An einem Weg durch den Kreuzlinger Forst steht eine in die Jahre gekommene Schautafel, welche "Einheimische Singvögel" abbildet. Auch wenn dort nur einige wenige - und wohl eher häufige - Arten
abgebildet wurden, dürfte sie auch bei eingefleischten Vogelkennern ein nachdenkliches Stirnrunzeln zur Folge haben: Den "Wiesenschmätzer" hat man noch nie gehört. Und der soll einheimisch und
sogar häufig sein? Immerhin, die anderen Arten kennt man irgendwie. Auch wenn die Tafel - man ahnt es angesichts der verblichenen Farben - nicht mehr ganz aus diesem Jahrhundert stammen dürfte,
so liegt hier kein Fehler vor. Die handgezeichnete Abbildung passt zu einem Vogel, den wir heute "Braunkehlchen" (Saxicola rubetra) nennen. Vielleicht war dieser Vogel früher als
"Wiesenschmätzer" bekannt? Dazu passt die englische Bezeichnung "Whinchat" (whin=Ginster, chat=plaudern, schwatzen) ja ganz gut. Und das Braunkehlchen lebt passenderweise auf blütenreichen
Wiesen, wo es sich akrobatisch an den dünnen Stängeln der Blumen und Stauden festklammert, um von dort aus Jagd auf am Boden kriechende Insekten zu machen. Sein Nest baut es ebenfalls direkt in
der Wiese auf dem Boden. Ein sympatischer, schöner kleiner Singvogel, der "die Wiese" als Lebensraum hat, sollte darüber hinaus nicht allzu selten sein! Schließlich gibt es Wiesen doch an jeder
Ecke, in beliebiger Art, Form und Größe! Oder?