Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Der Gartenrotschwanz (Phoenicurus phoenicurus)

Gartenrotschwanzmännchen (Foto: Stefan Greif)
Gartenrotschwanzmännchen (Foto: Stefan Greif)

Der Gartenschwanz ist der bunte Vetter des häufigeren Hausrotschwanzes (Phoenicurus ochruros). Beide gehören zur großen Gruppe der Drosseln (Turdidae) und sind damit Verwandte von Amsel, Rotkehlchen oder Steinschmätzer. Während das Männchen des Hausrotschwanzes ein düsteres grau-schwarzes Gefieder hat und nur der rote Schwanz auffällig ist, leuchten beim Gartenrotschwanz Brust und Bauch in schönem Orange. Auch im Gesang unterscheiden sich die beiden Arten deutlich. Die Strophen des Hausrotschwanzes sind immer wieder durch Pausen und seltsame knirschende Geräuschen unterbrochen, der Gartenrotschwanz singt dagegen ein hübsches, etwas wehmütiges Lied, das zum Ende hin sehr variantenreich wird und oft Imitationen anderer Vogelarten enthält.

Gartenrotschwanzweibchen (Foto: Antje Geigenberger)
Gartenrotschwanzweibchen (Foto: Antje Geigenberger)

Die Weibchen beider Arten lassen sich im Übrigen schwerer unterscheiden. Frau Gartenrotschwanz ist insgesamt heller und unterseits beige, während die Hausrotschwänzin ein mausgraues Kleid trägt. Beide weisen aber den typischen roten Schwanz auf, der dieser Gattung ihren Namen gegeben hat.

 

Die beiden bei uns heimischen Rotschwanzarten unterscheiden sich aber auch deutlich in ihren Lebensraumansprüchen. Der Hausrotschwanz ist, wie der Name schon andeutet, stark an Gebäude gebunden, die seinem ursprünglichen felsigen Habitat ähneln. Der Gartenrotschwanz ist dagegen ein Bewohner strukturreicher Landschaften mit altem Baumbestand. Er fühlt sich vor allem in Laub- und Mischwäldern, aber auch – wie der Name schon andeutet – in großen Gärten, Kleingartensiedlungen oder Parks wohl. Schließlich unterscheiden sich beide Arten auch in ihrem Zugverhalten. Während der Hausrotschwanz vor dem Winter meist nur bis in die Mittelmeerregion flieht, zieht es den Gartenrotschwanz über die Sahara ins weit entfernte zentrale und westliche Afrika. Das Brutareal des Gartenrotschwanzes ist außerdem sehr viel größer als das des Vetters. Es reicht vom nördlichen Afrika bis in den äußersten Norden Skandinaviens und von Spanien im Westen bis zum Baikalsee im Osten.

Gartenrotschwanzmännchen (Foto: Thomas Hafen - www.natur-fotografieren.de)
Gartenrotschwanzmännchen (Foto: Thomas Hafen - www.natur-fotografieren.de)

Aufgrund seiner langen Heimreise kehrt der Gartenrotschwanz viel später zu uns zurück als der Hausrotschwanz. Erst Ende April, Anfang Mai ist der Gesang der Männchen zu hören, die vor den Weibchen ankommen. Die knirschenden Strophen des Haurotschwanzes erklingen dagegen oft schon im März. Sobald wenig später auch die Gartenrotschwanzweibchen eintreffen, beginnt das Brutgeschäft. Meist wählen die Vögel dafür eine Halbhöhle oder Nische, in ursprünglichen Habitaten wie den Nadelwäldern der finnischen Taiga sind zudem Bodenbruten nicht unüblich. Aber auch in Briefkästen, Reisigbündeln, Blumentöpfen oder hinter Fensterläden wurden schon Gartenrotschwanznester gefunden. Hat das Weibchen sich für eine der vom Männchen vorgeschlagenen Nistmöglichkeiten entschieden, legt es in der Regel sechs oder sieben grünlichblaue Eier, aus denen nach 12 bis 14 Tagen die Jungen schlüpfen. Da das Weibchen erst nach dem Legen des letzten Eis mit dem Brüten beginnt, gibt es keinen nennenswerten Alters- und Größenunterschiede zwischen den Jungen. Zweitbruten sind in Mitteleuropa relativ selten, falls es doch dazu kommt, legt das Weibchen oft schon in einem zweiten Nest Eier, während es noch die Jungen aus der Erstbrut versorgt. Gefüttert wird der Nachwuchs mit Insekten und Spinnen, ohnehin die Hauptnahrung des Gartenrotschwanzes. Erwachsene Gartenrotschwänze verschmähen aber auch Beeren und andere Früchte nicht.

Gartenrotschwanzmännchen (Foto: Ursula Wiegand)
Gartenrotschwanzmännchen (Foto: Ursula Wiegand)

Der Bestand des Gartenrotschwanzes nahm in Deutschland seit den 1950er Jahren signifikant ab. Dieser Abwärtstrend scheint aber seit den 1990ern gestoppt, die Bestände sind seitdem relativ stabil oder nehmen sogar wieder leicht zu. In Bayern dagegen, wo der Gartenrotschwanz ohnehin nur lückig verbreitet ist, scheint der Bestand weiter zurückzugehen. Im Landkreis Starnberg ist er nur selten zu sehen und zu hören, im Jahr 2014 wurden hier keine Bruten nachgewiesen.

 

Als Langstreckenzieher ist der Gartenrotschwanz besonders vielen Gefahren ausgesetzt, angefangen von Lebensraumverlust im Brutgebiet durch Siedlungsverdichtung und Pestizideinsatz über die zahlreichen Risiken, die in Form von Leimruten und Fangnetzen auf seinem Zugweg lauern, bis hin zu Umweltkatastrophen und Klimaveränderungen in den Überwinterungsgebieten. Vielflieger wie der Gartenrotschwanz lassen sich deshalb nur durch vereinte Anstrengungen in allen seinen Lebensräumen schützen.

(Text: Thomas Hafen - www.natur-fotografieren.de)

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