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Der Grauspecht (Picus canus)

Er ist der Heavy Metal-Drummer unserer Vogelwelt: Aufgrund der besonders günstigen Resonanz verwendet der Grauspecht auch Metallabdeckungen auf Masten oder Dächern als Trommelunterlage. Und sein Tempo lässt jeden Schlagzeuger erblassen: Die Schlagfrequenz beträgt etwa 20 Schläge pro Sekunde, wobei ein Wirbel bis zu 40 Schläge umfassen kann. Und der Grauspecht liebt seine Instrumente: Er benutzt oft dieselben, gut resonierenden Trommelunterlagen über Jahre.

 

Der Grauspecht ist in unserem Gebiet während des gesamten Jahres zu beobachten. Das Voralpine Hügel- und Moorland sowie die Alpen gehören zu seinen Verbreitungsschwerpunkten in Bayern. So verzeichnet auch der Ornithologische Jahresbericht für den Landkreis Starnberg in 2018 insgesamt 215 Beoachtungen, die meisten davon im März und April. Kein Wunder, machen Grauspechte doch vorwiegend in den Monaten März bis Mai durch Rufen und Trommeln auf sich aufmerksam. Die Balz beginnt zwar schon im frühen Spätwinter - bei mildem Wetter bereits Ende Januar, aber ihren Höhepunkt erreicht sie erst Ende Februar und Anfang März, bevor sie schließlich im April endet.

 

Sieht man den Grauspecht fliegen, so zeigt er einen sehr schnellen, wellenförmigen Bogenflug: Er schlägt die Flügel einige Male rasch hintereinander und legt sie dann – im Wellental des Flugverlaufes – eng an den Körper. Diesen charakteristischen Flug kennen wir auch vom Grünspecht. Und auch in anderen Dingen ist der Grauspecht seinem Vetter ähnlich, aber es bestehen auch brauchbare Unterscheidungsmerkmale: Beim leuchtend olivgrün-gelben Grünspecht tragen beide Geschlechter deutlich rote Stirn-Scheitel- und Nackenabzeichen, beim weniger intensiv gefärbten Grauspecht zeigt nur das Männchen eine kleine rote Stirn-Scheitelplatte. Der Grünspecht ist helläugig, seine gesamte Wangenpartie ist schwarz. Beim dunkeläugigen Grauspecht sind hingegen nur kleine Bereiche (undeutliches Zügelband, schmaler Bartstreif) schwarz.

Der Grauspecht ist in seinen Habitatsansprüchen deutlich anspruchsvoller als der Grünspecht. Meist meidet er Nadelwälder und bevorzugt stattdessen alte Laubmischwälder mit einem hohen Totholzanteil. Man findet ihn im Inneren geschlossener Buchenwälder, aber auch in Auwäldern, in Moor- und Bruchwäldern sowie in Sekundärlebensräumen wie Parkanlagen, Obstgärten, Friedhöfen oder Golfplätzen, wo er in enger Nachbarschaft mit dem Grünspecht vorkommt.

 

Während der Grünspecht jedoch als auffälliger, präsenter Vogel gilt, lebt der Grauspecht meist sehr verborgen und unauffällig. Seine Bruthöhle legt er in stark geschädigten bis abgestorbenen Bäumen an, meist in Höhen zwischen drei und fünf Metern über dem Boden. Dabei achtet er darauf, dass das Einflugloch möglichst vor Witterungseinflüssen geschützt ist. Gegen Mitte April erfolgt die Eiablage, und die Jungen schlüpfen zwei bis drei Wochen später. 2018 bestand im Landkreis Starnberg an mehr als zehn Stellen Brutverdacht.

 

 

Seine Nahrung sucht der Grauspecht überwiegend am Boden. Dabei ernährt er sich vornehmlich von Ameisen (Waldameisen, Wegameisen und Knotenameisen), ohne auf diese so deutlich angewiesen zu sein wie der Grünspecht. Auch Raupen, Grillen, Käferlarven, Fliegen und Läuse stehen auf seinem Speiseplan. Im Spätherbst (und auch im Winter) wird der Grauspecht jedoch überwiegend zum Vegetarier und nimmt in beträchtlichen Mengen Beeren und Früchte zu sich. Dabei kann man ihn gelegentlich beobachten, wie er dazu kopfunter an einem Zweig hängt.

 

 

Besonders günstige Nahrungsplätze werden gegenüber seinen Artgenossen und anderen Vögeln aggressiv verteidigt, ebenso wie Rastplätze, Schlafhöhlen ... und Trommelplätze: Doch ein echter Metal-Drummer!

 

(Text: Klaus-Peter Hütt; Fotos: Antje Geigenberger)

 

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