Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Die Flussseeschwalbe (Sterna hirundo)

Flussseeschwalbe (Foto: Thomas Hafen - www.natur - fotografieren.de)
Flussseeschwalbe (Foto: Thomas Hafen - www.natur - fotografieren.de)

Die Flussseeschwalbe gehört zur Familie der Seeschwalben (Sternidae). Diese verdanken ihren deutschen Namen dem gegabelten Schwanz und den meisterhaften Flugkünsten, die sie mit den Schwalben gemeinsam haben.  Phylogenetisch sind sie jedoch nahe mit den Möwen verwandt.

 

 

Das Gefieder adulter Flussseeschwalbe ist weiß bis gräulich. Der Grauton der Flügeloberseiten verdunkelt sich zur Flügelspitze hin. Das sommerliche Prachtkleid zeichnet sich außerdem durch den prägnanten, schwarzen Oberkopf und den roten Schnabel mit schwarzer Spitze aus. Die Beine sind ebenfalls rot gefärbt.

Diesjährige Jungtiere erkennt man an einer hellen Stirnpartie und dem braun-grau gemusterten Gefieder. Außerdem sind Schnabel und Beine noch nicht rot, sondern orange gefärbt.

Männchen und Weibchen sind sich im Erscheinungsbild sehr ähnlich und lassen sich im Feld kaum unterscheiden.

 

Flussseeschwalbennest (Foto: Andrea Gehrold)
Flussseeschwalbennest (Foto: Andrea Gehrold)

Flussseeschwalben gehören zu den Langstreckenziehern. Ihre Überwinterungsgebiete liegen viele tausend Kilometer entfernt in West- und Südafrika. Nur während der Brutzeit (April bis September) halten sie sich in Deutschland auf. Eine Besonderheit dieser Art ist, dass sie als Brutvogel nicht nur in den küstennahen Bereichen Norddeutschlands vorkommt (wie die meisten anderen Seeschwalbenarten), sondern auch im Binnenland – unter anderem in Bayern.

 

Küken der Flussseeschwalbe (Foto: Andrea Gehrold)
Küken der Flussseeschwalbe (Foto: Andrea Gehrold)

Um erfolgreich brüten zu können, benötigen Flussseeschwalben offene, unbewachsene Strukturen (z. B. Kiesinseln), auf denen sie ihre flache Nestmulde anlegen können. Auch die Störungsarmut nahe der Brutstätte spielt eine große Rolle. Das Gelege umfasst meist 2 – 3 Eier (Spanne: 1 – 4 Eier) und wird von beiden Elternteilen bebrütet. Auch später, bei der Aufzucht der Jungen, wechseln sich das Weibchen und das Männchen ab. Es ist keine Seltenheit, dass die Eltern auf ihren Nahrungsflügen mehrere Kilometer zurücklegen. Durch Stoßtauchen erbeuten sie kleine Fische, die dann quer im Schnabel gehalten und zu den Jungen zurücktransportiert werden. Die Jungtiere sind schließlich nach knapp vier Wochen flügge. Sie werden danach noch mehrere Wochen von den Eltern betreut, nicht zuletzt, um die Kunst des Stoßtauchens zu erlernen.

 

Zum Stoßtauchen kann man hier ein schönes Video betrachten.

Flussseeschwalbe (Foto: Pit Brützel)
Flussseeschwalbe (Foto: Pit Brützel)

Flussseeschwalben brüten in der Regel erst im dritten oder vierten Lebensjahr und können über 20 Jahre alt werden. Gerade ältere Individuen zeigen eine stark ausgeprägte Brutplatztreue. Sie kehren also jedes Jahr in ihre angestammte Kolonie zurück. Dadurch sind auch langjährige Saison-Ehen möglich, obwohl die Partner den Winter teilweise getrennt verbringen.  

Leider sind geeignete Brutplätze im Binnenland sehr selten geworden. Diese Entwicklung ist sowohl den Maßnahmen zu Flussbegradigungen und Staustufen als auch der steigenden Freizeitnutzung gewässernaher Bereiche zuzuschreiben. Tatsächlich war das Brutvorkommen der Flussseeschwalbe in Bayern zu Anfang der 1980er Jahre fast vollkommen erloschen.  Nur durch die Bereitstellung künstlicher Brutflöße und Nistinseln war es überhaupt möglich, dass mittlerweile wieder einige hundert Paare in Bayern brüten. Trotzdem ist diese einst so verbreitete Art hierzulande immer noch als „gefährdet"  einzustufen (Rote Liste der Brutvögel Bayerns(2016) , Kategorie 3).

Flussseeschwalbenfloß am Starnberger See (Foto: Horst Guckelsberger)
Flussseeschwalbenfloß am Starnberger See (Foto: Horst Guckelsberger)

Die beiden größten Brutpopulationen in Bayern befinden sich auf den Nistflößen am Starnberger See und am Ammersee. Allein am Starnberger See haben im Jahr 2014 circa 62 Paare gebrütet. 

Da die Altvögel bei einer Annäherung durch den Menschen sofort auffliegen und die Bebrütung der Gelege bzw. die Versorgung der Jungtiere unterbrechen, ist es besonders wichtig, dass die Umgebung der Brutstätte von Störungen frei bleibt. Im Fall des Starnberger Sees umfasst dieser kritische Bereich den geschützten Landschaftsbestandteil „Bucht von St. Heinrich“. Hier sollten Wassersport- und Freizeitaktivitäten unbedingt vermieden werden, um die scheuen Vögel nicht zu verschrecken und die Aufzucht der Jungen nicht zu gefährden.

 

 

Text: Dr. Andrea Gehrold (Gebietsbetreuung Starnberger See)

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