberg ist der Gänsesäger ganzjährig regelmäßig anzutreffen, Bruten sind in den letzten Jahren u.a. regelmäßig an Würm und Starnberger See nachgewiesen.

Der Starnberger See und der Ammersee sind Gewässer mit landesweiter Bedeutung für Gänsesäger während der Mauser, der Ammersee darüber hinaus auch ein Gebiet von landesweiter Bedeutung für die Überwinterung und Brut des Gänsesägers. Nähere Informationen findet man auf den Seiten des LfU.

(Text: Korbinian Weidemann; Fotos: H.-J. Fünfstück - www.5erls-naturfotos.de)  

 

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